Wenn das Getreide gedroschen ist, geht es nahtlos mit Arbeiten auf dem Acker weiter. Die erste Stoppelbearbeitung steht an. Je nach Region spricht man auch vom ersten Stoppelsturz. Dabei sollen Grubber oder Scheibeneggen die verbleibenden Getreidestoppeln samt Wurzeln flach abschneiden. Das verhindert, dass nach der Ernte Feuchtigkeit aus dem Boden aufsteigt und oberflächlich verdunstet. Fachleute sprechen davon, den kapillaren Aufstieg oder die Kapillarwirkung zu unterbrechen. Außerdem soll das Getreide keimen, das nicht im Korntank des Mähdreschers gelandet ist, sondern mit Stroh und Unkrautsamen zurück auf den Acker kam. Zusammen mit den Unkrautsamen soll das Ausfallgetreide anwachsen, um es mit einem zweiten Stoppelbearbeitung mechanisch zu bekämpfen.
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Stoppelbearbeitung: Warum schräg grubbern und nicht gerade?
Über die richtige Fahrweise während der ersten Stoppelbearbeitung gibt es unterschiedliche Ansichten. Einige Landwirte fahren auf dem Acker mit dem Grubber oder der Scheibenegge in dieselbe Richtung, wie sie bereits mit der Sämaschine das Getreide ausgesät hatten. Sie folgen den Getreidereihen und bearbeiten in der sogenannten Hauptarbeitsrichtung. Auch die Fahrgassen sind so angelegt. Andere Landwirte bearbeiten die Stoppeln schräg zur Aussaatrichtung. Wenn die Aussaat- und Hauptarbeitsrichtung 0°enstpricht, arbeiten sie zwischen 10° und 30° schräg. Treffen die Meinungen von gerade- und schräg-Fahrer aufeinander, gibt es häufig Diskussionen über die richtige Arbeitsweise.
Ist Stoppelbearbeitung ein Thema für einen Generationskonflikt?
Auch wenn man es nicht am Alter der Landwirte festmachen kann, vertreten häufig ältere Landwirte den geraden Arbeitsgang, während jüngere Landwirte die schräge Arbeitsweise bevorzugen. Das hat auch Gründe: mit großen Arbeitsbreiten schräg zu Saatrichtung zu grubbern wurde erst mit dem Aufkommen der Parallelfahrsysteme komfortabel. Mit einem Lenksystem ist es kein Problem durch das Speichern von zwei Punkten eine A-B-Linie zu setzen und diese über den gesamten Schlag anzuwenden. Manche Lenksysteme bieten auch die Funktion „Punkt plus Richtung“ an. Vom Startpunkt muss der Fahrer nur noch die Gradzahl einstellen - die A-B-Linie erzeugt das Lenksystem automatisch.
Wie schräg sollte man grubbern?
Über den richtigen Winkel zur Saatrichtung gibt es keine allgemeingültige Empfehlung. Manche Landtechnikhersteller empfehlen 10° bis 15°. Manche Flächen werden auch mit 30° oder 45° bearbeitet. Dabei gilt: je schräger die Bearbeitung, desto mehr schlagen sich Fahrspuren und andere Unebenheiten auf den Fahrer durch. Außerdem muss der Grubber auch am Rand sauber arbeiten und darf keine Bodenwellen anhäufen.
Schräg Grubbern in der Stoppelbearbeitung – das sind die Vorteile:
Beim Stoppelsturz sprechen einige Gründe für die schräge Arbeitsweise. Hier die Vorteile im Überblick:
- Verstopfungsgefahr mindern
- Stroh besser verteilen
- Fahrspuren besser einebnen
- Ganzflächig schneiden
- Weniger Zugkraftbedarf
Stoppelbearbeitung schräg zur Saatrichtung – Strohverteilung

Bleibt das Stroh auf der Fläche, sind Landwirte auf eine optimale Strohverteilung durch den Mähdrescher angewiesen. Die Qualität der Strohverteilung ist vom Wind und den Einstellungen der Leitbleche am Häcksler abhängig. Außerdem schaffen Mähdrescher mit sehr breiten Schneidwerken es häufig nicht das Stroh auf die gesamte Arbeitsbreite zu verteilen. Passt die Strohverteilung nicht, kann der Grubber (Scheibeneggen rollen über das Stroh oder zerschneiden es und verteilen es kaum) mit einer schrägen Arbeitsweise im ersten Stoppelsturz zumindest Strohhaufen einfacher auseinanderziehen und verteilen. Aber Achtung: der Effekt ist begrenzt und Stoppelbearbeitung kann keine schlechte Strohverteilung ausbügeln!
Stoppelbearbeitung schräg zur Saatrichtung – Verstopfungsgefahr mindern
Viel organische Masse ungleich verteilt bedeutet häufig, dass der Grubber anfälliger für Verstopfungen zwischen den Scharen wird. Verstopfungen entstehen vor allem dann, wenn viel Stroh auf Schare triff und die nur wenig Boden bewegen. Sie können dann das Stroh nicht einmischen und schieben Strohberge an. Häufig ist das in Fahrspuren der Fall, wenn eine Scharreihe direkt in der etwas tieferen Spur läuft und nur wenig oder gar kein Bodenkontakt hat. Wer schrägt zur Fahrspur fährt, mildert so die Verstopfungsgefahr des Grubbers.
