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Entwicklung

9 Technik-Trends bei den Traktoren

am Donnerstag, 17.12.2015 - 13:00 (Jetzt kommentieren)

Wenngleich sich der Traktorenabsatz in 2015 abgeschwächt hat, schreitet die Entwicklung in allen Bereichen im und auf den Traktor voran. Die DLG nennt neun Trends bei den Zugmaschinen.

Standardtraktoren erreichen die 500-PS-Marge

Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) hat im Rahmen der Agritechnica Trends und Weiterentwicklungen bei den Traktoren zusammengestellt. Dazu gehört unter anderem das nächste Level bei den Standardtraktoren, was die Leistung betrifft.

Mit der Modellreihe 1000 realisiert ACGO-Fendt einen kompakten Standardtraktor mit bis zu 369 kW. Diese Leistung hatten bisher nur Systemtraktoren, Knicklenker oder Raupenfahrzeuge, deren Leergewichte jedoch deutlich über 14 t liegen. Für schwere Zugarbeiten auf dem Feld lässt sich das Fahrzeug auf bis zu 25 t ballastieren.

Bei schnellen Arbeiten auf dem Feld wird trotz der hohen Motorleistung auch bei straßentauglichen Einsatzgewichten die Leistungsgrenze vor der Traktionsgrenze erreicht. Dazu tragen 900 mm breite Reifen mit einem Durchmesser von 2,35 m bei. Die Fahrzeugbreite bleibt dabei unter 2,95 m.

Motorenentwicklung geht weiter

  • Noch sind die aktuellen Abgasvorschriften der Stufe IV nicht bei allen Traktormodellen umgesetzt, schon wird in der Fachwelt die nächste Stufe V diskutiert. Neben einer Vereinheitlichung der Grenzwerte über die unterschiedlichen Leistungsklassen hinweg werden ab 2019 auch Regulierungen für die Partikelanzahl erwartet. Nach dem derzeitigen Stand der Technik würden dann alle Off-Highway Dieselmotoren einen Partikelfilter benötigen.
     
  • Besonders in der Leistungsklasse unterhalb 56 kW (75 PS), die derzeit aufgrund geringer Abgasanforderungen kostengünstige Motoren erlaubt, würden sich der Aufwand und damit die Kosten deutlich erhöhen.
     
  • Bei gleicher Leistung sorgen immer kleinere Motoren mit weniger Hubraum für geringsten Kraftstoffverbrauch, jedoch haben diese für die Fahrzeugabbremsung kein ausreichendes Schleppmoment. Um die Bremswirkung des Motors zu steigern, wird bei Bedarf der Lüfter mit höchster Drehzahl laufen gelassen. Case IH verstellt am neuen Modell Optum zusätzlich die Schaufeln des Turboladers, was die Bremswirkung nochmals steigert.

Traktorgetriebe: Allradantrieb im Focus

Um den gesamten Antriebsstrang noch weiter zu optimieren, steht der Allradantrieb im Focus. Bisher wurde dieser in Abhängigkeit von Lenkwinkel und Fahrgeschwindigkeit zu- oder abgeschaltet.

John Deere misst nun beispielsweise den Lastzustand in der Allradkupplung und schaltet diese nicht nur radschlupfabhängig ein, sondern auch bei niedriger Fahrgeschwindigkeit gezielt aus.

Einfachere Bedienung und automatisierte Abläufe

Vorgewendemanagementsysteme werden von allen führenden Herstellern angeboten. Jedoch leidet deren Akzeptanz laut DLG in der Praxis unter komplizierten Aufnahme- und Eingabeprozeduren. Die Hersteller bieten nun einfachere Lösungen für die Bedienung an:

  • Das John Deere System "iTec AutoLearn" erkennt ähnliche Bediensequenzen. Nach dreimaliger Wiederholung wird die letzte als automatischer Ablauf vorgeschlagen. Mit einem einzigen Knopfdruck kann diese übernommen werden. Nach der Übernahme können Sequenzen nachträglich editiert werden.
     
  • Mit dem System "VarioGuide Kontursegmente" vereinfacht Fendt das Anlegen von Vorgewenden mit automatischer Spurführung. Nach der manuellen Umfahrung des Schlages zerlegt das System die Fahrroute automatisch in Segmente. Bevor das System in den normalen Bearbeitungsmodus wechselt, können am Vorgewende mit der automatischen Spurführung beliebig viele Parallelspuren angelegt werden. Die Auswahl des passenden Spursegmentes erfolgt voll automatisch.

