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Fit für die Ernte

Mähdrescher einstellen: 7 Tipps für den optimalen Drusch

Mmähdrescher bei der Ernte
am Dienstag, 28.06.2022 - 05:06 (Jetzt kommentieren)

Wenn Sie Ihren Mähdrescher optimal einstellen, sind über 20 Prozent Mehrleistung der Maschine bei der Ernte drin. Diese Grundregeln sollten Sie dabei beachten.

Grundsätzlich werden Mähdrescher nach zwei Kriterien eingestellt: nach den Bestandesbedingungen und nach dem Durchsatz. Das heißt, jedes Mal vor dem Dreschen sollte man den Bestand "befühlen" und die Druscheignung mit seinen Händen erfassen. Dazu reißt man ein paar Ähren ab und spürt sofort wie fest sie am Halm hängen. Die Hände sind quasi das individuelle Dreschwerk mit dem die Körner ausgerieben werden. Mit dieser einfachen, subjektiven Bestandesanalyse liegt man in der Einstellung tendenziell immer besser, als sich ausschließlich an den Anzeigeinstrumenten der Maschine zu orientieren.

1. Passen Sie die Einstellung dem Durchsatz an

Die Mähdreschereinstellung richtet sich nicht nur nach den Bestandesbedingungen, sondern auch nach dem Durchsatz. Steigert man die Fahrgeschwindigkeit von fünf auf sechs km/h, wird meist nur der Fahrhebel nach vorn geschoben, aber selten die Einstellung der Arbeitsorgane dem erhöhten Durchsatz angepasst.

Im Beispiel muss jedoch das Dreschwerk 20 Prozent mehr Erntegut ausdreschen und die Reinigung hat 20 Prozent mehr Material auf den Sieben zu entmischen. Wird der Durchsatz erhöht, ohne die Einstellung "mitzuziehen", stößt man schnell an die Verlustgrenze. Die leistungsabhängige Einstellung ist eine sehr wirkungsvolle, aber leider unterschätzte Maßnahme.

2. Schnitthöhe: So tief wie nötig, so hoch wie möglich

Bei der Schnitthöhe gilt: So tief wie nötig und so hoch wie möglich. Jeder Zentimeter, den man höher mäht, bringt zwei Prozent mehr Leistung und ebenso viel weniger Dieselverbrauch (10 cm höherer Schnitt = 20 Prozent Mehrleistung). Die Halmbasis ist grün und feucht, dieser Abschnitt muss nicht durch alle Arbeitsorgane.

Je nach Strohverwendungszweck und folgender Bodenbearbeitung wird nur so tief wie nötig gemäht. Damit verbessert man nicht nur die Schnittleistung, sondern auch die gesamte Abscheideleistung des Mähdreschers.

3. Achten Sie beim Schneidwerk auf Qualität

Wichtig ist ein intaktes Schneidwerk. Ein gleichmäßiger Gutfluß im Schneidwerk, mit den Ähren voran, ist Grundvoraussetzung für die optimale Beschickung des Dreschwerks. Bei stoßweiser Zuführung arbeitet das Dreschwerk stets aggressiver und der "unrunde" Verlauf setzt sich fort. Die Korbabscheidung sinkt, die Reinigungsleistung ist schlechter, der Bruchkornanteil steigt, die Schüttler-/Rotor- und Reinigungsverluste steigen. Schnitthöhe und Varioschneidwerk sind gewinnbringend einzusetzen.

4. Passen Sie die Einstellung Schritt für Schritt an

Die meisten Fahrer nutzen als Ausgangsbasis die programmierte Grundeinstellung beziehungsweise rufen die selbst abgespeicherten Werte auf. Für die Anpassung der Mähdreschereinstellung an die

  • Bestandesbedingungen,
  • Durchsatz,
  • Verluste und
  • Qualität

sollte immer Schritt für Schritt vorgegangen werden.

Nach jeder Maßnahme wird kontrolliert, ob sie den gewünschten Erfolg gebracht hat. Erst dann geht man zum nächsten Einstellschritt über. Schrittweise heißt auch, dass die Paarung der Arbeitsorgane nacheinander abgearbeitet werden. Zum Beispiel zuerst der Korbspalt für einen entsprechenden Durchsatz und dann die Trommeldrehzahl für den Ausdrusch. Ebenso bei Gebläse und Siebstellung.

5. Beachten Sie beim Drusch die Tageszeit

Über einen Erntetag verändern sich die Druschbedingungen mitunter drastisch. Am Anfang der Beerntung ist das Stroh meist gerade abgereift, aber noch zäh, der Spelzenschluß ist fester beziehungsweise die Grannen sind elastisch. Das Dreschwerk muss aggressiver arbeiten. Mit zunehmender Reifezeit verbessern sich die Druscheigenschaften. Einen überreifen, trockenen Weizen drischt man Ende der Kampagne sehr schonend, um Bruchkorn zu vermeiden und Kurzstroh zu verhindern.

Drehzahlunterschiede zwischen zähem und mürbem Weizen können durchaus 350 U/min betragen.

6. Überschreiten Sie die Verlustmarke von einem Prozent nicht

Wer Leistung will, muss schärfer dreschen und höhere Druschverluste in Kauf nehmen. Bei schlechten Witterungsbedingungen, wo zum Beispiel Fallzahlverlust droht, ist das eine angesagte Strategie. Wer dagegen verlustminimiert arbeitet, fährt langsamer und drischt schonender.

Jedoch ist 1 Prozent Schüttler-/Rotor- und Reinigungsverlust eine Marke, die man nicht überschreiten sollte. Man kann durchaus mit 0,5 Prozent bei verringerter Fahrgeschwindigkeit arbeiten, aber das fehlende Strohpolster und der damit verbundene höhere Bruchkornanteil machen den vermeintlichen Vorteil wieder wett.

7. Kalibrieren Sie Verlustanzeiger mit der Prüfschale

Verlustanzeiger für Schüttler-/Rotor- und Reinigungsverluste geben nur Tendenzen wieder und müssen täglich mit der Prüfschale kalibriert werden. Wenn Kurzstrohteile oder Halmknoten auf die Geber prallen und als Verlustkörner gewertet werden, kommt es zu falschen Schlüssen bei Einstellung und Fahrweise. Das kostet Geld, Qualität und Leistung.

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