Mobile Maschinen und Geräte, die nicht für den Straßenverkehr bestimmt sind, darunter Traktoren, Mähdrescher, Baumaschinen und Binnenschiffe, müssen künftig strengere Abgasgrenzwerte einhalten.
Dies sieht eine EU-Verordnung vor, die das Europäische Parlament Anfang Juli mit großer Mehrheit verabschiedet hat und die der Europäische Rat heute formal annehmen will.
Annäherung an US-Standards
Demnach müssen spätestens ab dem Jahr 2020 alle Motoren, die auf den Markt gebracht werden, die Stufe-V-Grenzwerte einhalten. Bei den Grenzwerten fanden Rat und Parlament einen Kompromiss, wie Gesine Meißner, die umwelt- und verkehrspolitische Sprecherin der FDP im Europaparlament, begrüßt: "Wir haben eine Angleichung an US-Standards erreicht und damit weitere Wettbewerbsverzerrungen verhindert", sagte sie.
Laut Landtechnikhersteller Claas wird durch die Einführung der Stufe V in Europa im Bereich der mobilen Arbeitsmaschinen die weltweit höchsten Emissionsstandards eingeführt. Eine vergleichbare Vorgabe sei für Nordamerika noch in Diskussion. "Weltweit gelten jedoch in Zukunft bis zu fünf unterschiedliche Emissionsstandards, die uns zwingen werden, die Komplexität unseres Angebots immer stärker zu erhöhen. Auf Grund der unterschiedlichen Standards, der damit verbundenen Kosten und der Anforderungen an die Kraftstoffqualität werden wir für die jeweiligen Weltregionen Maschinen mit unterschiedlichen Abgasstufen anbieten," so die Presseinformation von Claas.
Neu muss nicht sein: auch Umrüstung möglich
Die Emissionsvorgaben der Stage V wurden im September 2014 von der Europäischen Kommission vorgeschlagen. Im Gegensatz zu Stufe IV gilt die neue Abgasnorm auch für Dieselmotoren unter 19 kW und über 560 kW, sowie alle Ottomotoren über 19 kW.
Neu ist laut Elisabetta Gardini, Berichterstatterin für das Regelwerk, eine Klausel, die es ermögliche, alte Motoren zu reparieren und umzurüsten, anstatt diese durch eine neue Maschine zu ersetzen. In letzter Minute beschloss die große Koalition im Parlament aber noch Ausnahmen für Schneepflüge und Baumwollerntemaschinen.
Partikelanzahl wird begrenzt
Nachdem die Stufe IV sich vor allem um die Grenzwerte von Kohlenmonoxid, Stickoxiden, Kohlenwasserstoffen und Feinstaubausstoß drehte, geht es nun vor allem um einen Grenzwert für die Partikelanzahl (PN). Ein Dieselpartikelfilter (DPF) gilt nach dem derzeitigen Technikstand als unausweichlich, da dieser Grenzwert nur mit einem geschlossenen DPF erreicht werden kann.
Schon jetzt mit Dieselpartikelfilter
An der letztjährigen Agritechnica waren fast bei jedem Motorenhersteller Prototypen von Motoren zum Erreichen der Abgasstufe V ausgestellt. Die Motorenhersteller sind also größtenteils vorbereitet.
So setzt John Deere bereits seit der Abgasstufe III B einen DPF ein. "Wir sind schon darauf vorbereitet, die Anforderungen bezüglich der Emissionsgrenzwerte für die Abgasstufe V aus dem Vorschlag COM (2014) 581 der EU-Kommission zu erfüllen", erklärt Geoff Stigler, bei John Deere Power Systems verantwortlicher Direktor der Abteilung Sales, Marketing und Customer Support für die Regionen EAME, Asien und Australien.
Auch Deutz gibt an, seinen Kunden bereits jetzt im Bereich 2,9 bis 7,8 Liter Hubraum Motoren anzubieten, die die zukünftigen Grenzwerte der Stufe V unter Verwendung eines Dieselpartikelfilters erfüllen.
Partikelfilter künftig unvermeidlich
Auch Firmen, die bisher eine SCR-only-Strategie gefahren sind, werden wohl umsteigen und sind darauf vorbereitet. So auch FPT Industrial. "Um die Vorgaben von Stage V einzuhalten, werden wir in die zweite Generation des HI-eSCR-Systems einen Partikelfilter integrieren", so der Motorhersteller, der unter anderem Traktoren von Case IH, Steyr und New Holland ausstattet. FPT Industrial gibt allerdings an, auch weiterhin ohne eine Abgasrückführung auszukommen. Das führe dazu, dass sich der Aufwand der Traktorhersteller in Grenzen hält und zusätzliche Kosten vermieden werden.
Anlass für komplette Überarbeitung
Nicht nur der Motor, auch die Fahrzeuge selbst, die aktuell nur über SCR verfügen, werden dann mehr oder weniger angepasst werden müssen - sei es durch den zusätzlichen Einbau eines DPF als Ergänzung zum SCR oder ein System, bei dem das SCR im Filter integriert ist. Nicht zu unterschätzen sind hier - je nach Lösung - der Platzbedarf für das Abgasnachbehandlungssystem, die Kühlleistung oder die Integration in die Fahrzeugelektronik.
So wird die Stufe V die Serie von Abgasnormen der letzten Jahre fortsetzen. Claas gibt an, dass die landtechnische Industrie diese Normen nur mit erheblichem technischen Aufwand und entsprechenden Mehrkosten umsetzen konnte. Der Hersteller aus Harsewinkel kündigt bereits an, dass es bei einzelnen Motoren, die für die Stufe V weiterentwickelt werden, auch Leistungsanhebungen gegenüber der Stufe IV geben wird.
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