Im August und September starten traditionell die Frühkauf-Angebote der Landtechnikhersteller. In diesem Jahr sieht es anders aus. Lieferketten und Verfügbarkeit von Bauteilen treffen die Hersteller von Traktoren, Anbaugeräten und Erntemaschinen. Auch Fendt aus Marktoberdorf hat damit zu kämpfen. Das sagte Fendt-Chef Christoph Gröblinghoff im Gespräch mit der F.A.Z.. Die höheren Kosten in der Traktorproduktion haben Auswirkungen für Landwirte. Die Preise für Fendt-Maschinen werden steigen.
Fendt: Hohe Nachfrage, Mangel an Bauteilen

Eigentlich läuft es in der Landtechnikindustrie ganz ordentlich. Das hat der Branchenverband VDMA Landtechnik erst kürzlich gegenüber agrarheute erklärt. Die Aufträge sind da, aber es mangelt an bestimmten Bauteilen.
So sieht auch die Situation bei Fendt aus. Nach Aussage von Christoph Gröblinghoff sei die Nachfrage hoch und liege global 15 bis 20 Prozent höher als vor Corona. Er wird in der FAZ weiter zitiert: „Wir leiden massiv unter Problemen in unseren Lieferketten, das beansprucht uns am meisten“.
Christoph Gröblinghoff ist seit 2020 verantwortlich für das strategische und operative Fendt Geschäft in Europa und im mittleren Osten sowie für die deutschen AGCO Produktionsstandorte Marktoberdorf, Asbach-Bäumenheim, Feucht (ehemals Fella), Wolfenbüttel (ehemals Lely) und Hohenmölsen.
Explodierende Mehrkosten: Bauteile 100-mal teurer
Die Verfügbarkeit von Bauteilen ist seit einiger Zeit das bestimmende Thema bei Landtechnikherstellern. Bereits vor einigen Monaten berichteten Hersteller über Chip-Mangel. Bei einigen Landtechnikherstellern wurden Maschinen nur teilweise fertiggestellt und mussten auf den Werksgeländen warten, bis bestimmte Komponenten wieder verfügbar waren. Bei Fendt seien laut Gröblinghoff Halbleiter die Spitze des Eisbergs.
Damit sollte er auch mit seiner Aussage Anfang des Jahres Recht behalten. In einem Interview mit agrarheute sagte Gröblinghoff bereits im April 2022: „Halbleiter sind derzeit wie Goldstaub. Es geht nur noch darum, wer hat was und wer kann liefern“.
Preiserhöhungen kommen – Traktoren, Erntemaschinen und Anbaugeräte werden teurer
Vor allem die Elektronik-Bauteile sind der begrenzende Faktor. „Es gibt Chips, für die haben wir vor Corona 14 Euro gezahlt – heute sind dafür auf dem Spotmarkt 1.400 Euro fällig“, sagte der Firmenchef gegenüber der F.A.Z.. Diese Preissteigerung verteuert die Produktion der Fendt-Traktoren und -Maschinen. Gröblinghoff rechnet mit Preiserhöhungen von 10 bis 15 Prozent. Die müssten an die Fendt-Kunden weitergegeben werden. Gröblinghoff begründet die Weitergabe der Mehrkosten dadurch, dass „Kunden zum Glück auch von hohen Agrarerzeugerpreisen profitieren“.
Fendt 724 Vario: bis zu 37.000 Euro mehr?
Wie hoch die Preissteigerungen in den einzelnen Produktgruppen ausfallen, darüber machte Gröblinghoff keine Angaben. An einem Rechenbeispiel wird deutlich, was für Auswirkungen die Preissteigerung im Traktorengeschäft haben kann. Der meistverkaufte Traktor in Deutschland ist der Fendt 724 Vario. Das Grundmodell stand 2022 noch mit einem Listenpreis von 246.000 Euro im Handel. Kommt die Preiserhöhung um 10 bis 15 Prozent, macht das den 724er um bis zu 37.000 Euro teurer.
So viele Traktoren wird Fendt 2022 bauen
Der AGCO-Konzern und die Marke Fendt haben in Deutschland mehrere Produktionsstandorte. Für alle weltweiten Märkte werden die Fendt-Traktoren in Marktoberdorf gebaut. Das Traktorwerk wurde 2012 eröffnet.
Die wichtigsten Absatzmärkte für Fendt sind Deutschland mit rund 30 Prozent und Frankreich mit über 19 Prozent. Bis Ende 2022, davon geht Gröblinghoff aus, sollen 21.500 Traktoren gebaut werden. „Vorausgesetzt, es gibt keine weiteren dramatischen Störungen der Lieferketten“. 2021 hat das Unternehmen aus Marktoberdorf weltweit 19.160 Traktoren verkauft.
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