Die Entwicklung des Versatile 1080 Big Roy geht bis in das Jahr 1976 zurück. Damals war der Markt für Knicklenker in Nordamerika auf seinem Höhepunkt angelangt und Versatile mit Sitz im kanadischen Winnipeg war auf diesem Gebiet Marktführer. Nach oben schien es in puncto Leistung keine Grenzen zu geben – vor allem für kleinere Hersteller wie Rite oder Big Bud. Versatile wollte mitziehen, dabei aber vieles anders machen als die Konkurrenz.
So entschied man sich, anstelle zweier zwillingsbereifter Achsen vier angetriebene Achsen mit Einzelbereifung zu verwenden. Die Achsen waren allesamt mit Spiralfedern am Rahmen montiert. Außergewöhnlich war auch die Position des Motors auf dem Hinterwagen – der jedoch die Sicht auf Anbaugeräte versperrte. Somit musste ein Kamerasystem installiert werden, damit der Fahrer beim Ankuppeln von Geräten auf das Zugpendel blicken kann. Auf der Vorderachse ordnete man übrigens den 2.100 l großen Dieseltank an.
Nicht massentauglich

1977 verließ der 26 t schwere Bolide die Werkshallen im US-amerikanischen Fargo. Ein großes Problem: Es gab keine Anbaugeräte, die 600 PS Zugleistung vertragen konnten. Daher baute Frigstad eigens einen 36,6 m breiten Grubber-Prototypen. Daneben wurde Big Roy, der seinen Spitznamen dem Versatile-Mitbegründer Roy Robinson verdankt, auch mit 20-scharigen Beetpflug erprobt. Dabei stellte sich schnell heraus, dass der Schlepper bei der Traktion zwar die Erwartungen erfüllte, die vierfache Überrollung des Bodens aber Strukturschäden verursachte. Zudem war der Wenderadius mit 8,1 m viel größer als bei der Konkurrenz. Zeitgleich kühlte sich die Branchenkonjuktur spürbar ab und die Ölkrise tat ihr übriges. Das bedeutete das Aus für das Big-Roy-Projekt.
Restauration in Rekordzeit

Im Winter 2015 auf 2016 holte Versatile den Vierachser zurück aus dem Landwirtschaftsmuseum Austin, wo der Traktor seit den 1980er-Jahren sein Dasein fristete. Der Gigant wurde unter Einbeziehung früherer Versatile-Mitarbeiter restauriert. Dabei ging es in erster Linie um eine optische Restauration. Aber auch die Technik musste hier und da angepackt werden, beispielsweise die Achsfederung, die Kupplung oder das Schaltgestänge. Die Kabine wurde innen komplett überholt und erhielt eine neue Verglasung. Und auch die Räder mit der seltenen Dimension 30.5 L-32 wurden erneuert. Pünktlich zum VIP-Jubiläums-Event Ende Juni in Winnipeg rollte BIG ROY in neuem Glanz aus der Versuchshalle, und wird in der nächsten Zeit auf Messen und Veranstaltungen zu sehen sein. Dann kehrt er zurück ins Museum nach Austin, wo für ihn nun jedoch eine eigene Museumshalle gebaut werden soll um ihn zukünftig vor Witterungseinflüssen zu schützen.
Weitere Details zur Restauration mit vielen Bildern, weitere Hintergründe zur Entwicklung des Traktors und eine Zusammenfassung des VIP-Events in Winnipeg lesen Sie in traction Ausgabe September/Oktober 2016.
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