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Wolfsmanagement

Wolfsrisse: Umweltministerin Lemke spielt mit Dialogreihe auf Zeit

Schafe auf einer Weide mit einem Warnschild vor dem Wolf
am Donnerstag, 01.06.2023 - 10:20 (3 Kommentare)

Den Weidetierhaltern läuft die Zeit davon. Das Bundesumweltministerium reagiert darauf mit einer Dialogreihe Wolf. Betroffene befürchten eine Hinhaltetaktik.

Annett Schellenberger, Vizepräsidentin der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), und DBV-Pressesprecher Axel Finkenwirth.

In ihrer Sonderkonferenz Anfang Mai haben die Umweltminister der Länder das Thema Wolf wieder einmal vertragt. Man müsse noch einen exakten Sachstand einholen, so lautete die Begründung.

Ein Argument, das bei einer Pressekonferenz der Landnutzer- und Weidetierhalterverbände am Mittwoch in Berlin (31.5.) nur Kopfschütteln auslöste.

„Wozu haben wir eigentlich das Dokumentationszentrum Wolf“, merkte Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen und Vizepräsident des Deutschen Jagdverbandes an. „Die müssten doch die Zahlen aus dem Stand nennen können.“ Jetzt wieder aufs Neue zum Gespräch zu bitten, wirke daher eher, als wolle das Bundesumweltministerium auf Zeit spielen.

Viele Dialoge zum Wolf wurden ohne konkretes Ergebnis geführt

Ein Vorgehen, das Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), nicht länger hinnehmen will. Man habe seit Jahren viele Dialoge geführt, ohne dass politische Maßnahmen folgten. Mittlerweile sei erwiesen, dass eine Koexistenz von Wolf und Weidetieren nur über den Herdenschutz nicht erreichbar sei, sagte Krüsken. Es sei nun höchste Zeit, Maßnahmen zur Bestandsregulierung zu ergreifen.

Dieses Thema wird vom Bundesumweltministerium aber nicht angegangen. Das war der Grund, warum Landnutzer- und Weidetierhalterverbände am Vortag der Veranstaltungsreihe des Umweltministeriums zu einer eigenen Veranstaltung eingeladen haben. Sie wollten ihre Ansichten außerhalb des Programms des Bundesumweltministerium darstellen.

Wolfsmanagement: Das fordern die Weidetierhalter

Als konkrete politische Forderungen nennt Krüskens:

  • Den günstigen Erhaltungszustand des Wolfes der EU-Kommission mitzuteilen.
  • Änderungen bei der Entnahme - die bisherigen Regelungen im Bundesnaturschutzgesetz funktionieren nicht. So gab es bislang kaum Entnahmen.
  • Es brauche konkrete Zahlen für einen akzeptierten Bestand.

Die Zweifel an einem ergebnisorientierten Dialog durch das BMU scheinen berechtigt. Der Titel der Reihe Wolf „Monitoring, Erfassung und Entwicklung der Wolfspopulation“ legt nahe, dass nur auf statistische Zahlen eingegangen werden soll, Maßnahmen zur Wolfsregulierung werden nicht erwähnt.

Der Koalitionsvertrag sieht ein differenziertes Wolfsmanagement vor

Bleibt die Frage, was kann man dann überhaupt von den Gesprächen erwarten?

Für Dammann-Tamke gibt es durchaus einen konkreten Ansatz. In der Koalitionsvereinbarung ist ein regional differenziertes Bestandsmanagement als Ziel festgelegt, sofern es EU-konform zu realisieren ist. Dass dies machbar ist, haben andere Länder, etwa Schweden, bereits beweisen.

Dazu müssten aber juristischen Änderungen erfolgen. Eine Entnahme von Wölfen ist laut Bundesnaturschutzgesetz bei auffälligen Wölfen zwar heute bereits möglich. Über den Vollzug beziehungsweise juristische Klagen werde diese Vorgehensweise aber wieder ausgehebelt, wie Steffen Pingen vom DBV aus Erfahrung berichtete. Hier brauche es praktikable Lösungen, denn ein Herdenschutz sei ohne Bestandsregulierung nicht möglich.

Der Wolf hat in Deutschland keine natürlichen Feinde

Auf ein natürliches Gleichgewicht von Wolf und Beute könne man auf jeden Fall nicht hoffen, wie Damman-Tamke zu bedenken gibt. In einer Kulturlandschaft, in der die Menschen nun einmal leben, wird der Wolf keine natürliche Regulierung erfahren.

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