Der Pilot hebt die Drohne aus dem Kofferraum eines Kombis. Nach Programmierung der Flugstrecke tragen die acht Rotoren die Maschine über ein Maisfeld und werfen aus einem an ihrem Bauch montierten Behälter Schlupfwespen-Eier ab, um Maiszünsler biologisch zu bekämpfen. So kennen viele Landwirte in Deutschland den Drohneneinsatz. In der Ukraine werden die Fluggeräte hingegen für den Kampf umgebaut. Dabei nutzen die Ingenieure bestimmte Eigenschaften von Agrar-Drohnen aus.
Warum werden landwirtschaftliche Drohnen für den Krieg genutzt?
Landwirtschaftlichen Drohnen zeichnen sich oft durch eine höhere Traglast und Reichweite aus, als andere kommerzielle Varianten. Sie sind hingegen deutlich kostengünstiger, als militärische Modelle. Die ukrainische Firma Aerodrone stellte vor dem russischen Überfall Drohnen für das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln her. Laut Berichten der Nachrichtenagentur Reuters liefert das Unternehmen derzeit Drohnen an die ukrainischen Streitkräfte, die eine Nutzlast von bis zu 300 Kilogramm tragen können bzw. eine Reichweite von bis zu 3000 Kilometern haben.
Wie bauen Ukrainer Agrar-Drohnen um?
Ein konkretes Beispiel für den militärischen Umbau von landwirtschaftlichen Drohnen schildert die britische Wochenzeitung „The Economist“. So befestige die ukrainische Werkstatt „Eyes of Army“ vier Mörsergranaten mit einem Gewicht von jeweils drei Kilogramm an Agrar-Drohnen, dämpfe den Schall der acht Rotoren und rüste die Maschinen mit Infrarotsensoren sowie mit einem stärkeren Funksender nach. Ein Volltreffer einer von so einem Gerät abgeworfenen Granate könne einen Panzer zerstören.
Wie ist der Preisunterschied zwischen militärischen und landwirtschaftlichen Drohnen?
Eine türkische Bayraktar TB2-Angriffsdrohne - die unter anderem vom ukrainischen Militär eingesetzt wird - kostet laut Medienberichten rund fünf Millionen US-Dollar und kann eine Nutzlast von 150 kg tragen. Landwirtschaftliche Drohnen mit einer Traglast von rund 60 kg sind je nach Modell für fünfstellige Summen auf dem Markt erhältlich.
Welche landwirtschaftlichen Drohnen nutzt die Ukraine noch?
Neben Drohnen, die früher Pflanzenschutzmittel ausgebracht haben, nutzt das ukrainische Militär auch kommerzielle Drohnen, die nicht ausschließlich in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Dazu gehört unter anderem das Modell Matrice 300 RTK, das zivil etwa im precision farming und militärisch zur Feindaufklärung verwendet wird.
Agrar-Drohnen sind in der Ukraine beliebt
Schon vor dem Ausbruch des Krieges waren Drohnen in der ukrainischen Landwirtschaft beliebt: Die Kombination von großen Betrieben, relativ ebenen Flächen mit wenigen Landschaftselementen, die Funksignale stören und eine relativ liberale Gesetzgebung zum Einsatz von Pflanzenschutz aus der Luft - in Deutschland ist dieser nur in Ausnahmen erlaubt - das alles erleichtert den Einsatz der fliegenden Helfer. Kurz vor Kriegsbeginn lieferte beispielsweise das chinesische Unternehmen XAG insgesamt 100 Agrardrohnen an die Firma Robotic Agrosystems, mit der diese laut eigenen Angaben den Pflanzenschutzeinsatz auf 500.000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche durchführen wollte.
Wie effektiv sind Agrar-Drohnen im Krieg?
Zur Effektivität von umgebauten Agrar-Drohnen im Krieg gibt es derzeit keine verlässlichen Angaben. Dass Drohnen insgesamt eine wichtige Waffengattung für die Ukraine sind, steht hingegen außer Zweifel. Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksii Reznikov bezeichnete Drohnen im März gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters als potenziellen „Game-Changer“ auf dem Schlachtfeld.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.