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Neuheit Milchviehfütterung

Serienreif: Lely Exos füttert Tag und Nacht frisches Gras

Auf der Wiese berechnet der Exos selbst, wo er fahren weitermähen muss und auf welcher Route er kein Futter überfährt.
am Montag, 17.07.2023 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Bis Ende des Jahres sollen 20 autonome Mäh- und Fütterungsroboter in den Niederlanden laufen. So funktioniert der Lely Exos.

Frisches Gras hat am meisten Proteine und Energie, aber die Fütterung von Grassilage lässt sich meist einfacher in die Betriebsabläufe integrieren. Lely sieht hier eine Chance für ein neues Konzept: den autonomen Mäh- und Futterroboter Exos. 

2020 vorgestellt, ist er nun marktreif. Bis Ende des Jahres sollen laut Lely 20 Exos in den Niederlanden laufen. Damit werden die Kühe anstelle der Weidehaltung oder zusätzlich dazu die ganze Vegetationsperiode über mit frischem Gras versorgt.

Roboter bringt stets frisches Gras zur Fütterung

Der Roboter zieht seine Runden über das Grünland, mäht und bringt das Futter selbstständig und klein portioniert an den Futtertisch im Stall. Der Exos mäht mit einem Doppelmesserbalken mit einer Arbeitsbreite von 2 m und legt das Futter auf einen Elevator.

Die Kunststofffinger des Elevators nehmen das Futter direkt über dem Doppelmesser auf und befördern es in den Laderaum. Dadurch soll laut Lely das Gras nach dem Abschneiden vom Messer getrennt, die Wachsschicht wird nicht beschädigt und das Futter nicht gequetscht. Das sorge für eine natürliche, verzögerte Umsetzung im Pansen gemäß der Anforderungen der Pansenphysiologie.

Gras füttern: Frisch von der Wiese auf den Futtertisch

Frisch ans Fressgitter liefert der Lely Exos das Gras. Die Technik ist darauf ausgelegt, dass die Wachsschicht nicht beschädigt und das Futter nicht gequetscht wird, damit der Pansen es möglichst natürlich verarbeiten kann.

Zwei Dosierwalzen befördern das Futter aus dem Laderaum auf ein Querförderband, welches dann auf den Futtertisch dosiert. Das Förderband kann links und rechtsseitig laufen. 

Der Futtertisch muss dafür mindestens 4 m breit sein und die Fütterung muss mit einem automatischen Futterschieber Juno oder dem Fütterungssystem Vector kombiniert werden. In Abstimmung mit dem Juno oder dem Vector System werden die Futteraufträge verteilt. Beide Systeme fahren zum Anschieben und Futterhöhenmessen durch den Stall, damit der Lely Exos kein Futter überfährt.

Autonomer Exos tankt Strom und Flüssigdünger

Nach jedem Fütterungsturnus fährt der Exos an die Ladestation, wo die Lithium-Ionen-Akkus mit 5 kWh laut Farmers Weekly 30 Minuten aufladen. Danach ist laut Lely wieder eine Laufzeit von 90 bis 120 Minuten möglich. So kommt man rund um die Uhr auf bis zu 12 Fütterungseinsätze. 

An der Station kann der Exos außerdem Flüssigdünger tanken. Er verfügt über einen Spritzbalken hinter dem Mähwerk, mit dem das Grünland direkt nach dem Mähen gedüngt werden kann. Der Flüssigdünger wird dabei in die Grasnarbe getropft, um sicherzustellen, dass er tief in die Narbe eindringt und gasförmige Verluste minimiert werden. Die Düngerapplikation kann sowohl ganz als auch teilflächengesteuert laufen.

Lely Exos navigiert mit Ultraschall und RTK

Der autonome Exos navigiert innen mit Ultraschallsensoren und draußen mit RTK-Signal. Dabei kann er sich maximal 1,5 km vom Hof entfernen. Die Feldränder, wiederkehrende Routen und mögliche Hindernisse werden zuvor am PC programmiert. Flexible Routen, wie vom Feldrand zum Beginn des Erntebereichs, oder nach dem Mähen von der letzten Mähposition zurück zur Feldeinfahrt, werden vom Lely Exos selbst berechnet. Dabei plant der Lely Exos eigenständig die Route um bekannte Hindernisse herum und vermeidet das Überfahren von noch nicht gemähten Bereichen. 

Auch Kameras dienen der Sicherheit, erkennen Hindernisse und stoppen dann die Maschine. Um den Exos herum ist ein Anfahrschutz angebracht. Zudem ist sie mit dem Smartphone verbunden, über das sie auch gestoppt werden kann. 

Die 520er-Flotation-Reifen sollen bodenschonend mit 0,8 bar über das Grünland fahren. Die Reifen sind einzeln angetrieben und einzeln lenkbar. Damit will Lely enge Wenderadien mit einer Narbenschonung durch weniger Schlupf verbinden. 

Das Leergewicht beträgt 3,4 t, dazu kommt bis zu 1 t Gras.

Testbetrieb sammelt Erfahrung mit autonomem Lely Exos

Auf dem Testbetrieb Blokland mit 180 Kühen konnte man bereits Erfahrung mit der Fütterung mit dem Exos machen. Dort haben die Kühe von April bis September freien Zugang zu Gras, währendessen und danach bis November fütterte der Exos zusätzlich frisches Gras. Der Kraftfutterverbrauch wurde seitdem durchschnittlich um 1 kg pro Kuh und Tag reduziert. 

Landwirt Korstiaan Blokland sagt, dass das Gras im Vergleich zum früheren Mähen für Silage nun schneller nachwächst, wobei die Flächen nach dem Mähen normalerweise drei Wochen lang ruhen. Fast die Hälfte der Ernte wird mittlerweile von den Exos geerntet und frisch an die Kühe verfüttert. 

Dank der 308-MW-PV-Anlage der Farm läuft der Exos autark mit Strom.

Mit Material von Lely, Farmers Weekly
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