
Horsch zeigte ganz offiziell auf der Bahia Farm Show im Juni 2023 in Brasilien den Gantry RO G 500, auch Gantry genannt: eine autonom arbeitende Sämaschine ohne separate Zugmaschine. Bereits vor über einem Jahr veröffentlichte Philipp Horsch selbst auf Twitter ein Video davon, damals unter dem Namen RO24G.
Es war eines von mehreren Autonomie-Projekten des Herstellers. Schon vor gut zwei Jahren war der RO 1 auf Feldern zu sehen: Eine autonom arbeitende Triebkopfeinheit, an die Sämaschinen gehängt waren. Hier schien die Serienreife schon zum Greifen nah. Aber: „Das haben wir jetzt alles gestoppt“, sagt Michael Horsch. „Wir lagen falsch – die autonomen Maschinen, die als Triebkopf einen Traktor ersetzen sollen, sind alles Totgeburten.“ Denn der Triebkopf sei nicht billiger als ein Fahrzeug mit Kabine und Fahrer. „Das ergibt keinen Sinn.“ Dazu kommen offene Fragen zur Verkehrssicherheit und zu den Vorkehrungen zur Vermeidung von Zusammenstößen.
Autonomer Säroboter RO G 500 mit 12.000 l Saatgut

Das andere Autonomie-Projekt funktioniert anders. Künftig setzt Horsch hier auf möglichst einfache, möglichst günstige, autonome Maschinen. Das Produkt dafür ist der RO G 500, der auf riesigen Flächen in Brasilien zum Einsatz kommt und auf am Computer geplanten Fahrspuren das Feld abfährt.
Der Horsch RO G 500 besteht aus einem autonomen Trägerrahmen, in den ein Arbeitsgerät eingehängt ist – wie bei vielen kleinen Feldrobotern, nur deutlich größer. Der RO G 500 ist ein Rahmen auf vier Rädern, vorne 11 m auseinander und hinten 4 m, mit hydrostatischem Antrieb. Oben drauf sind zwei Tanks für 12.000 l Saatgut und ein 1.500 l Dieseltank. Das reicht, um in Brasilien auf 100 ha Soja zu säen.
Auch autonomer Horsch Gantry braucht eine Person an Bord
Unter dem Triebkopf hängen Einzelkornkörper aus der bekannten Maestro-Baureihe auf 24 m Arbeitsbreite, die relativ einfach und kostengünstig auf 36 m erhöht werden können. Das notwendige Gewicht für die Erzeugung des Schardrucks kann sehr effizient von der Antriebseinheit mit Saatguttanks auf die Scharschiene übertragen und über die ganze Arbeitsbreite verteilt werden.
Ein Bediener muss aber dennoch dabei sein, um Verstopfungen zu vermeiden, die die Maschine nicht erkennt. Er soll sich auf die wichtigsten Parameter im Feld zu konzentrieren - also Bodenzustand, perfekte Saatgutablage, Optimierung der Maschineneinstellung. „Damit der Fahrer einen Schutz vor Regen und Moskitos hat, können wir auch eine Kabine auf den Gantry bauen“, erklärt Michael Horsch.
Michael Horsch: „Controlled Traffic Farming bringt nichts“
Optisch erinnert der RO G 500 an anderes Gantrys oder Wide Span Vehicles, wie den Nexat, die für Controlled Traffic Farming ausgelegt sind. Auch Horsch praktizierte jahrelang intensiv das Regelspurverfahren auf dem tschechischen Versuchsbetrieb AgroVation in Knezmost. „Das haben wir jetzt aufgegeben“, sagt Michael Horsch. „Nach sieben Jahren mit CTF haben wir keine nennenswerten positiven Effekte verzeichnet.“
Vereinzelt gab es zwar Mehrerträge, aber die negativen Auswirkungen waren gravierender. „Wie bei Feldwegen wurden die Fahrspuren immer fester und unebener. Die Niederschläge stauten sich darin, wodurch wir noch mehr Erosion hatten.“ Lediglich bei der Ernte, vor allem unter nassen Bedingungen im Mais, werden noch feste Fahrspuren eingesetzt, um die Bodenschäden zu minimieren. Ansonsten müsse die landwirtschaftliche Praxis der schrägen Bodenbearbeitung einfach sein.
Horsch sieht keine Zukunft für den Nexat
„Das sehe ich übrigens auch als K.O.-Kriterium für den Nexat“, meint Michael Horsch. „Ich bewundere die Maschine und die beiden Ingenieure Felix und Klemens Kalverkamp haben meinen größten Respekt – die haben da exzellente Arbeit geleistet.“ Aber: „Wenn ein Fahrzeug alles ein wenig kann, aber nichts richtig, dann macht man damit nur Kompromisse. Und das wird sich nicht durchsetzen.“ Horsch hält perfektionierte, spezialisierte Fahrzeuge für praxistauglicher.
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