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Geflügelhaltung

Hühner vor Beutegreifern schützen: Tipps gegen Uhu, Habicht und Marder

Der Schaden, den Uhus als Beutegreifer anrichten, wird von Geflügelhaltern oft unterschätzt, da der Raubvogel die Hühner fortträgt und man selten Überreste findet.
am Donnerstag, 25.05.2023 - 06:42 (2 Kommentare)

Raubvögel und andere Beutegreifer sorgen mit ihren Angriffen auf Geflügel für hohe Verluste. So können Sie Ihre Geflügelherden im Freiland schützen.

Beutegreifer wie Habicht, Uhu, Fuchs, Waschbär und Marder sorgen in der Freilandhaltung von Geflügel mit ihren Angriffen für hohe Verluste. Für Geflügelhalter gestaltet sich die Abwehr schwierig, denn Beutegreifer lernen schnell und passen sich an.

Raubvögel verwirren, Tagesablauf variieren

Gegen Raubvögel können Sie zunächst zum Beispiel folgende kleine Maßnahmen versuchen:

  • Lassen Sie die Hühner zu unterschiedlichen Tageszeiten in den Auslauf. Häufig gelten feste Zeiten für Legehennen, daran gewöhnen sich auch die Greifvögel und wissen, wann sie mit Beute rechnen können. Nachteil: Auch die Legehennen mögen einen festen Tagesablauf und aus arbeitstechnischen Gründen ist ein Wechsel der Zeiten oft nicht möglich.
  • Übernetzen Sie den Auslauf. Nachteil: Auf großen Flächen lässt sich das schwer realisieren. Außerdem müssen die Netze regelmäßig auf offene Stellen überprüft werden.
  • Nutzen Sie Attrappen anderen Greifvögel wie Uhu oder Steinadler. Zumindest für eine gewisse Zeit haben sie einen abschreckenden Effekt. Nachteil: Die Vögel gewöhnen sich schnell daran und nehmen die Attrappen nicht mehr als Bedrohung wahr.
  • Perlhühner schrecken durch ihre Wachsamkeit und Lautstärke Greifvögel ab. Nachteil: Eben jene Lautstärke.

Schadverursacher mit Kameras ausmachen, dann ablenken und fangen

Greifvögel dürfen nur mit Genehmigung der obersten Jagdbehörde gefangen werden. Deshalb sollten Geflügelhalter zunächst Kameras aufstellen. Mit deren Bildern können Behörden nachvollziehen, wer tatsächlich die Schäden verursacht. Dann kann man Futterstellen für die Greifvögel anlegen. Sie müssen aber sachgerecht betrieben werden, Stichwort: Tierseuchenschutz.

Helfen die Futterstellen nicht, die Verluste durch die Prädatoren zu verringern, kann die Jagdbehörde erlauben, dass ein Sachverständiger den Greifvogel fängt und versetzt.

Bei großen Betrieben kann sich deshalb die Zusammenarbeit mit einem Falkner lohnen, auch um eine andere Greifvogelart gezielt anzusiedeln. Die verteidigt dann ihr Revier und verringert so gegeben falls Angriffe andere Greifvögel auf die Legehennen.

Thünen-Institut testet Schutz der Hühner durch Rinder

Oftmals sollen andere Tiere wie Ziegen, Lamas oder auch Esel die Geflügelherden schützen. Im Rahmen eines Projekts zu Bruderhähnen von Zweinutzungsrassen schickten die Forscher vom Thünen-Institut in Trenthorst die Bruderhähne zusammen mit Rindern in den Auslauf. Diese Partnertiere hätten erfolgreich vor Habicht und Bussard geschützt.

Schutzmöglichkeiten schaffen

Die Forscher gehen zudem davon aus, dass natürliche Strukturen wie Bäume, Maisreihen oder Büsche in den Ausläufen die Verluste durch Raubvögel minimieren. Auf der anderen Seite erhöhen solche Elemente aber die Attraktivität für Greifvögel.