Stoppelbearbeitung schräg zur Saatrichtung – Fahrspuren einebnen
Die tieferen Spuren in den Fahrgassen einzuebnen ist ein weiterer Grund, warum einige Landwirte schräg zu Saatrichtung die erste Stoppelbearbeitung durchführen. Werden die meist 5 bis 10 cm tieferen Spuren leicht schräg überfahren, können die Schare Boden in die Vertiefungen schütten und die Fahrspuren so etwas einebnen. Fährt man parallel zu den Fahrgassen, bleibt dieser Effekt aus. Dazu kommt das Problem, dass die Erde in den Fahrspuren teilweise unbearbeitet bleibt. Aber Achtung – auch hier gilt: Die Aufgabe der ersten Stoppelbearbeitung ist nicht vorrangig Verdichtungen zu lockern oder das Feld einzuebnen. Für diese Aufgaben gibt es eine zweiten oder weitere Bearbeitungsschritte in der Bodenbearbeitung.
Stoppelbearbeitung schräg zur Saatrichtung – ganzflächig schneiden
Die Stoppeln ganzflächig zu schneiden ist eine der Hauptaufgaben der ersten Stoppelbearbeitung. Nur wenige Grubber schaffen das wirklich gut. Fährt der Grubber parallel zu den Getreidereihen, arbeiten die Schare - je nach Strichabstand – teilweise genau zwischen zwei Stoppelreihen. Statt die Restpflanzen abzuschneiden, hinterlässt der Grubber unbearbeitete Stoppelreihen. Bei schräger Fahrweise treffen die Schare immer auf Stoppeln und haben keine Chance, sich zwischen den Reihen durchzumogeln.
Stoppelbearbeitung schräg zur Saatrichtung – weniger Zugkraftbedarf
Es gibt bisher keine wissenschaftlichen Belege, aber die schräge Fahrweise könnte weniger Zugkraft benötigen und damit Kraftstoff sparen. Bei Zugkraftversuchen mit unterschiedlichen Grubbern wurde überraschenderweise festgestellt, dass die Fahrten mit schräger Bearbeitungsrichtung bis zu 10 Prozent weniger Zugkraft benötigen. Ein Erklärungsversuch ist, dass die schräge Bearbeitung mehr Platz und mehr unbewachsenen Boden bietet, um die Stoppeln mit den Scharen loszubrechen. Gesicherte Ergebnisse über das Einsparpotential und die möglichen Gründe für den geringeren Zugkraftbedarf bei Schrägfahr gibt es bisher jedoch nicht.
Schräg Grubbern in der Stoppelbearbeitung – das sind die Nachteile
Zur Saatrichtung schräg versetzt zu grubbern hat auch Nachteile. Es gibt Gründe, warum Landwirte daher lieber in Hauptarbeitsrichtung die Stoppeln bearbeiten. Vor allem auf kleinen Flächen ist die schräge Fahrweise unbeliebt. Statt zwei Vorgewende zu bearbeiten, müssen Fahrer durch die schräge Bodenbearbeitung an allen vier Feldgrenzen ein Vorgewende einplanen. Dadurch entstehen mehr Keile, also spitz zulaufende und unbearbeitete Bereiche. Die müssen zeitaufwendig und mit doppelter Befahrung von Flächen abgearbeitet werden.
Arbeitszeit: Dauert es länger, wenn man schräg grubbert?

Über eine unterschiedliche Bearbeitungszeit der beiden Arbeitsmethoden gibt es keine Untersuchungen. Mehr Bereiche als Vorgewende, mehr unpraktische Keile und mehr Wendemanöver sprechen allerdings gegen die schräge Arbeitsmethode und lassen eine etwas geringere Flächenleistung erwarten. Auf der anderen Seite sind nur sehr wenige Felder als Rechteck symmetrisch angelegt. Viele Schläge haben eine ungleichmäßige und unregelmäßige Form, was auch mit gerader Fahrstrategie die Bearbeitung aufwendig macht.
Erste Stoppelbearbeitung schräg und wie im zweiten Stoppelsturz fahren?
Es gibt unterschiedliche Meinung über die richtige Fahrstrategie für den ersten Stoppelsturz. Landwirte nutzen nach dem ersten Durchgang sehr unterschiedliche Fahrstrategien für die folgenden Bearbeitungsschritte. Der zweite Durchgang in der Stoppelbearbeitung sollte tiefer erfolgen als der erste. Einige Landwirte fahren hier wieder in der Hauptbearbeitungsrichtung. Dann soll auch das Säen in Hauptbearbeitungsrichtung einfacher fallen. Andere fahren schräg zur Saatrichtung – diesmal aber um -10 bis -30°. Andere fahren wie auch im ersten Durchgang schräg mit 10° bis 30°, versetzen aber die Fahrspuren um ein halbe Arbeitsbreit.