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Tierschutzvertoß in Schlachthof

Kommentar: "Tierschutz bis zum Schluss"

Martina Hungerkamp
am Donnerstag, 11.10.2018 - 10:49 (Jetzt kommentieren)

agrarheute-Redakteurin Martina Hungerkamp kommentiert die tierschutzwidrigen Vorkommnisse in Schlachthöfen.

Ich esse gerne Fleisch, nicht täglich, aber regelmäßig. Und ich tue das mit ruhigem Gewissen, weil ich weiß, dass die allermeisten Landwirte und Schlachthöfe – auch in Sachen Tierschutz und Tierwohl – einen super Job machen. Das sehe ich tagtäglich, wenn ich draußen unterwegs bin.

Aber es macht mich tief betroffen, wenn ich Bilder sehe, wie sie jetzt von der Soko Tierschutz veröffentlichten wurden. Denn eins ist unstrittig und in der Tierschutztransportverordnung gesetzlich klar geregelt: Tiere, die zum Schlachthof transportiert werden, müssen transportfähig sein.

Das heißt, sie dürfen zum Beispiel nicht festliegen, stark bluten oder Beckenfrakturen aufweisen. Sie müssen aus eigener Kraft und schmerzfrei in den Transporter ein- und wieder aussteigen. Alles andere ist Tierquälerei und darf nicht vorkommen.

Tierschutzverstöße – was steckt dahinter?

Jeder dieser tragischen Einzelfälle ist einer zuviel. In den seltensten Fällen ist es aber böse Absicht oder Gleichgültigkeit. Hier müssen wir differenziert schauen, warum so etwas passieren kann und die Ursachen bekämpfen.

Jeder einzelne ist gefordert, aufmerksam zu sein: Hat mein Nachbar und Berufskollege Sorgen? Ist er mit seiner finanziellen oder privaten Situation überfordert? Unter welchem zeitlichen und finanziellen Druck stehen Tierärzte, Amtstierärzte, Transporteur und das Schlachthofpersonal? Braucht es dort Hilfe und Verbesserungen?

Nur so kann es uns gelingen, solche Vorkommnisse zu vermeiden. In erster Linie aus Gründen des Tierschutzes, aber auch für unsere ganze Branche, die sonst immer wieder in die Kritik gerät.

„System der Tierquälerei" ist böse Unterstellung

Es ist aber auch eine böse Unterstellung des Sterns, dass es sich um ein System von Milchbauern handle, die „gezielt altersschwache oder lahmende Tiere entsorgen, indem sie Kühe illegal in Schlachthöfe transportieren lassen“. Dagegen müssen wir uns mit aller Kraft wehren.

Außerdem wird eins wieder mehr als deutlich, so schlimm die Vorfälle sind: Es kann nicht sein, dass sogenannte Tierschutzorganisationen immer wieder in Betriebe einbrechen, monatelang verdeckte Aufnahmen sammeln und erst dann, wenn die mediale Aufmerksamkeit möglichst hoch ist, zuständige Behörden informieren und an die Öffentlichkeit gehen.

Und alles nur – Achtung, ebenfalls Unterstellung – um möglichst viele Spenden zu generieren und sich selbst am Leben zu erhalten.

Würden es ihnen wirklich und ausschließlich um das Leid der Tiere gehen, müssten sie sofort bei dem ersten Verdacht reagieren und mögliche Verstöße zur Anzeige bringen.

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