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Geflügel

'Vor 40 Jahren war Putenfleisch noch exotisch'

am Dienstag, 20.10.2015 - 12:00 (Jetzt kommentieren)

Berlin - Die Anstrengungen im Tier-, Verbraucher- und Umweltschutz können nur bei gegebener Wirtschaftlichkeit erfolgreich sein, erklärte der Verband Deutscher Putenerzeuger anlässlich seine 40-jährigen Bestehens.

Sei 40 Jahren setzt sich der Verband Deutscher Putenerzeuger für die Qualität von Putenfleischerzeugnissen und eine optimale Produktsicherheit ein. Seitdem hat sich das Verhältnis der Verbraucher zur Pute deutlich geändert. "Vor 40 Jahren war Putenfleisch noch etwas exotisches", erzählt Kerstin Spelthann vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft im Gespräch mit agrarheute.com.

Der Verband verfolgt nach eigenen Angaben das Ziel, in Zusammenarbeit mit internationalen Vereinigungen europaweit einheitliche Rahmenbedingungen für die Putenwirtschaft zu erwirken und damit die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Putenwirtschaft zu erhalten und zu stabilisieren. Oberste Prämisse sei dabei die Gewährleistung optimaler Produktsicherheit und Qualität von Putenfleischerzeugnissen.

Zudem informiere man die Verbandsmitglieder unter Einbezug der neuesten Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung in allen relevanten Bereichen, so etwa zu fachspezifischen Entwicklungen oder zu relevanten Aspekten im Bereich der Tierschutzstandards oder des Umweltschutzes.

Verbandsgründung: Heimische Putenmast unterstützen

Gegründet wurde der Verband Deutscher Putenerzeuger am 5. März 1970 in Hannover. Damals habe man sich zum Ziel gesetzt, den noch jungen Wirtschaftszweig der heimischen Putenmast zu unterstützen und die Interessen der Mäster gegenüber der politischen Öffentlichkeit sowie den Verbrauchern zu vertreten, heißt es in einer Pressemitteilung zum Verbandsjubiläum. Im Rahmen einer Mitgliederversammlung im Jahr 1975 sei dann die Idee diskutiert worden, alle Wirtschaftsgruppen in der Putenerzeugung - von Zuchtbetrieben über Brütereien und Mästern bis hin zu Schlachtereien - stufenübergreifend in einem Verband zusammenzuführen. Dies sei erfolgreich verlaufen, denn heute seien 95 Prozent aller an der Putenwirtschaft beteiligten Betriebe unter dem Verbandsdach organisiert.

Vom saisonalen Erzeugnis zum ganzjährigen Küchenhit

Laut Verbandsangaben nimmt die Beliebtheit von Putenfleisch in Deutschland weiter zu. Die Pute werde nicht mehr als Saisongeflügel wahrgenommen, sondern entwickle sich zur ganzjährigen Alternative beim Fleischgenuss. Wichtig für die Entwicklung des Putenmarktes war laut Darstellung des Verbandes die Weiterentwicklung der Produktpalette weg vom reinen Saisonprodukt. Während Puten zunächst noch überwiegend als ganze Tiere in der kalten Jahreszeit - speziell zu Weihnachten - verspeist worden seien, habe die Zerlegung die große Wende gebracht. Putenfleisch sei damit vielseitig einsetzbar geworden und habe dem Schweinefleisch Konkurrenz gemacht. Gerade die Substitutionsmöglichkeit - beispielsweise zu Schweineschnitzeln - habe dem Putenfleisch die Küchen der Deutschen geöffnet.

Konkurrenz zu anderen Fleischarten

Allerdings sei die Einführung des Putenfleischs am deutschen Markt kein Selbstläufer gewesen, so der Verband. Vielmehr stehe es noch immer in Konkurrenz zu anderen Fleischarten. So habe in den letzten Jahren auch der Hähnchensektor stärker auf die Teileproduktion gesetzt. Damit seien Hähnchenteile eine direkte Alternative zum Putenschnitzel geworden.

Nachkriegsjahre: Pute hatte nur geringe Bedeutung

Die offizielle Statistik zählte laut Angaben des Verbandes in seinem Gründungsjahr 1970 in Deutschland einen Putenbestand von insgesamt 844.000 Tieren. In den Nachkriegsjahren habe die heimische Putenerzeugung hingegen nur eine sehr geringe Bedeutung gehabt. So habe es nach damaligen Schätzungen beispielsweise 1950 nur rund 115.000 Mastputen in der Bundesrepublik gegeben. Das sehe heute ganz anders aus: Bei der neuesten verfügbaren Geflügelzählung vom Mai 2007 seien 10,9 Millionen Puten erfasst worden. Erste Angaben zum Pro-Kopf-Verbrauch liegen dem Verband zufolge aus dem Jahr 1972 vor. Mit 0,6 Kilo pro Kopf der Bevölkerung habe man auf einem Level gelegen, das heute Suppenhennen einnähmen. Seit dieser Zeit habe sich der Verbrauch verzehnfacht. Allerdings seien seit der Jahrtausendwende keine kontinuierlichen Zuwächse mehr zu verzeichnen.

Deutschland: Pro-Kopf-Verbrauch 76 Prozent über EU-Schnitt

Obwohl der Verbrauch in den zurückliegenden Jahren sogar teilsweise nachgegeben habe, erfreue sich Putenfleisch in Deutschland - verglichen mit anderen EU-Ländern - noch immer einer großen Beliebtheit. Die sechs Kilo, die laut Versorgungsbilanz im vergangenen Jahr in Deutschland pro Kopf verbraucht worden seien, hätten um 76 Prozent über dem EU-Schnitt von 3,4 Kilo gelegen. Nur in wenigen anderen Ländern erreiche der Durchschnittsverbrauch das deutsche Niveau, so etwa in Österreich, wo es vergleichbare Konsumgewohnheiten gebe. Ein höherer Verbrauch errechne sich nur noch für die USA mit 7,7 Kilo pro Einwohner. (AgE)

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