Stimmen aus der Praxis: Agrotrucks punkten in der Landwirtschaft mit Geschwindigkeit
Die Ländliche Dienstleistungs- und Handelsgesellschaft mbH (LDH) setzt schon länger MAN-Agrotrucks ein. Dabei handelt es sich um Lkws mit aufmontierten Düngerstreuern. Bei diesen Fahrzeugen regeln N-Sensoren auf dem Fahrerhausdach die Ausbringmenge. Die LDH ist auf die Kalk- und Düngerstreuung spezialisiert und übernimmt diesen Arbeitsgang für 15 Agrarbetriebe auf einer Fläche von insgesamt 40.000 ha. „Bei Anfahrtswegen bis zu 60 km ist es schon ein Vorteil, wenn die Fahrzeuge nach der Beladung im Lager oder einem zentral platzierten Überladewagen dann flott zum entsprechenden Feld fahren und dort die Ausbringung dann ebenfalls mit einer relativ hohen Arbeitsgeschwindigkeit vornehmen können“, sagt LDH-Geschäftsführerin Karla Ott-Schelack. Hinzu komme, dass Agrotrucks an den im LDH-Einzugsgebiet häufigen Hanglagen im Gegensatz zu angehängten Geräten nicht wegdriften und beim Wenden weniger Spuren hinterlassen.
Weniger Leergewicht, Dieselverbrauch und Wartungskosten: Der Agro-Truck ist ein schnelles Transportgenie
Ähnliche Überlegungen bewogen den Agrardienstleister Osters & Voß, dessen Bewirtschaftungsgebiet sich über mehrere Bundesländer erstreckt und der nach eigenen Angaben mit Anfahrtswegen von bis zu 100 km kalkulieren muss, zur Erweiterung seines Fuhrparks mit Agrotrucks. Seit vier Jahren transportieren unter anderem Agrotrucks als Sattelschlepper mit Fass und spezieller landwirtschaftlicher Ausstattung Gülle und Gärreste von den Ställen und Biogasanlagen zu den Ausbringorten.
Agrotruck-Zulassung als lof-Zugmaschine bringt viele Vorteile
Tatsächlich lassen sich Agrotrucks, die sich auf den ersten Blick nicht von einem normalen Lkw unterscheiden, nach der Fahrzeug-Zulassungsverordnung (FZV) als land- oder forstwirtschaftliche (lof) Zugmaschine einstufen. Aus dieser Zulassung als lof-Zugmaschine ergeben sich eine Reihe für die betriebliche Organisation bedeutsamer Vorteile gegenüber einem herkömmlichen Lkw oder Sattelschlepper. Sie reichen von Agrardieselvergütung bis Zuglänge.
Agrotruck als lof-Zugmaschine „Geräteträger“ mit der Schlüsselnummer 892000
Dazu gehören:
- Frontlader
- Unterlenker zur Aufnahme von gezogenen Arbeitsgeräten
- Drei-Punkt-Hydraulik
- Zapfwelle oder
- Hydraulikanschlüsse
Agrotruck als lof-Zugmaschine „Ackerschlepper“ mit der Schlüsselnummer 891000
Diese Zuschreibung erhält ein Lkw, der vorrangig zum Ziehen von Anhängern in land- oder forstwirtschaftlichen Betrieben bestimmt ist und über eine dafür geeignete Anhängerkupplung verfügt.
Achtung: Für den ausschließlichen Einsatz in der Landwirtschaft gibt es weiterhin Ausnahmen für verschiedene LKW- und Zugmaschinen ohne Sattelkupplung. Entscheidend bei Zulassung und für Ausnahmen ist die Schlüsselnummer.
Mit welcher Führerscheinklasse darf man den Agrotruck fahren?
