Rund 60 Tierschützer blockierten am 2. November den Thomsen-Schlachthof in Kellinghusen in Schleswig-Holstein. Ziel sei es, den Betrieb so lange wie möglich zu stören und zu stoppen, wie Mitglieder des Bündnisses "Gemeinsam gegen die Tierindustrie" dem NDR erklären. Zehn mit Schweinen beladene LKWs standen vor dem Tor konnten nicht weiter. 100 Landwirte waren gekommen, um auf ihre prekäre Lage aufmerksam zu machen. Schon seit mehreren Wochen stauen sich die Schweine in den Ställen.
Jann-Henning Dircks ist Landwirt und Bürgermeister in Norderfriedrichskoog. Seit vergangener Woche macht er Schlagzeilen als "Wutbauer", gegen den ermittelt wird. Vorwurf ist der Aufruf zur Gewalt in seinem Facebookvideo. Mit agrarheute hat er darüber gesprochen, wie es so weit kommen konnte.
Was genau ist am 2. November passiert?
"Ich war noch zu Hause, als meine Berufskollegen mich anriefen und um Unterstützung baten. Sie waren verzweifelt, weil die Schweine nicht verladen werden konnten und bereits Transporte für die nächsten Tage aufgrund der Aktion der Aktivisten storniert wurden. Die Lage ist sowieso schon bei den Schweinebauern sehr angespannt. Ich selbst halte gar keine Schweine. Für mich war aber dennoch klar, dass ich sie unterstützen würde."
Und wie ging es dann weiter?
Die Stimmung war erregt. Landwirte kamen zu mir nach Hause und zeigten mir das Video einer Tierschützerin, die in ihrer Daunenjacke vor dem Schlachthof steht und Landwirte beschimpft. Mit den Worten "Mörder und ihr kotzt mich an" wuchs in mir Fassungslosigkeit und absolutes Unverständnis. Da hab ich aus dem Bauch heraus das Video aufgenommen. Es konnte doch nicht sein, dass wir das in dieser schwierigen Situation so stehen lassen.
Was sagen Sie heute zu ihrem Videoaufruf?
Ich selbst bin noch nicht mal bei Facebook. Mit so einer Aufmerksamkeit habe ich natürlich nicht gerechnet. Mir tut es leid, dass ich alle mit Pack beschimpft habe. Das geht eindeutig zu weit. Ich bin übers Ziel hinausgeschossen. Ich habe auch keinen Hass in mir. Ich habe in dem Video nicht zur Gewalt gegen die Tierschützer aufgerufen, sondern wollte erreichen, dass die Tiere verladen werden können. Die Landwirte haben das richtig verstanden.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Wie geht es jetzt weiter?
Bisher habe ich nur aus den Medien erfahren, dass ein Verfahren gegen mich läuft. Zwei Tage lang klingelte mein Telefon mit unterdrückten Nummern. Die vielen unschönen Worte und Beschimpfungen habe ich mit dem Handy aufgenommen. Das, was mir gut tut ist der unglaubliche, deutschlandweite Zuspruch der Kollegen. Das schweißt zusammen.
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