Was ist Wirtschaftsdünger wert? Dieser Frage ging Dr. Fabian Lichti von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in seinem Vortrag beim Triesdorfer Gülletag nach. Unter Berücksichtigung der aktuellen Marktentwicklungen im Bereich Mineraldünger und Energie ist sein Wert selbstverständlich gestiegen. Der kalkulatorische Wert des Wirtschaftsdüngers betrug vor einem Jahr bei Rindergülle noch 6,70 €/m³, bei Schweinegülle 5,26 €/m³ und bei Biogasgärrest 8,28 €/m3. Aktuell sind alle Werte im Schnitt doppelt so hoch.
Doch Lichti gab zu bedenken, dass in den Berechnungen der Versuche immer das Mineraldüngeräquivalent (MDÄ) auf den Ammonium-Stickstoff-Gehalt (NH4-N) bezogen wird. Der Grund: NH4-N beschreibt den kurzfristig verfügbaren N-Anteil im Wirtschaftsdünger. Die DüV-Mindestwirksamkeiten sind aber auf Ngesamt bezogen. Ein Beispiel soll den Unterschied verdeutlichen: Der Wirtschaftsdünger (Rindergülle) mit 3,8 kg N/m3 hat 1,9 kg NH4-N/m3, das sind 50 % NH4-Anteil von Ngesamt. Das entspricht einem MDÄ (NH4-N) von 70 % bzw. einem MDÄ (Ngesamt) von 35 %.
Mehrertrag gleicht höhere Kosten aus

Mit einer effizienteren, aber teureren Ausbringtechnik kann der Stickstoff von den Pflanzen besser ausgenutzt werden und in einen Mehrertrag einfließen. Das rechnet sich unterm Strich, ergaben Lichtis Analysen. So hat die Schlitztechnik rund 90 % MDÄ (NH4-N), das System Schleppschlauch liege dagegen bei 40 %.
„Trotz der hohen Düngerpreise ist es betriebswirtschaftlich sinnvoll, bedarfsgerecht zu düngen und nicht zu wenig zu applizieren, denn der aktuelle Mehrerlös gleicht die höheren Kosten aus“, so Licht. Demnach steigt der kalkulatorische Wert der Wirtschaftsdünger auch mit den steigenden Mineraldüngerpreisen. Zu wenig zu düngen reduziert den Ertrag und damit auch bei den aktuell höheren Marktpreisen auch den Erlös.
Die richtige Düngestrategie führt zum Erfolg
Der Wert des Wirtschaftsdüngers ist das eine – sein effizienter Einsatz das andere. Markus Heinz, Leiter Abt. Pflanzenbau und Versuchswesen Triesdorf, präsentierte einige Tipps für eine effiziente Düngestrategie – aufbauend auf den vielen Triesdorfer Versuchsergebnissen. Ein wichtiger Baustein ist dabei die NIRS-Technologie als Hilfsmittel für den Qualitätsnachweis bei der Gülleabgabe, für nährstoffbasierte Abrechnung der ausgebrachten Mengen oder zur Dokumentation des Wirtschaftsdüngerverbringens. Aber auch bei einer gezielten Zumischung von Flüssigdünger v. a. in Ackerbaubetrieben bietet sich diese Messmethodik an.
Organischen und mineralischen Dünger kombinieren
Anhand dieser analysierten Versuchsergebnisse ermittelte Heinz Strategien für verschiedene Kulturen:
- Getreide: Eine Kombination von organischer und mineralischer Düngung (1. Gabe mineralisch, 2. Gabe organisch, 3. Gabe mineralisch) ist auch bei hohen Düngerpreisen sinnvoll.
- Mais: Silomais verwertet Wirtschaftsdünger am besten. Doch es gibt Einschränkung bei der Menge in Roten Gebieten, ansonsten ist eine betriebliche Saldierung wichtig. Die Kombination mit Unterfuß- bzw. Saat-Andüngung ist sinnvoll. Man sollte aber auf die Einhaltung der Phosphorgrenzen achten. (Körnermais verlangt eine andere Düngestrategie.)
- Grünland: Eine organische Herbstgabe in Kombination mit mineralischem Dünger im Frühjahr ist empfehlenswert. Nitrifikationshemmer führen zu Emissionsreduzierung und Mehrerträgen im Grünland. Die Kombination aus organischem und mineralischem Dünger zum ersten und zweiten Schnitt führt zu Mehrerträgen und verbessert die Futterqualität. Aber die Düngung nach dem zweiten Schnitt bei trockenen Bedingungen ist weniger sinnvoll.
- Raps: Die Verwertung von Wirtschaftsdünger ist im Herbst möglich. Im Frühjahr können Schäden durch Fahrspuren auftreten. Raps hat eine schlechtere N-Effizienz bei Wirtschaftsdünger aufgrund des frühen Bedarfs.
Der Anbau von grobkörnigen Leguminosen senkt den Düngerbedarf. Stilllegung und Brache erhöhen insgesamt den Flächenbedarf für die Gülleausbringung.
Rechtzeitig an die nächste Saison denken
Angesichts der Lage auf den Düngermärkten gab Markus Heinz den Praktikern folgende Tipps mit auf den Weg:
- Ankauf von überschüssigen Düngermengen vor der Ernte, soweit Lagermöglichkeiten bestehen. Absicherung von Teilmengen an Betriebsmitteln im Herbst.
- Teilverkauf der Ernte zur Gegensicherung der hohen Betriebsmittelpreise.
- Erzeugerpreise für die Produktion von Biomasse werden steigen (Silomais).
- Im Herbst auf die Liquidität für den Einkauf von Betriebsmitteln achten.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.