Nische behaupten
Vor fast 70 Jahren trug der Unimog einen bedeutenden Teil zur Mechanisierung der deutschen Landwirtschaft bei. Im Laufe der Jahrzehnte und vor allem mit dem Aufkommen leistungsstarker Traktoren mit stufenlosem Getriebe mit 50 bis 60 km/h Endgeschwindigkeit verlor der schnelle Geräteträger zunehmend an Bedeutung auf Feld und Wiese. Dazu kamen Spezialisten wie der JCB Fastrac und Agrar-Trucks, die dem Unimog zusätzliche Konkurrenz machten. Allerdings kann der Unimog auch heute noch zwischen den anderen Fahrzeugtypen eine Lücke schließen und behaupten – wie er auch im DLG PowerMix zeigte.
Nennleistung = Maximalleistung

Unter der Haube des U 530 arbeitet ein 7,7 l großer Sechszylinder des Typs OM 936 von Mercedes-Benz. Das Aggregat leistet bei 2.200 U/min Nenndrehzahl genau 220 kW/299 PS. Das Besondere: Die Nennleistung ist beim Unimog, anders als bei reinrassigen Traktoren, auch die Maximalleistung. Hier zeigt sich die Auslegung auf Transportarbeiten. Dafür bietet der auf Tier 4 final und Euro 6 ausgelegte Motor einen großen Konstantleistungsbereich bis unter 1.600 Touren und zudem mit 1.200 Nm ein ordentliches Drehmoment mit schönem Drehmomentplateau und 26 Prozent Drehmomentanstieg. Kritik gibt es für den kleinen Dieseltank mit serienmäßig 200 und optional 250 l. Dafür ist das Ölwechselintervall mit 1.400 Bh extrem weit.
Der Luftfilter ist zum Reinigen gut an der rechten Seite erreichbar. Möchte man an den Motor, so muss das Fahrerhaus per Handpumpe hydraulisch hochgekippt werden. Danach ist der Sechszylinder erstklassig für Wartungs- und Reparaturarbeiten erreichbar. Der zusätzlich zur SCR-Abgasnachbehandlung und zur Abgasrückführung integrierte Partikelfilter regeneriert automatisch und hat eine Lebensdauer von etwa 5.000 Bh.
Sparsam und stark

Das DLG Testzentrum hat den U 530 zunächst auf den Prüfstand gestellt. Bei Nenn- und Maximalleistung von 191,6 kW verbrauchte der Sechsender günstige 234 g/kWh. Der AdBlue-Verbrauch war dabei mit nur 7,6 g/kWh äußerst gering. Im Bereich des maximalen Drehmoments wurden rund 212 g/kWh gemessen – auch das ist ein super Wert.
Im anschließenden DLG PowerMix konnte der U 530 vor allem in den Transportzyklen überzeugen. Mit 389 g/kWh bei 40 km/h, 390 g/kWh bei 50 km/h und 394 g/kWh bei 60 km/h verbrauchte der Unimog rund 23 Prozent weniger als dass Referenzfeld aus fünf Traktoren des gleichen Leistungssegment und der Abgasnormen Tier 4i und Tier 4 final. Auch in den Feldzyklen zeigte sich der U 530 überraschend sparsam, und schnitt in 7 von 12 Zyklen sehr gut und in fünf Zyklen befriedigend ab. Dabei profitiert er neben dem an sich sparsamen Motor auch von seinem einfach aufgebauten Getriebe samt Zapfwellengetriebe.
Hier und da Kompromisse

In anderen Bereichen gelingt dem U 530 der Spagat zwischen Standardtraktor und Transportprofi einigermaßen. Das in zwei Gruppen unterteilte 16-Gang-Schaltgetriebe ist zwar effizient, aber vergleichsweise schlecht abgestuft. Auch die optionale Automatisierung bringt zwar einen Komfortgewinn, die Kraftunterbrechung beim Gangwechsel bleibt aber deutlich spürbar. Mehr Komfort bringt der Hydrostat, der gemeinsam mit dem Getriebe den synergetischen Fahrantrieb EasyDrive bildet. Damit lassen sich stufenlos bis zu 85 kW Zugleistung aufbringen, wobei in den hohen Gängen maximal 50 km/h erreicht werden. Der EasyDrive passt damit nicht nur gut in den Kommunalsektor, sondern lässt sich auch vor Mulcher, Rundballen- und Quaderballenpresse nutzen.
Eine vergleichsweise kleine Auswahl gibt es bei den Zapfwellen mit 1.000/750 U/min hinten und 1.000 U/min vorn. Größer fällt dagegen die Auswahl bei der Hydraulikausstattung aus, jedoch ist die Bedienung der Steuerkreise und die Einstellung der Durchflussmengen nicht so schnell und intuititv möglich, wie bei modernen Standardtraktoren. Die maximale Fördermenge von 110 l/min per Load-Sensing ist zudem vergleichsweise schwach, während die Hubkräfte mit maximal 6.000 kg hinten und 2.200 kg vorn okay sind.
Punkten kann der U 530 beim Transportarbeiten mit seinem gefederten 2- bis 3-Mann-Fahrerhaus und dem vollgefederten Fahrwerk. Komfort und Lautstärke sind beim Straßentransport sehr gut, bei Feldarbeiten geht es etwas lauter zu. Die Sichtverhältnisse sind gegenüber Standardtraktor oder Trac eher beschränkt.
Den umfassenden Testbericht lesen Sie in traction Ausgabe November/Dezember 2016.
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