Das Aus der Borchert-Kommission sorgt unter Politikern und Landwirten für viel Ärger, Frust - und auch Verzweiflung. Das Gefühl: Zunehmend ohne politische und gesellschaftliche Rückendeckung ihrem Herzensberuf nachzugehen. Welche Zukunft hat die Tierhaltung in Deutschland noch, jetzt, wo anscheinend nicht nur die finanzielle, sondern auch die politische Rückendeckung fehlt?
Eine, die sich nun solche Fragen stellt, ist Kathrin Schlickenrieder. Als „kathrinvodahoam“ hat die Landwirtin auf der Social-Media-Plattform Instagram tausende Fans. In einem aktuellen Beitrag erzählt sie, welche Sorgen nach dem Aus der Borchert-Kommission in ihrem Kopf herumspuken: „Wir Landwirte fordern jeden Tag von uns selbst ein, dass wir gut mit unseren Viechern umgehen. Die Gesellschaft braucht es eigentlich gar nicht von uns fordern. Jeder will Tierwohl, aber am Ende will keiner dafür zahlen.“
Landwirte können von der Tierhaltung nicht leben
Schlickenrieder steht während des Videos in einem neu errichteten Stall. Sehr groß, luftig, offen, hell, viel Tierwohl und viel Platz für ihre Tiere. Jüngst hat sich die Landwirtin einen Chianina-Stier namens Nevio zugelegt, das Tier bewegt sich zutraulich im Hintergrund des Videos, Schlickenrieder füttert es. Eine Million Euro habe der Stallbau gekostet, erzählt sie. „Und, das wird euch schockieren, wir können dennoch davon nicht leben.“ Sie und ihr Mann würden beide einem weiteren Beruf nachgehen, da gehe die Tierhaltung fast als Hobby durch.
Geben jeden Tag unser Bestes für das Vieh
„Das die Borchert-Kommission sich jetzt aufgelöst hat ist für uns, ist für alle Landwirte, sehr schlimm.“ Jeden Tag würden Landwirte landauf, landab, ihr Bestes geben. Dabei sei jedem Landwirt klar: Nur ein glückliches Vieh ist auch produktiv - und darauf sei man als Landwirt ja angewiesen. Schlickenrieder erzählt von ihrem Chianina-Stier Nevio, der fast eine Tonne wiege. Wenn der nicht mit ihr kooperieren wolle, weil er nicht glücklich sei, dann könne es für sie lebensgefährlich werden. „Ich bin darauf angewiesen, dass meine Tiere glücklich sind. Nur dann funktioniert es.“
Wer Tierwohl will, muss Tierhalter auch unterstützen
Während die Landwirtin erzählt, schießen ihr langsam Tränen in die Augen. Sie richtet sich im Video an die Verbraucher dort draußen und sagt, sie hoffe, die Menschen würden über die Situation nachdenken. „So wie es aussieht, schafft ihr uns ab“, richtet sie ihren Appell an Verbraucher und Politik. „Mir tut das als Landwirtin echt weh. Und auch meine ganzen Kollegen kämpfen jeden Tag ums Überleben.“
Wie weitermachen nach Borchert-Aus? Tierhalter diskutieren
Schlickenrieders Beitrag kommentierten andere Landwirtinnen zustimmend. Theresa Singer (auf Instagram „sandl_theresa“) etwa schrieb, „zusätzlich arbeiten gehen um das tierwohl zu finanzieren... kenn ich, kann aber wirklich nicht die Lösung auf Dauer sein... irgendwann packt man das nicht mehr und kommt sich vera***** vor“. Und „der_berndlbauerhof“ kommentierte: „Habe geweint bei deinem Video. Weil einfach jedes Wort stimmt. Alle Achtung vor deinem Mut und die klaren offenen Worte.“
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