Der Unterschied zwischen Blatt- und Lufttemperatur in 1,50 Meter Höhe kann bis zu 10°C betragen. Deshalb sollten bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln die genauen Witterungsbedingungen in Augenschein genommen werden. Das dlz agrarmagazin hat in seiner Ausgabe Februar 2016 zwölf Tipps gegeben, worauf Sie achten sollten.
1. Temperaturunterschiede beachten
Der Temperaturunterschied zwischen der Pflanze und der Luft in 150 cm ist tagsüber oft am größten. Nachts dagegen ist die Temperatur in 10 cm Höhe niedriger als in 150 cm. Faustregel: Der Unterschied zwischen den Lufttemperaturen 10 und 150 cm über einer Grasfläche ist genauso groß wie der Unterschied zwischen der Temperatur in 10 cm Höhe und der des Blatts selbst.
2. Temperatureinfluss in Bezug setzen
Der Großteil aller Mittel muss oberirdisch von Blättern oder Stängeln aufgenommen werden, deshalb spielen Luftfeuchtigkeit, Blattnässedauer und Niederschlag ebenfalls eine wichtige Rolle. Bevor die Präparate wirken können, müssen diese erstmal die Blatthaut passieren. Die Temperatur übt eine direkte Wirkung aus, durch bessere und schnellere Aufnahme und schnellere Wirkung des Mittels.
3. Präparateformulierung genau erkunden
Kenntnisse des Formulierens sind nützlich, um zu verstehen, wie die Präparate von der Pflanze aufgenommen werden und was die Aufnahmegeschwindigkeit beeinflussen. Formulieren heißt, Wirk- und Hilfsstoffe so zu kombinieren, dass der Wirkstoff gut verteilt wird. Denken Sie an Hilfsstoffe, wie Lösungsmittel, Trägerstoffe, Emulgatoren, Dispergier- oder Netzmittel.
4. Aufnahmegeschwindigkeit berücksichtigen
Wirkstoffe lösen sich entweder in öligen Stoffen oder sie vermischen sich mit wässrigen Verbindungen. Etwa 90 bis 95 Prozent aller Formulierungen sind wässrig. Ölige Formulierungen haften sehr schnell an der Wachsschicht.
Insektizide bei Wärme: Insekten nehmen die Temperatur ihrer Umgebung an. Eine Laus hat die des Blatts, auf dem sie sitzt. Ihre Aktivität nimmt mit steigender Temperatur zu. Je aktiver die Insekten, desto wahrscheinlicher ist, dass sie mit dem Insektizid in Berührung kommen.
Doch aufgepasst: Insektizide werden bei viel Licht schnell abgebaut, also in warmen, sonnigen Perioden. Spritzen Sie immer zu Beginn des Abends. Die Temperatur in den Pflanzen ist dann noch recht hoch. Danach nimmt das Sonnenlicht schnell ab.
5. Luftfeuchte messen
Die Menge Wasserdampf, die die Luft enthalten kann, ist nicht unbegrenzt. Je höher die Temperatur ist, desto mehr Wasserdampf kann die Luft aufnehmen.
6. Bei Extremen nicht spritzen
Wenn Pflanzen unter zu trockenen Verhältnissen leiden und ihre Blätter welken, ist eine Spritzung mit Präparaten, die aufgenommen werden müssen, sinnlos. Zudem kann beträchtlicher Schaden entstehen, weil die Blätter nicht mehr durch Wasserverdunstung gekühlt werden. Die Blatttemperaturen können dann auf 40 oder sogar 45 °C steigen. Wird dann gespritzt, sind Schäden nicht auszuschließen.
7. Dicke der Wachsschicht abschätzen
Bei trockenem Wetter, das heißt bei geringer relativer Luftfeuchte, viel Strahlung und Wassermangel an den Wurzeln, bildet eine Pflanze viel Wachs an der Blattoberfläche aus, um sich gegen Austrocknung zu schützen. Die Dicke der Wachsschicht hat großen Einfluss auf die Aufnahme der Präparate.
8. Alte oder junge Blätter besprühen
Ältere Grasblätter haben einen horizontaleren Stand als jüngere und nehmen deshalb Pflanzenschutzmittel leichter über diese auf. Bei Ungräsern sollte die vegetative Entwicklung daher fortgeschrittener sein, damit genügend Blattmasse vorhanden ist.
Zweikeimblättrige Pflanzen nehmen die Mittel dagegen am leichtesten über die jüngsten Blätter auf. Der geeignete Einsatztermin hängt auch von der Verteilung des Herbizids ab: Bei Kontaktherbiziden sollten die Unkräuter nicht mehr als zwei Blätter haben, während für den Einsatz von systemisch wirkenden Mitteln mehr Blattmasse da sein muss.
9. Ölige oder wässrige Formulierung nutzen?
Ölige Formulierungen werden über das eingelagerte Wachs aufgenommen. Das geht relativ schnell, etwa in 1 Stunde. Die Lösungsmittel in der Formulierung lösen die Wachsschicht auf. So kann der gelöste Stoff schnell eindringen. Danach verdunsten Spritzbrühe und Lösungsmittel. Ölige Formulierungen gelangen durch Diffusion aus der Wachsschicht in den Saftstrom. Synthetische Pyrethroide lassen sich schlecht durch den Pflanzensaft transportieren. Sie wirken daher nicht systemisch.
Wässrige Formulierungen werden durch Diffusion über die Cutinschicht aufgenommen. Die muss dazu gequollen, also feucht genug sein. Im Durchschnitt dauert der Transport durch die Cutinschicht 6 Stunden. Viel Licht, hohe Temperaturen, starker Wind und niedrige Luftfeuchte beschleunigen die Verdunstung des Lösungs- und Transportmittels Wasser und verkürzen die Aufnahmezeit des Tropfens. So dringt weniger Wirkstoff ein.
10. Den richtigen Einsatztermin wählen
Der beste Zeitpunkt für die Aufnahme wässrig formulierter Mittel ist nach Tagen mit bedecktem, regnerischem Wetter: Herbizide, die über das Blatt wirken, Kontaktherbizide und Wuchsstoffe, systemische Insektizide, systemische Fungizide, Blattdünger. Bei der Anwendung und 48 Stunden danach muss die Luftfeuchte hoch, aber die Strahlung darf nicht zu stark sein. Wer die Oberfläche des Tropfens vergrößert, beschleunigt die Aufnahme.
11. Bodenherbizide lohnen bei hoher Verdunstung
Die meisten Bodenherbizide werden über die Wurzeln aufgenommen. Sie lösen sich schlecht, doch bei der Verdunstung verbrauchen Pflanzen riesige Mengen Wasser. Dadurch wird die Konzentration der Bodenherbizide, die von den Unkrautpflanzen aufgenommen werden, schließlich so hoch, dass diese absterben. Hier gilt: Die Verdunstung sollte so hoch wie möglich sein.
12. Kontaktfungizide nachmittags einsetzen
Kontaktfungizide oder präventiv gespritzte Fungizide sind Mittel, die an der Oberfläche der Pflanze dafür sorgen sollen, dass Pilzsporen nicht keimen oder eindringen. Wenden Sie diese Mittel an, wenn die Pflanzen trocken sind, dann haften sie am besten. Auch das Wetter nach dem Einsatz muss trocknend sein.
Der optimale Termin ist nachmittags bei klarem, sonnigem Wetter und schwachem Wind. Die Trocknungszeit des Fungizids beträgt dann etwa 1 Stunde. Wenden Sie Kontaktfungizide nie früh morgens auf taunassen Pflanzen an.
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