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Produktion und Förderung

Esel, Lama, Hund: Wer am besten gegen den Wolf hilft

am Dienstag, 23.06.2015 - 15:40 (Jetzt kommentieren)

Zum Schutz vor dem Wolf und anderen Raubtieren, kommen immer öfter Herdenschutztiere zum Einsatz. Neben Herdenschutzhunden gibt es ungewöhnliche Alternativen. Ein Überblick.

Herdenschutztiere haben den Vorteil, dass sich die anpassungsfähigen Beutegreifer weniger schnell an sie gewöhnen als an statische Maßnahmen. Schon vor Jahrtausenden begann man Hunde zum Schutz von Nutztieren einzusetzen. Dabei entstanden spezialisierte Hunderassen, wie der Pyrenäen-Berghund in Frankreich, der Komodor in Ungarn oder der Maremann-Abruzzese in Italien. Aber auch Esel und Lamas lassen sich zum Herdenschutz einsetzen. Der Vorteil: Esel benötigen kein spezielles Training zum Herdenschutz.  
 
Erfahrungen haben jedoch gezeigt, dass der Einsatz von eigens trainierten Herdenschutzhunden oftmals effizienter ist.

Hunde zum Herdenschutz

Herdenschutzhunde sind ausschließlich zur Verteidigung der Nutztiere da und müssen eigens dafür ausgebildet werden. Die Erziehung eines Herdenschutzhundes erfordert viel Kenntnis und Erfahrung. Bei zu starker Beziehung zu Menschen oder zu geringer Bindung an die Herde besteht die Gefahr, dass sich der Hund von der Herde entfernt. Er muss daher bei der Herde aufwachsen, die er schützen soll. Auf diese Weise akzeptieren die Hunde die Herde als ihre Familie und bleiben Tag und Nacht bei ihr. Es ist empfehlenswert, pro Herde mindestens zwei Hunde, bei größeren Herden auch drei oder mehr, einzusetzen, um den Schutz auch zu gewährleisten, wenn mehrere Wölfe angreifen.

Französischer Pyrenäenberghund

Herdenschutzhunde französischer Zuchten besitzen eine sehr hohe Grundschärfe. Die territoriale Bindung der Hunde und ihre Abneigung gegen fremde Menschen sind stark ausgeprägt. Die Größe liegt bei einem Rüden zwischen 70 und 80 Zentimetern und zwischen 65 und 70 Zentimetern bei Hündinnen.
 
In Situationen, in denen ein Pyrenäenberghund als Beschützer der ihm anvertrauten Weidetiere auftritt, ist sein Verhalten im guten Mittelfeld. Er ist in der Lage, dass Gefahrenpotential einer Situation zu differenzieren und verhindert so unangemessenes aggressives Verhalten, wobei eine massive Bedrohung auch von Menschen beim Eindringen in sein Territorium erfolgen kann. Allerdings ist ein tatsächlicher Angriff ohne Vorwarnung mit Biss eher nicht zu erwarten, so das Fazit der des Experten Thomas Schoke.

Maremmano Abruzzese

Maremmano Abruzzese weisen unterschiedliche Wesenseigenschaften auf, je nachdem ob die Tiere Arbeitszuchten oder Familienzuchten entstammen. Die Erscheinung des Maremmanos ist die eines mittelgroßen Herdenschutzhundes mit weißem Deckhaar. Er hat den Körper eines schweren Hundes, alle Körperpartien sind mit gut entwickelter Muskulatur besetzt. Die Widerristhöhe der Rüden liegt zwischen 65 und 73 cm bei Hündinnen zwischen 60 bis 68 cm. Als Beschützer von Herden und Verteidiger seines Territoriums zeigt der aufmerksames, mutiges und entschiedenes Handeln. Neugeborene Lämmer werden in den ersten Tagen (besonders von der Hündin) nicht aus den Augen gelassen. Der Maremmano Abruzzese ist unabhängig und zeigt keine Neigung zur Unterwürfigkeit.

Esel als Herdenschutztier

Generell lassen sich Esel ohne spezielles Training als Herdenschutztiere einsetzen, da ihre Schutzwirkung auf der besonders hohen Aufmerksamkeit und angeborenen Abneigung gegen Hundeartige beruht. Sie eignen sich jedoch nur für kleine Herden. Nähert sich ein Beutegreifer, reagieren sie mit Schreien, Zähne zeigen und Hufattacken. Dieses Verhalten ist jedoch nicht bei allen Tieren gleich stark ausgeprägt.
 
  • Es gilt seinen  Herdenschutzinstinkt zu überprüfen, indem er auf einer kleinen Weide mit einem größeren Hund konfrontiert wird.
  • Zum Einsatz sollten nur einzelne Eselstuten oder Wallache (kastrierte Hengste) kommen, da nichtkastrierte Hengste die Schafe oftmals traktieren. Ideal ist die Haltung einer Stute mit ihrem Fohlen.
  • Esel können sowohl in der Koppel- als auch in der Hüte- und Almhaltung eingesetzt werden. Sie weisen dabei eine hohe Geländetauglichkeit auf, so dass auch ein Einsatz in schwierigem Gelände möglich ist. Je unübersichtlicher und steiler jedoch das Gelände ist, desto schwieriger kann der Esel die Herde schützen.
  •  In der Almhaltung muss außerdem beachtet werden, dass sich die Schafe über die gesamte Almfläche verteilen können und zum Beispiel Rinderzäune, welche von den Schafen problemlos passiert werden können, für den Esel teilweise nicht zu überwinden sind.
  • Ständiges Angebot von Raufutter (Heu, Stroh) und Wasser

Lamas und Alpakas

Zum Einsatz von Lamas und Alpakas als Herdenschutztiere und zur Abwehr gegen Wolfsangriffe gibt es bisher wenige Erfahrungen. Die Schweiz hat dazu 2012 ein Pilotprojekt mit Schafen durchgeführt. Das Fazit der Schweizer: Für kleinstrukturierte Voralpengebiete mit touristischer Nutzung können die Andentiere Vorteile mit sich bringen. Im Gegensatz zu Herdenschutzhunden lösen laut Projektbericht Lamas kaum Konflikte mit Wanderern oder Nachbarn aus. Zudem ist es ein robustes und kostengünstiges Nutztier.
 
Entscheidend für das Zusammenspiel zwischen Lamas und Schafen sei eine gute Integration der Schutztiere in die Herde. Die bisherigen Beobachtungen zeigen, dass Einzeltiere eine bessere Bindung zu den Schafen entwickeln, als wenn mehrere Lamas in der Herde anwesend sind. Es dauert allerdings mehrere Monaten bis Schaf und Lama ein stabiles, gegenseitiges Vertrauen aufbauen. Laut Experten eignen sich Alpakas weniger gut für den Schutz von Nutztierherden als das Lama. Die Begründung ist, dass Alpakas zu klein und dadurch zu wenig stark sind.

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