Es gibt viele Möglichkeiten - und rechtliche Verpflichtungen - zur Kitzrettung und dennoch kommt es jedes Jahr wieder zu Vermähungen und Kitztod. Vergangene Woche wurde ein Landwirt im Rhein-Neckar-Kreis zu einer Geldstrafe von 3.500 Euro verurteilt, weil er notwendige Maßnahmen zur Kitzrettung unterlassen hat.
Die Setzzeit nähert sich dem Ende, doch die Gefahr ist noch nicht vorbei. Mit der Förderung zur insektenschonenden Mahd werden einige Flächen erst zum 15. Juni gemäht – das Gras ist entsprechend lang und die Kitze können sich gut verstecken. Wir fassen alle Maßnahmen zur Kitzrettung noch einmal zusammen.
1. Zusammenarbeit mit Jägern, Kitzrettern und Anwohnern vor der Mahd
Der Jäger des Reviers weiß, wo die Kitze in der Vergangenheit zur Welt kamen. Der Jagdausübungsberechtigte sollte rechtzeitig (bestenfalls zwei Tage vor der Mahd, spätestens 24 Stunden davor) informiert werden.
In den Tagen vor der Mahd sollten auch Sie an den Flächen, die Sie mähen wollen, die Augen offen und nach Rehen Ausschau halten. Auch das Gespräch mit Anwohnern kann helfen und die Nachbarn fühlen sich zudem eingebunden.
Immer beliebter und wichtiger ist auch die Zusammenarbeit mit Kitzrettern. Vereine und ehrenamtliche Retter bieten ihre Hilfe bei der Suche nach Rehkitzen an. Die größten Portale sind hierbei:
- „Die Rehkitzretter“ (bvcp.de/rehkitzrettung-aus-der-luft),
- Rettungsnetzwerk Rehkitzretter.eu,
- www.kitzretter-ev.de
- www.kitzrettung-hilfe.de/
Die Kitzretter und auch Jäger nutzen vermehrt Drohnen mit Wärmebildkameras, um die Grünflächen nach Kitzen abzusuchen. Die Anschaffung der Technik wird gefördert und erzielt gute Ergebnisse, kommt aber bei hoher Umgebungstemperatur an ihre Grenzen. Hier finden Sie eine Liste mit Drohnen-Piloten Rehkitzrettung sortiert nach Bundesländern.
Im Video sehen Sie, wie die Kitzrettung mit der Drohne funktioniert.
Rehkitze per Drohne finden: So klappt die Wildrettung mit dem Kopter
2. Vergrämungsmethoden am Vortag der Mahd anwenden
Maximal 2 Tage vor der Mahd und spätestens am Vorabend sollten je nach Umgebung Vergrämer angebracht werden, zum Beispiel raschelnde Tüten und blinkende Lichter. Hören, sehen oder riechen – gehen Sie gezielt auf die unterschiedlichen Reize ein, die Rehe verscheuchen können. An viel befahrenen Straßen werden Lärmquellen nicht ausreichend wirksam sein. Hier könnte eher der Geruch vergrämen: Gehen Sie beispielsweise mit einem Hund durch die Flächen. Es kann auch helfen, auf den Flächen das Vorgewende anzumähen und die Muttertiere dadurch zu verunsichern.
Einige Jäger berichten, dass besonders bei älteren Ricken ein Gewöhnungseffekt an die Vergrämer einsetzt. Auch bei jüngeren, erst kürzlich gesetzten Rehkitzen sind die Maßnahmen meist wirkungslos. Nutzen Sie daher die Vielfalt der Möglichkeiten zur Kitzrettung. In der folgenden Bildergalerie finden Sie einige Geräte, die Rehe mit verschiedenen Signalen vergrämen.
Diese Geräte schützen Wildtiere vor dem Mähwerk
3. Kitze in der Wiese richtig bergen
Sollten Kitze in der Wiese entdeckt werden, müssen diese geborgen werden. Sie müssen außerhalb der zu mähenden Flächen gebracht und dort kurz fixiert werden, damit sie nicht gleich wieder zurück in die Wiese gehen. Dazu dient beispielsweise eine Obstkiste oder ein Wäschekorb.
4. Mähknigge und Mähtechnik: Richtig Mähen zur Kitzrettung
Der Mähknigge sieht je nach Form des Schlags unterschiedliche Strategien vor. Den Mäh-Knigge können Sie bei der ALB Bayern kostenlos herunterladen. Die folgende Bildergalerie zeigt die Abschnitte und Richtungen beim kitzrettenden Mähen. Auf keinen Fall dürfen Sie von außen nach innen mähen. Das ist in einigen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen und Bayern sogar gesetzlich verboten.
Des Weiteren bietet der Hersteller Pöttinger für seine Mähwerke seit einigen Jahren das Assistenz-System Sensosafe an: Ein Balken mit optischen Sensoren vor dem Mähwerk erkennt das Kitz, warnt den Fahrer akustisch und das Frontmähwerk hebt dank ISOBUS automatisch aus. Für das Heckmähwerk reicht die Entfernung vom Sensor um das Tier zu schützen.
Haben Sie weitere Tipps zur Kitzrettung? Schreiben Sie sie uns in die Kommentare!
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