Im Landkreis Mühldorf am Inn hat sich ein Mensch mit dem seltenen Borna-Virus infiziert. Der Fall sei im westlichen Teil des Landkreises aufgetreten. Das teilte das Landratsamt mit. Es stehe nach eigenen Angaben in engem Kontakt mit dem bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), das den aktuellen Fall in seiner Forschung berücksichtigen werde.
Klassische Borna-Viren lösen eine Hirnentzündung aus, die in nahezu allen Fällen tödlich endet. Pro Jahr werden im Schnitt zwei Infektionen in Deutschland bekannt. Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass die Dunkelziffer höher liegt - bei bis zu sechs Fällen pro Jahr.
Oktober 2021: Frau in Sachsen-Anhalt erkrankt schwer am Bornavirus
Im Oktober 2021 wurde bei einer Frau in Sachsen-Anhalt eine Infektion mit dem Bornavirus nachgewiesen. Die 58-Jährige littseit Ende des Jahres 2020 unter Symptomen. Das geht aus Berichten des MDR hervor. Das Landesamt für Verbraucherschutz teilte mit, dass es der erste und bisher einzige Fall in Sachsen-Anhalt sei.
Die Frau aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld war sehr schwer mit Kopfschmerzen, Hautblutungen, septischem Krankheitsbild und veränderter Bewusstseinslage erkrankt, heißt es in der Mitteilung des Landesamts weiter. Sie werde aktuell in einem Pflegeheim betreut und sei nicht ansprechbar.
Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin wies im Liquor und im Serum hohe Borna-IgG-Antikörper nach. Ein direkter Erregernachweis sei nach Angaben des Landesamts jedoch ausgeblieben. Da der Landkreis in einem Endemiegebiet für Borna Disease Virus 1, definiert über bekannte Fälle bei Nutztieren, liegt, geht das Robert Koch-Institut laut der Mitteilung von einer bestätigten Diagnose aus.
2020: Zwei Menschen in Bayern sterben am Bornavirus
Auch im Jahr 2020 gab es Fälle von Bornaviruserkrankungen bei Menschen. Dem bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wurden für das Jahr zwei Todesfälle übermittelt. In beiden Fällen starben die Personen nach einer Infektion mit den Bornaviren.
Laut einer Studie zum Borna Disease Virus (BoDV), die das Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) Anfang des Jahres im Fachmagazin "The Lancet Infectious Diseases" veröffentlichte und in einer Pressemitteilung erwähnte, erkrankten zwischen 1999 und 2019 14 Personen in Bayern an der Krankheit. Durchschnittlich erkranken in Deutschland zwei Personen pro Jahr an der Krankheit - Wissenschaftler gehen von einer höheren Dunkelziffer aus.
Seit dem 1. März 2020 gilt deutschlandweit eine Meldepflicht bei einer Infektion mit dem Bornavirus.
Borna-Viren lösen Hirnhautentzündung aus
Die Ansteckung mit den klassischen Borna-Viren löst beim Menschen eine Hirnhautentzündung aus, die tödlich enden kann.
Kirsten Pörtner, Ärtzin und Epidemiologin vom Robert Koch-Institut (RKI), vermutet, dass eine in Bayern erhöhte Durchführung von Tests Grund für die vermehrte Aufzählung in diesem Bundesland ist. Mögliche Ursache sei auch, "dass die Feldmaus sich in Bayern anders verhält als in Sachsen-Anhalt."
Bornavirus: Verstärktes Auftreten bei Katzenhaltern?
Um einen Anhaltspunkt über den Infektionsweg zu erhalten, hat Kirsten Pörtner Angehörige von Verstorbenen befragt. Das Ergebnis bei acht Patienten mit tödlichem Verlauf: Die verstorbenen Patienten lebten alle auf dem Land, sieben der acht Personen hielten eine Katze.
Da bisher die Feldspitzmaus als Wirt der Bornaviren bekannt ist, liegt die Vermutung nahe, dass durch die Jagd der Hauskatzen auf Feldspitzmäuse die Katzen in Berührung mit Urin, Kot oder Speichel einer erkrankten Maus kamen und die Krankheit wiederum auch den Tierhalter übertragen haben.
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