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Air Defender 23

NATO-Luftübung behindert Landwirte und Jäger für 10 Tage

Drei Helikopter fliegen im Sonnenuntergang

Das größte Luftmanöver seit Bestehen der NATO steht bevor. Air Defender 23 läuft von 12. bis 23. Juni. An den simulierten Luftkämpfen über Deutschland werden mehr als 250 Flugzeuge beteiligt sein. Der normale Luftverkehr ist während der Übung eingeschränkt. Landwirte, die Drohnen zur Kitzrettung fliegen lassen wollen, müssen genau planen.

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Redaktion agrarheute, agrarheute
am Freitag, 09.06.2023 - 14:13 (Jetzt kommentieren)

Generalleutnant Günter Katz ist kommandierender General beim Luftwaffentruppenkommando der Bundeswehr. Mit „Nachgefragt“-Moderatorin Frau Hauptmann Janet Watson spricht er über die NATO-Übung für Luftstreitkräfte Air Defender 23. 

Was ist Air Defender 23?

Air Defender 23 ist die größte Verlege-Übung von Luftstreitkräften seit Bestehen der NATO. Die Aktion wurde von der Deutschen Bundeswehr geplant und wird nun auch von ihr durchgeführt. An der Übung sind 25 Nationen, also 25 Luftstreitkräfte beteiligt, insgesamt werden mehr als 250 Flugzeuge am Himmel sein, davon 64 aus Deutschland und 100 aus den USA. Knapp zwei Wochen lang werden Luftkämpfe simuliert und militärische Taktiken angewendet.

Es gibt bisher keine vergleichbare Übung in dieser Größenordnung. Selbst das Militärmanöver "Red Flag", das seit 1975 mehrmals im Jahr über der Wüste des US-amerikanischen Bundesstaats Nevada stattfindet, hat nicht die Ausmaße von Air Defender 23. 

Wozu ist Air Defender 23 nötig? 

Die Übung soll das Zusammenspiel der NATO-Luftstreitkräfte stärken und der Welt die Abwehrbereitschaft der Mitgliedsstaaten demonstrieren. Air Defender 23 wurde laut Bundeswehr bereits vor fünf Jahren geplant und terminiert und habe nichts mit dem Krieg in der Ukraine zu tun. 

Wo über Deutschland findet Air Defender 23 statt? 

Die Hauptdrehkreuze während Air Defender 23 sind Schleswig/Hohn, Wunstorf und Lechfeld. Es gibt drei Übungsgebiete über Deutschland: Ost, Nord und Süd. 

Ost: Teile von Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Süd: Teile von Bayern und Rheinland-Pfalz. 

Nord (am größten): Teile von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Holland. 

Eine Karte der Bundeswehr zeigt die Übungsgebiete genauer. 

In welchen Höhen sind die Flugzeuge unterwegs?

Die Gebiete für den simulierten Luftkampf befinden sich in ca. 20 km Höhe, also weiter oben, als normale Airlines unterwegs sind. Sammelgebiete für die teilnehmenden Flugzeuge sind in 8 bis 12 km Höhe. Es wird auch Tiefflüge geben. Dafür gelten die üblichen Regeln und eine Mindesthöhe von 330 m; sollte in Ausnahmen tiefer geflogen werden, geschieht dies nur auf Truppenübungsplätzen. 

Welche Einschränkungen gibt es durch Air Defender 23? 

Aus Sicherheitsgründen wird der Luftraum gesperrt. Die Bundeswehr habe bei der Planung jedoch sehr eng mit der Deutschen Flugsicherung zusammengearbeitet. Die Airlines konnten Urlaubsflüge etc. entsprechend umplanen, es kann jedoch zu Verzögerungen kommen.

Was müssen Landwirte wegen Air Defender 23 beachten? 

Drohne zur Rehkitzrettung in der Luft

Während der Militärübung sind mit Ausnahme der an der Aktion beteiligten Luftfahrzeuge alle Flüge einschließlich des Betriebs von Flugmodellen und unbemannten Luftfahrtsystemen untersagt. Das heißt: Auch Drohnenflüge sind in dieser Zeit verboten. Das gilt auch für Drohnen zur Kitzrettung vor der Mahd.

Für viele Jäger und Landwirte ist das ärgerlich. Denn auch im Juni werden noch viele Wiesen vor der Mahd mit Drohnen auf gesetzte Kitze abgesucht. Jedes Jahr werden so tausende Kitze vor dem Mähtod gerettet. Die gute Nachricht ist jedoch, dass die Luftraumsperrung nicht ganztägig in Kraft treten. 

Landwirte, die zwischen 12. und 23. Juni mähen wollen, sollten die Kitzsuche per Drohne also genau planen.

Das Flugverbot wegen Air Defender 23 gilt zu diesen Uhrzeiten: 

Ost: 10 - 14 Uhr

Süd: 13 - 17 Uhr

Nord: 16 - 20 Uhr 

Nachts und am Wochenende finden keine Übungsflüge statt.

Kann ich mir die Luftmanöver von Air Defender 2023 anschauen? 

Nein. Die Flugzeuge werden wohl kaum am Himmel zu sehen sein wegen der enormen Flughöhe. Es wird aus Kapazitätsgründen auch keinen Tag der Offenen Tür geben. Interessierte können das Spektakel auf dem Twitter-Kanal der Luftwaffe verfolgen.

Mit Material von Bundeswehr

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