Bodenschonende und effiziente Fahrwerke

  • AGCO-Fendt entwickelt mit Mitas einen neuartigen Reifen, in den ein zweiter Hochdruckreifen integriert ist. Dieser dient als Druckspeicher für die schnelle Reifendruckanpassung. So kann ohne Einfluss der Motordrehzahl durch den direkten Druckaustausch innerhalb von 30 s der Reifeninnendruck von 0,8 auf 1,8 bar erhöht werden.
     
  • Das EZ Ballast System von John Deere nimmt unterhalb des Traktors ein zusätzliches Gewicht (1,7 t) hydraulisch auf. So wird in kürzester Zeit eine zusätzliche Ballastierung mit ausgeglichener Achslastverteilung erreicht, was die Gesamteffizienz im praktischen Einsatz verbessert. 
     
  • Der Fendt Grip Assistant unterstützt den Fahrer laut DLG bei der Auswahl der optimalen Ballastierung und des passenden Reifeninnendruckes, wenn der Fahrer eine bestimmte Arbeitsgeschwindigkeit anstrebt. Steht die Ballastierung des Traktors fest, schlägt das System dem Fahrer die optimale Fahrgeschwindigkeit und den passenden Reifeninnendruck vor.
     
  • Das Problem der Fahrzeugbreite bei Zwillingsräder geht Peecon aus Holland an. Das Unternehmen hat ein Klappsystem etnwickelt, dass erstmals einen einfachen Transport mit einem zeitsparenden An- und Abbau an der Hinterachse von Traktoren ermöglicht.

Mehr Nutzlast durch leichtere Transport- und Zugfahrzeuge

Mit der Novelle der Düngeverordnung wird die Bedeutung von Selbstfahrern zur Gülleausbringung zunehmen. Das Transportvolumen der Zubringfahrzeuge sollte auf das der Ausbringfahrzeuge abgestimmt sein.

Mit dem Ultra-Light UL-T18 realisiert Zunhammer einen auf Nutzlast optimierten zweiachsigen Gülletankwagen. Der GFK-(Glasfaserverstärkter Kunststoff) Tank ist selbsttragend und direkt mit zwei luftgefederten Achsen ausgestattet, ohne ein separates Chassis zu benötigen.

Beim Annaburger Güllewagen übernimmt das GFK-Fass ebenfalls tragende Funktion, wodurch das Leergewicht um 1 t gesenkt und die Nutzlast entsprechend erhöht wurde.

Elektrische und hydraulische Triebachsen

Hydraulische Triebachsen ermöglichen es mit kleinen Traktoren schwere Anhänger auf schwierigem Feld zu fahren.

So entwickelte John Deere mit Fliegl zusammen eine elektrisch angetriebene Anhängerachse (Fliegl sDrive). Der Traktor steuert die Antriebsleistung der Triebachse nach seinem eigenen Lastzustand. Ausreichend elektrische Leistung erhält das System von einem 100 kW Frontzapfwellengenerator.

Für Fahrzeuge zugelassene digitale Kraftsensoren an der Achsaufhängung und in der Deichsel lassen sich bei Fliegl auch nachrüsten, so dass eine genaue Gewichtserfassung bei Transportanhängern in der ganzen Bandbreite möglich wird. 

 

Mehr Übersicht bei großen Fahrzeugen

Im Umfeld von großen Traktoren und selbstfahrenden Erntemaschinen gibt es zwangsläufig Bereiche, die nicht eingesehen werden können.

  • AGCO-Valtra installiert eine zweite Dachluke, um die Sicht auf am Heck montierte Ladekräne zu verbessern.
     
  • Auf dem Frontanbaugerät montierte Kameras von Fliegl oder Satcom geben dem Fahrer bei Einfahrt in eine Straße frühzeitig ein geteiltes Bild vom Querverkehr in beiden Richtungen.
     
  • Mehr auf Traktor und Selbstfahrer fokusieren die bildanalytischen digitalen Umfeldüberwachungssysteme von Deutz Fahr, Fendt und John Deere.

Stufenlose Frontzapfwelle

  • Im neuen Optum von Case IH lässt sich die Drehzahl der Frontzapfwelle von der Kabine aus auf 1000 oder 1000eco schalten.
     
  • Die stufenlose Frontzapfwelle von Zuidberg kann die Frontzapfwellendrehzahl in einem weiten Motordrehzahlbereich über das stufenlose Toroidgetriebe konstant halten, was für Arbeitsqualität und Kraftstoffverbrauch die besten Voraussetzungen schafft. 

 

Entwicklungstrends bei Traktoren

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