Moderne Traktoren und Erntemaschinen fahren nicht von Menschenhand gelenkt über den Acker. Sie nutzen Satellitensignale zur Spurführung. Aber auch für Precision-Farming-Anwendungen wie SectionControl, teilflächenspezifische Düngerausbringung oder standortgenaue Bodenproben braucht es die Unterstützung aus dem All. Verändert sich der Empfang und die Stabilität der Satelliten-Netzwerke, wenn Krieg herrscht?
Zeitgleich mit der russischen Invasion in die Ukraine kam es zu Störungen am Satelliten-Netzwerk des französischen Dienstleisters Eutelsat. Bisher beschränken sich die Störungen des globalen Satellitennavigationssystems (GNSS) nur auf die Steuerung von Windkraftanlagen in Zentraleuropa.
Ob diese Beeinträchtigungen auch negative Folgen für die Satellitenortung und die Nutzung von GNSS-Systemen zur Spurführung von Traktoren in der Landwirtschaft haben, ist noch unklar.
Traktoren nutzen diese Satelliten-Systeme
Die Satelliten vieler Traktoren und Erntemaschinen können nicht nur das Signal von einem GNSS-Systeme verarbeiten, sondern nutzen je nach Region mehrere. Weltweit werden hauptsächlich vier GNSS-Systeme genutzt:
- GPS (amerikanisch)
- GLONASS (russisch)
- BeiDou (chinesisch)
- Galileo (europäisch)
Abschaltung von GLONASS ohne schwere Folgen
Die Folgen eines Ausfalls oder der Abschaltung des russischen GNSS-Systems bleiben nach Einschätzung von Prof. Dr. Patrick Ole Noack von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) eher gering. Der Professor für Agrarsystemtechnik an der HSWT erklärt: "Automatische Lenksysteme haben schon vor der Nutzung von GLONASS sehr anständig funktioniert."
Vor der Nutzung des satellitengestützten, russischen Navigationssystems sei es vor allem an Waldrändern bedingt durch die Abschattung des Signals zu Einschränkungen gekommen. Daher könne davon ausgegangen werden, dass es bei einem Ausfall von GLONASS lediglich minimale Beeinträchtigungen geben könnte, so Noack weiter.
Richtige Einstellung von GNSS-Empfängern
Aber es gibt eine wichtige Voraussetzung, welche die GNSS-Empfänger bei einem Ausfall von GLONASS-Signalen erfüllen müssen, erläutert Noack:
"Die eingesetzten GNSS-Empfänger müssen so eingestellt sein, dass sie mit dem Ausfall von GLONASS umgehen können. Wenn die Empfänger beim Ausfall des GLONASS-Signals in der Lage sind, lediglich mit GPS die Position zu bestimmen, sollten die Einschränkungen somit überschaubar sein."
Viele Hersteller nutzen neben GPS und GLONASS mittlerweile auch die Signale der Galileo- und Beidou-Satelliten. Ein Ausfall von GLONASS sei also leicht verkraftbar und ohne große Auswirkungen.
Anstehende Aussaat ohne Probleme
Die Real Time Kinematik (RTK) stellt in der Regel Korrekturen für alle Satellitensysteme zur Verfügung. Fällt eines dieser Systeme aus, können die Korrekturen natürlich nur für die verbleibenden Systeme genutzt werden.
Von negativen Konsequenzen für die anstehende Mais-Aussaat geht der Professor nicht aus. Sowohl Traktor als auch Sämaschine seien in keinem Fall negativ beeinträchtigt. Sollte es tatsächlich zu einem Komplettausfall der Spurführung kommen, blieben ja noch die Spuranreißer.
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