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Stallbau

Europaweit einmalig: Landwirt hält Kaninchen im Tierwohlstall

Das innovative und völlig neu gedachte Stallkonzept für Kaninchen ermöglicht eine tierwohlgerechtere Haltung.
am Samstag, 06.05.2023 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Thomas Bauer hält seine Kaninchen in einem völlig neu konzipierten Stall, der den Tieren mehr Tierwohl bietet.

Mehr Platz, Außenklima und Einstreu: das sind Kernelemente des völlig neuen Haltungssystems für die gewerbsmäßige Kaninchenhaltung. Europaweit einzigartig geht das Projekt zum Thema Tierwohl mitten in Hohenlohe auf dem Hof von Thomas Bauer in Betrieb und ist gleichzeitig ein Probelauf.

Sieben europäische Projektpartner haben es zusammen konzipiert und werden die Ergebnisse auch anderen Landwirten zur Verfügung stellen. Sie betreten damit Neuland und zeigen gleichzeitig den Wandel in der Landwirtschaft. Das geht nur in einer guten Zusammenarbeit aller Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette.

Tierwohl der Kaninchen liegt am Herzen

„Wie nehmen die Tiere den neuen Außenbereich und die Einstreu an“, fragte sich Thomas Bauer. Dem Projektkoordinator und seiner Familie - den Inhabern der Thomas Bauer Kaninchenzucht und der Bauer Kaninchen Spezialitäten GmbH liegt das Tierwohl ihrer Kaninchen seit Jahren am Herzen.

Mit dieser Verantwortung, zum Beispiel durch die Fütterung mit nährstoffreichem und garantiert gentechnikfreiem Futter, mit boden- und artgerechter Haltung, gehen die jungen Bauern immer wieder innovative Projekte an. Zusammen mit Kooperations- und Marktpartnern werden nun schon zum zweiten Mal in einem sogenannten EIP-Agri-Projek Ideen geprüft und Lösungen erarbeitet‚ die für die Branche Maßstäbe setzen werden.

Ziel des Projekts: Haltungsstufe 3 mit Außenklimareiz entwickeln

Start für das EIP-Agri-Kaninchen 2-Projekt war im Herbst 2021. Das Ziel: ein gut funktionierendes System der Initiative Tierwohl zur Aufzucht von Kaninchen mit der Haltungsstufe 3 und Außenklimareiz zu entwickeln und zu erproben. Allen Partnern geht es darum, herauszufinden, was das Beste für die Tiere ist. In Folge werden diese fundierten Erkenntnisse anderen Kaninchenhaltern zur Verfügung gestellt.

„Wir wollen zeigen, dass wir uns ständig weiterentwickeln. Die Haltung der Tiere mit Außenklimareiz und Einstreu ist nach der Umstellung von Käfig- auf Bodenhaltung nun die nächste große Herausforderung für die Branche“, sagt Thomas Bauer stellvertretend für die sieben Projektpartner.

Die Ergebnisse werden in jedem Fall als wertvolles Wissen der Branche zur Verfügung stehen. Dafür sorgt auch Susan Loske von der Technischen Hochschule Bingen. Ihr großes Anliegen ist das Umstellen auf eine optimierte Haltungsstufe, den Kaninchen seien absolute Mimosen. „Mich interessiert besonders, ob und wie sie untereinander agieren, wenn sie in diesen neuen Ställen leben. Werden sie sich in der Gruppe anders verhalten? Welche Einstreu wird die richtige sein und wo liegen die Unterschiede?“, sagt die Wissenschaftlerin. Dafür wird sie selbst viel vor Ort auf dem Hof sein, aber auch modernste Kamera- und Computertechnik und intelligente Systeme zur Auswertung des Tierverhaltens nutzen.

Eckdaten des neuen Tierwohl-Kaninchenstalls

Und das sind die Eckdaten des neuen Stalls mit einer Gesamtgröße von 10 mal 25 Meter:

  • Er verfügt über ein Kammersystem und sechs Boxen - mit je einer Innenvox von 3 mal 4 m und einer Außenbox von 3 mal 3 m Größe.
  • Bis zu 180 Kaninchen werden zukünftig je Box leben. Sie haben damit 40 Prozent mehr Platz - im Vergleich zum gesetzlichen Standard.
  • Die Tiere werden sowohl im Sommer als auch im Winter ab einem Alter von 35 Tagen für jeweils 42 Tage hier eingestallt.
  • Im Außenbereich garantiert eine Front mit Lochblechverkleidung und einer zusätzlich beweglichen Plane aus halbtransparentem Material zum einen die frische Luft, aber auch den Schutz gegen Sonne und Kälte für die sensiblen Tiere.
  • Im Bereich mit Außenklimareiz werden versuchsweise unterschiedliche Materialien eingestreut. Das werden Stroh, Hobelspäne, Holzpellets und andere lose Einstreu sein.

Die Tiere und ihr Verhalten werden zu Forschungszwecken mit mehreren Kameras beobachtet. Die parallele Auswertung erfolgt mit Hilfe von computergestützten KI-Systemen. Ein Technikraum und ein umlaufender Gang ermöglichen den jungen Landwirten und ihren Mitarbeitenden die Kontrolle der automatischen Klima- und Lichtsteuerung, der Fütterung, Reinigung und persönliche Rundgänge.

Die regionale Kaninchenbranche sichern

Die Sicherung der regionalen Kaninchenbranche liegt Thomas Bauer naturgemäß sehr am Herzen. Ein neuer Stall müsse praxistauglich für die Tiere, die Unternehmen mit ihren Mitarbeitenden und wirtschaftlich zugleich sein. „Denn wenn wir es machen, machen wir es richtig. Aber nun hoffen wir erstmal, dass es gut funktioniert und für unsere Kaninchen eine Bereicherung ist.“

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