Landtechnik-Experten einig: Keine Alternative zum Diesel in Sicht
Auf der grünen Woche bestärkte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir seine Pläne, in naher Zukunft kein Getreide mehr zu Biosprit verarbeiten zu lassen. Experten aus der Landtechnikbranche beurteilen die Lage anders. Demnach werde Dieselkraftstoff, insbesondere auch Biodiesel, weiter in der Landwirtschaft benötigt.

Auf der Grünen Woche hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir sein Vorhaben bestärkt, den Einsatz von Mais, Raps und Getreide für die Verarbeitung zu Biodiesel weiter zu reduzieren und bis 2023 vollständig zu beenden. Landtechnik-Experten und Vertreter von großen Landmaschinen-Herstellern sehen in naher Zukunft allerdings keine Alternative zum herkömmlichen Diesel-Kraftstoff.
Branchenvertreter der Landtechnik kritisch
Anders beurteilen allerdings Vertreter der Landtechnikbranche die Lage. Die Plattform „Erneuerbare Antriebsenergie in der Land- und Forstwirtschaft“ betonte, dass der Biokraftstoff in der Landtechnik noch lange gebraucht werde. „Nachhaltige Biokraftstoffe wie Pflanzenöl oder Biodiesel sind kurzfristig in diesem und auch noch im nächsten Jahrzehnt die einzige Möglichkeit, die CO2-Emissionen der mobilen Landmaschinen signifikant zu senken, die Krisensicherheit der Landwirtschaft durch Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern zu erhöhen und gleichzeitig auch die Wertschöpfung im ländlichen Raum zu verbessern“, sagte Prof. Dr. Peter Pickel, Manager des Branchenriesen John Deere. Grund dafür sei unter anderem die Leistungsdichte, die „auf absehbare Zeit“ nur bei Diesel und ähnlichen flüssigen und gasförmigen Kraftstoffen zu erreichen sei.
Elektroantrieb: Größte Herausforderung bleiben Reichweite und Gewicht
Das Maschinen mit alternativen Antrieben die Dieseltechnik in naher Zukunft nicht ersetzen werden, glaubt auch Patrick Ahlbrand vom Landmaschinenhersteller Claas. „Die größte Herausforderung bei alternativen Antriebskonzepten stellt immer noch die Sicherstellung notwendiger Reichweiten bei praxistauglichem Gewicht und Bauraum dar.“ Bisher seien elektrische und wasserstoffbetriebene Maschinen nur für vergleichsweise leichte Arbeiten zu nutzen.
Klare Roadmap für alternative Kraftstoffe gefordert
Auch Dr. Tobias Ehrhard, Geschäftsführer des Branchenverbandes VDMA Landtechnik sieht im Biokraftstoff ein zentrales Element für den Energiemix der Zukunft. Er forderte daher im Bezug auf die „Teller-Tank-Debatte“ des Agrarministers „eine klare Roadmap für alternative Kraftstoffe in der Landwirtschaft und darüber hinaus."
Ausstieg aus dem Dieselantrieb nur eine Frage der Zeit
Trotz der Beteuerungen der Verbände: Der Ausstieg aus dem Biodiesel wird politisch vorangetrieben. Und gleichzeitig geht die technische Entwicklung der Hersteller in die gleiche Richtung. Fendt-Chef Christoph Gröblinghoff betonte erst kürzlich bei südkurier.de, man arbeite „mit Hochdruck“ an Alternativen. Er glaube fest daran, „dass wir ab dem Jahr 2030 wasserstoffbetriebene Traktoren auf den Markt bringen, die nicht nur praxisgerecht, sondern auch bezahlbar sein werden."
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