Hohe Bäume dienen zum Beispiel als Startplatz für den Habicht. Kulturpflanzen bieten Bodenjägern wie Füchsen und Mader Schutz zum Annähern. Schutzmöglichkeiten verteilt im Auslauf sind trotzdem sinnvoll – vor allem auch gegen extreme Witterungseinflüsse. Dazu eignen sich Überdachungen jeder Art:

  • leichte Holzkonstruktionen, bespannt zum Beispiel mit Tarnnetzen
  • landwirtschaftliche Anhänger
  • Hüttenkonstruktionen
  • Photovoltaikgestelle
  • Folientunnel

Zäune als Schutz vor Marder und Fuchs

Schutz vor Beutegreifer-Säugetiere wie Fuchs und Mader bieten Zäune. Sie müssen hoch genug (mindestens 1,8 m) und mindestens 20 bis 30 cm eingegraben sein. Außerdem müssen die Zaunpfähle für Greifvögel unattraktiv gemacht werden, zum Beispiel, indem man sie anspitzt.

Ein Elektrozaun, in einer Höhe von 15 bis 20 cm außen angebracht, erhöht den Schutzfaktor. Entscheidend sind die richtige Platzierung sowie die Pflege, also das Freischneiden der stromführenden Litze.

Der Geflügel-Herdenschutz-Hund

Manche Geflügelhalter schwören auch auf Herdenschutzhunde wie den Pyrenäenberghund. Sie schützen Legehennen zum Beispiel vor Fuchs, Habicht oder auch Waschbär. Damit das gelingt, müssen die Herdenschützer möglichst früh an die Gesellschaft von Hühnern gewöhnt werden. Dann würden sie diese als ihre Herde ansehen und dementsprechend beschützen.

Ab und an kann es vorkommen, dass ein Hund auch ein Huhn tötet. Das sei dann aber in der Regel kein Tötungstrieb, sondern eher ein Unfall, zum Beispiel, wenn Hunde versuchen ihren Balg- und Rauftrieb mit den Hühnern auszuleben.

Alpakas zum Schutz vor Beutegreifern

Andere Geflügelhalter machen gute Erfahrungen mit Alpakas als Herdenschützer. Gerade Alpakas fallen durch ihre Wachsamkeit auf. Die bloße Anwesenheit eines so großen Tieres reiche zum Beispiel beim Habicht schon aus. Wenn Fuchs, Katze, Waschbär oder Marder in den Auslauf kämen, können man regelrechte Jagden durch die Alpakas beobachten.

Ein weiterer Vorteil sei, dass dank der Alpakas die Hühner eher den ganzen Auslauf nutzen würden. Landwirte müssten allerdings bedenken, dass Alpakas sehr personenbezogen sind und die Haltung Zeit beanspruche. Einfach kaufen und in die Geflügelherde stellen – damit sei es nicht getan.

Mit Luft- und Raumfahrttechnik erfolgreich beim Kampf gegen Raubvögel

Wie wäre es zum Beispiel mit künstlicher Intelligenz (KI), die die Raubvögel erkennt und im Idealfall individuell vergrämt? Die ersten Ergebnisse einer neuen Technik, bei der Raubvögel mit Lichtblitzen und aufblasbaren Puppen vergrämt werden, sind zumindest erfolgsversprechend.

Dazu fütterten Wissenschaftler einen Computer mit Daten und unzähligen Bildern von Raubvögeln. So präpariert soll das Programm mit Hilfe von Kameratechnik den Raubvogelschatten identifizieren und erkennen, wenn Habicht oder Bussard in den Suchflug übergeht. In dem Fall soll das Programm über ein im Hühnerauslauf positioniertes Stroboskop Lichtstrahlen auf den Raubvogel schicken. Dieser wird dadurch nicht verletzt, aber in seinem Suchflug gestört.

Zusätzlich könne eine aufblasbare Puppe angeschlossen werden, die neben den Lichtstrahlen in Aktion trete. Laut der Wissenschaftler funktioniere so ein System relativ einfach. Allein aufgrund des Ausbruchs der Vogelgrippe konnte das Programm nicht weiterentwickelt werden – für die Herden galt und gilt teilweise immer noch Aufstallpflicht. Ein weiterer Schwachpunt seinen derzeit zudem Raubvögel, die ansitzen. Sie könnten nicht so einfach erfasst werden.

Mit Material von geflügelnews, BLE

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