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Geflügel

Geflügelhalter stehen in verzerrtem Wettbewerb

Hühnerstall
am Samstag, 15.06.2013 - 10:00 (Jetzt kommentieren)

Berlin/Den Haag - Unterschiedliche Tierschutzvorschriften und nationale Alleingänge verzerren den Wettbewerb in der Geflügelhaltung.

Während die niederländische Regierung das nationale Verbot des Schnabelkürzens jetzt um drei Jahre vorziehen will, drängt Flüssigei aus ukrainischen Legekäfigen auf den EU-Markt, die mit deutschen Hermes-Bürgschaften errichtet wurden. Strengere Tierschutzauflagen und eine gleichzeitige Liberalisierung des Außenhandels bringen die europäischen Erzeuger in Gefahr.
 
 
 
 
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 Sharon Dijksma, Staatssekretärin im niederländischen Wirtschaftsministerium, hat entschieden: ab dem 1. September 2018 sollen in den Niederlanden die Schnäbel von Hühnern und Puten nicht mehr gekürzt werden dürfen. Sie zieht das geplante Verbot damit um drei Jahre vor. Betroffen sind jährlich etwa 54 Millionen Hennen und Hähne sowie zwei Millionen Puten. Die verbleibenden drei Jahre soll die Geflügelwirtschaft nutzen, um Alternativen zu entwickeln, die dem Federpicken entgegenwirken. Dijksma denkt dabei an veränderte Stallungen und ein anderes Management sowie die Züchtung von sozial verträglicheren Hühnern.
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Geheime Studie

Der Niederländische Fachverband der Geflügehalter (NVP) äußert sich besorgt, dass der nationale Alleingang die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe gefährdet. Der NVP sprach von einem Nackenschlag durch die Regierung und warnte vor dramatischen wirtschaftlichen Folgen. Tatsächlich kam das Landbauökonomische Institut (LEI) in einer Folgenabschätzung für die Regierung zu dem Schluss, dass die geplanten Auflagen, die auch Elterntierbetriebe und Brütereien betreffen, wirtschaftliche Verluste in Millionenhöhe nach sich ziehen. Während die Produktivität in der Mast und Eiererzeugung leiden werde, könnten Züchtungs- und Vermehrungsbetriebe vollständig ins Ausland abwandern. Staatssekretärin Dijksma hält die Studie jedoch unter Verschluss.
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Subventionen und Nichtumsetzung

Dijksma will sich in Brüssel für eine Angleichung der Haltungsvorschriften auf höherem Niveau einsetzen. Dabei werden schon die geltenden Tierschutzauflagen in der Geflügelhaltung nicht in allen Mitgliedstaaten umgesetzt, so der NVP. Der Dachverband nennt Italien, Spanien und einige osteuropäische Mitgliedstaaten. Außerdem plane Frankreich nationale Beihilfen für seinen Geflügelsektor. Die Niederländer sorgen sich, dass Hähnchenfleisch und Eier künftig vermehrt aus Deutschland oder Belgien importiert werden könnten.
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Käfigeier aus der Ukraine

Doch auch in Deutschland ist der Wettbewerb im Geflügelsektor alles andere als fair. Seit dem 21. Februar darf die Ukraine nach EU-Recht Eier der Klasse B und Eiprodukte zur Weiterverarbeitung in den Binnenmarkt einführen. Wie das Bundeswirtschaftsministerium in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der bündnisgrünen Bundestagsfraktion feststellt, verstärkt die Ukraine ihre Exportaktivitäten derzeit, so dass "ein hoher Preisdruck" bestehe.
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Kritik an Minister Rösler

Das Absurde daran: die Eier werden teilweise in Käfiganlagen produziert, die von deutschen Herstellern mit Hermes-Exportgarantien des Bundes in die Ukraine geliefert wurden. Friedrich Ostendorff, der agrarpolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, erklärte: "Minister Rösler fördert Tierfabriken in der Ukraine, die nach EU-Recht illegal sind, mit deutschen Steuergeldern und zerstört damit die Märkte der deutschen Geflügelwirtschaft". Ostendorff stellte fest, die durch die Bundesregierung geförderte Billigkonkurrenz von Käfigeiern aus der Ukraine bewirke für die deutschen Erzeuger einen erheblichen Preisdruck.

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