Das Lenkrad war für fast alle Maschinen über Dekaden das zentrale Steuerelement. Den Joystick gibt es aber beinahe schon genauso lang. Erfunden wurde der Steuerknüppel um 1900 für die ersten Flugzeuge. Trotz der bereits sehr langen Verfügbarkeit kann man bis heute nicht von einem Siegeszug des Joysticks sprechen, denn flächendeckend wird nach wie vor per Lenkrad gesteuert.
Immer mehr Branchen kommen aber auf den Geschmack. In Baumaschinen etwa sind die Fahrer durch hebelgesteuerte Kettenfahrzeuge schon daran gewöhnt, dass manche Maschinen ohne Lenkrad bedient werden.
Lenkung mit Joystick: Vorbehalte fallen schnell

Liebherr hat den Trend aufgegriffen und bietet eine Joysticklenkung für die hauseigenen Radlader an. Beim Partner Claas, mit dem zusammen man dessen saatengrüne Torion-Modelle entwickelt hat, ist derzeit aber noch keine solche Technik zu haben.
Agrarradlader laufen – im Gegensatz zu Steinbruch und Co. – aber nur selten über lange Zeit im Dauerbetrieb, denn nur in solchen Szenarien spielt die Joysticklenkung ihre Vorteile voll aus, da sie wesentlich ergonomischer zu bedienen ist. Daher kommt sie in der Landtechnik nun immer öfter auf Erntemaschinen zum Einsatz.
Joystick auf dem Acker: Pioniere im Rübenfeld
Einen ersten Vorgeschmack gaben die Rübenroder von Holmer und Ropa: Schon seit vielen Jahren kann hier im Feldbetrieb die Hinterachse über einen Joystick und einen Drehschalter gesteuert werden. Auf der Straße wird aber trotzdem ein Lenkrad genutzt. Während der Erntezeit sind jedoch auch zwei weitere Maschinengruppen häufig für lange Schichten auf dem Acker: Mähdrescher und Feldhäcksler.
Bedient wird der Joystick über kurze Bewegungen aus der linken Hand. Dabei liegt der Unterarm entspannt auf der Armlehne. So können anstrengende Lenkbewegungen reduziert werden. Zudem ist die gesamte Sitzposition des Fahrers entspannter als hinter einem Lenkrad. So werde der Häckslerfahrer an langen Arbeitstagen entlastet und könne sich auf die Erntequalität konzentrieren.
Dennoch bleibt das Lenkrad samt seiner Säule im Blickfeld des Arbeitsbereichs fester Bestandteil der Kabine. Wahlweise kann der Häcksler daher – etwa auf der Straße – weiterhin wie gewohnt gesteuert werden. Für den BigM plant Krone dagegen aktuell keine Joysticksteuerung.
Häcksler und Mähdrescher: Freie Sicht auf Erntevorsatz
Fendt führte ein ähnliches System ein: Mit IdealDrive steuert der Fahrer den Mähdrescher mit einem neuen Joystick auf der linken Seite des Fahrersitzes, wobei die Funktionen auf dem Joystick der rechten Armlehne unverändert bleiben.
Die Marktoberdorfer gehen aber noch einen Schritt weiter. Sie entfernen in der Ausführung mit Joysticklenkung, optional verfügbar für alle Raupenmaschinen der Ideal-Serie 7 bis 10 T, die Lenksäule komplett: Ein großer Schritt, der aber die Ergonomie verbessert und für einen freien Blick auf den Erntevorsatz sorgt.
Fahrt auf der Straße: Notlenkung für Straßenzulassung
Auf den ersten Blick ist das nur ein elektronisch angesteuertes Proportionalventil für die Hydraulik. Um damit aber eine Straßenzulassung zu bekommen, musste viel Technik im Hintergrund verbaut werden, denn der Gesetzgeber verlangte hier ein redundantes System, sprich: Fällt ein Bauteil aus, muss ein Reserveteil sofort dessen Job übernehmen.
Das im Mähdreschersegment bisher einzigartige System erfülle alle europäischen Regularien für Fahrzeuge und alle Richtlinien der Straßenverkehrsordnung. Ein Bremspedal ist weiterhin vorhanden, denn der Joystick würde lediglich über das Getriebe verzögern.
Lenkrad wird ausgebaut: GPS und Joystick ergänzen sich
In dieser Maschinenklasse sind auf dem Acker zudem GPS-Lenksysteme Stand der Technik. Daher steht die Lenksäule die meiste Zeit nutzlos im Blickfeld. Ohne sie herrscht dagegen freie Sicht sowohl auf den Vorerntebereich und das Schneidwerk selbst als auch auf Schrägförderer und Einzug.
So können nicht nur Gefahren und Hindernisse besser erkannt werden, sondern auch die Ernteleistung kann steigen, da die entsprechenden Komponenten besser zu überblicken sind.
Lenkrad oder Joystick: Auf welche Technik soll man setzen?
Ist man einmal mit Joystick gefahren, legt man seine Vorbehalte schnell ab. Sinnvoll ist die Steuerungsart vor allem auf Maschinen, die mit Werkzeugen an der Front arbeiten, Radlader, Mähdrescher, Feldhäcksler, und zudem einen großen Teil ihrer Arbeit im Feld verrichten.
Kommen Aufgaben wie Transport dazu – also klassische Traktoren, wäre ein Lenkrad weiterhin vorteilhaft. Die Hersteller wollen aber schon heute nicht ausschließen, dass der Joystick auch hier irgendwann seine Vorteile ausspielen könnte.
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