Aldi Nord und Aldi SÜD haben die Preise für verschiedene Frischfleischprodukte teils erheblich gesenkt. Sie verweisen auf die Überproduktion in Deutschland.
Außerdem wolle man laut eines Sprechers der beiden Unternehmen die sinkenden Einkaufspreise an Kundinnen und Kunden weitergeben und leiste einen Beitrag zur Abschwächung der Inflation. Andere Händler wie Edeka wollen nun nachziehen.
Preisdruck völlig falsches Signal zu Unzeiten
Die ISN kritisiert dieses Gebaren. Schweinehalter seien der enormen Marktmacht einzelner Lebensmittelhändler ausgesetzt. Der Preisdruck von Aldi und weiteren Lebensmitteleinzelhändler sei ein völlig falsches Signal zur Unzeit. Schließlich ist der deutsche Schweinebestand auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung Deutschlands.
Die ISN hält temporäre Preisaktionen für in Ordnung – eine generelle Preissenkungen jedoch nicht: „Wir deutschen Schweinehalter machen auf unseren Betrieben seit vielen Monaten erhebliche finanzielle Verluste. Uns fehlen in Ferkelerzeugung und Schweinemast aktuell weiter 60 bis 70 Euro am Schwein. Viele von uns haben schon aufgegeben und vielen steht das Wasser finanziell bis zum Hals.
Lebensmittelhändler haben enorme Marktmacht
Und trotzdem geht es den Einkäufern im Lebensmittelhandel scheinbar – aller Bekenntnisse zu 5 x D zum Trotz – weiter ausschließlich darum, möglichst billig einzukaufen. Wahrscheinlich wollen sie sich so als ‚Inflationsbremser‘ sonnen, aber eben auf Kosten der hiesigen Bauern und nicht zu Lasten der Konzernbilanz. Die Marktmacht einiger weniger Lebensmitteleinzelhändler ist enorm“, sagt Schweinehalter und ISN-Vorsitzender Heinrich Dierkes.
Die Doppelmoral des LEHs ist kaum zu überbieten
Heinrich Dierkes ärgert vor allem die Doppelmoral. Auf der einen Seite formulieren ALDI Nord und ALDI SÜD werbewirksam hohe Ziele, wenn es um das Tierwohl geht. Man bekenne sich blumig zur Herkunft Deutschland – lasse das nun aber völlig unter den Tisch fallen. Stattdessen nutze man den Preisdruck an den internationalen Fleischmärkten, um hiesigen Landwirten in den Rücken zu fallen, bringt es Dierkes auf den Punkt.
„Wer in so einer existentiellen Phase von den deutschen Tierhaltern immer höhere Standards fordert und gleichzeitig bei der Bezahlung auf die Preise am Weltmarkt verweist, der zeigt seinen wahren Charakter! Das ist so, als würde man eine Luxuslimousine fordern, aber einfach nur einen Kleinwagen bezahlen – das ist einfach nur noch dreist und Greenwashing pur“, kritisiert ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack.
Wenn die hiesige Schweinehaltung so schnell fallen gelassen und diese somit weiter ins Ausland getrieben werde, habe das mit Nachhaltigkeit nichts zu tun – im Gegenteil. Wer so agiere, dem seien heimische Erzeugerstandards und Nachhaltigkeit völlig egal.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.