Bei einer Protestaktion mehrerer Bürgerinitiativen gegen eine Anwerbeveranstaltung des Geflügelkonzerns Rothkötter für Vertragsmäster in Gifhorn hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) zum "Widerstand gegen die drohende Agrarindustrialisierung Ostniedersachsens" aufgerufen.
Die niedersächsische Landesregierung bietet, so die AbL in einer Pressemittilung, derzeit Geflügelgroßetrieben aus der überfüllten Intensivregion Emsland/Weser-Ems als "Ausweichregion" den vorwiegend ackerbaulich genutzten Raum zwischen Northeim und Lüneburg an. Der geplante Bau einer großen Hähnchen-Schlachtanlage der "Emsland Geflügel GmbH" (Rothkötter-Gruppe) in Wietze bei Celle, so AbL-Sprecher Eckehard Niemann, solle durch die Anwerbung von 150 Vertragsmästern ermöglicht werden.
AbL: Märkte sind bereits gesättigt
"Das Gerede vom 'Wachstumsmarkt Hähnchenfleisch' ist absurd und unverantwortlich gegenüber den Landwirten - angesichts der Sättigung der Märkte und einer absehbaren Überproduktion", so die AbL. Die allermeisten Landwirte, so Niemann, lehnten es ab, als total abhängige Vertragsmäster eine nicht artgerechte Tierhaltung zu betreiben. Die Fernsehbilder aus einer "Wiesenhof"-Farm seien keine Einzelfälle. Die Geflügelkonzerne bestimmten die Haltung mit 25 Tieren auf dem Quadratmeter, die Qualzucht und die Preise für Futter, Küken, Medikamente und Schlachttiere. Die Mäster trügen das Risiko und 450.000 Euro Investitionskosten - aber die versprochenen fünf bis zehn Cent Gewinn pro Tier erziele nur eine Minderheit der Landwirte, die Mehrheit ereiche nicht mal einen ausreichenden Arbeitslohn und die Eigenkapitalverzinsung.
Einkommens-Alternative Freilandeier
Gegen den Bau von Agrarfabriken und für eine nachhaltige und artgerechte Nutztierhaltung in bäuerlicher Hand arbeite mittlerweile das bundesweite Netzwerk "Bauernhöfe statt Agrarfabriken", getragen von 70 Bürgerinitiativen und Verbänden wie BUND, AbL, Provieh, Deutschem Tierschutzbund und dem "Neuland"-Programm für artgerechte Nutztierhaltung. Laut AbL sollten die Landwirte ihre Einkommens-Alternativen nicht in einer perspektivlosen Abhängigkeit von der Agrarindustrie suchen, sondern in Zukunftsmärkten wie dem boomenden Markt für Freilandeier. Dazu seien jetzt dringend öffentliche Programme angesagt und eine klare Deklaration der Haltungsbedingungen auf den Lebensmittelverpackungen. (pd)
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