Um einen Agrotruck mit bauartbedingter Höchstgeschwindigkeit (bbH) von 60 km/h lenken zu dürfen, muss man keinen teuren Lkw-Führerschein machen und 21 Jahre alt sein, wie es für das Lenken eines Sattelzuges verlangt wird. Es reicht die landwirtschaftliche Führerscheinklasse T und das 18. Lebensjahr, bei einer bbH von 40 km/h sogar das Alter von 16 Jahren. In Agrarbetrieben fahren Agrotrucks mit grünem Nummernschild steuerbefreit. Das gilt auch für begünstigte Lohnunternehmen, wenn sie für Landwirte unterwegs sind.
Achtung: Agrotrucks mit LoF-Einstufung sind nicht automatisch steuerfrei
Allein die Einstufung als lof-Zugmaschine ist keine hundertprozentige Gewähr dafür, dass etwa das Hauptzollamt als zuständige Überwachungsbehörde für die Kfz-Steuer die Steuerbefreiung akzeptiert oder Agrardieselvergütung erstattet wird.
- Mit hoher Wahrscheinlichkeit können die Agrarvergünstigungen in Anspruch genommen werden, wenn drei Voraussetzungen erfüllt sind:
- In der Zulassungsbescheinigung des Kraftfahrzeuges ist als Typenschlüsselnr. die 892000 (Geräteträger) oder 891000 (Ackerschlepper) vermerkt.
- Fahrzeughalter ist ein lof-Betrieb oder ein begünstigter landwirtschaftlicher Dienstleister. Es handelt sich um einen lof- und nicht um einen gewerblichen Transport. Schwierig ist oft die Beurteilung, ob es sich um einen lof- oder einen gewerblichen Transport handelt.
Im Zweifelsfalle ist es ratsam, sich vor der Vereinbarung über Transportleistungen oder der Anschaffung und dem Einsatz von lof-Zugmaschinen über die in diesem Fall zutreffenden Bestimmungen bei den jeweiligen Stellen zu informieren.
Auch ohne LoF-Zulassung sinnvoll: Agrotrucks schaffen mehr als 1.500 Betriebsstunden
So gut wie keine Chance auf eine Zulassung als Geräteträger oder Ackerschlepper haben schon jetzt Lkw mit mehr als zwei Achsen. Agrotrucks können allerdings auch ohne eine Zulassung als lof-Zugmaschine eine Bereicherung sein, wenn Landwirte sie als Geräteträger oder Ackerschlepper einsetzen. Außerdem besteht die Möglichkeit, sie als „Sonstiges Kfz“ zumindest von der Steuer zu befreien. Ansonsten werden Agro-Trucks mit dieser Zulassung, allerdings wie herkömmliche Lkw behandelt, etwa bei der Agrardieselvergütung oder beim Sonntagsfahrverbot. „Agrotrucks passen vor allem für Kompost- und Gülletransporte an den Ackerrand, für Futtertransporte neben dem Häcksler bei trockenen, also tragfähigen Böden und wenn die jährliche Auslastung über 1.000, besser 1.500 Betriebsstunden und mehr beträgt“, konstatiert Prof. Dr. Ludwig Volk von der Fachhochschule Soest in Auswertung verschiedener Untersuchungen. Mit betriebswirtschaftlichem Vorteil würden Agrotrucks überdies zunehmend bei Transport und Ausbringung von Komposten, Dünger, Kalk und Klärschlamm, für die Abfuhr von Getreide und gepresstem Stroh vom Acker und vor allem im Süden Deutschlands als Zugmaschine für Silierwagen und Ballenpressen eingesetzt.
Top-Vorteile im Überblick:
- Kein Lkw-Führerschein nötig
- Kein Fahrverbot am Wochenende
- Weniger Reifenverschleiß
- Keine Lenk- und Ruhezeiten
- Fahrerlaubnis schon ab 16 Fahren bei bbH von 40 km/h
- Weniger Spritverbrauch
- Niedrigere Wartungskosten
- Steuerfrei bei Einsatz in Agrarbetrieben
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