Es sind furchtbare Bilder, die jeden Tag im Fernsehen zu sehen sind. Menschen auf der Flucht vor dem Krieg. Sie besitzen meist nur noch eine Tasche, manche haben vielleicht noch ihr Haustier mitgenommen – alles andere ist zurückgeblieben. Doch was passiert mit Menschen und Tieren, die nach wie vor in den Krisengebieten sind? Die, die nicht fliehen können, wie Nutztierhalter, deren Betriebe trotzdem weiterlaufen müssen. Was machen Milchbauern, Schweine- oder Geflügelhalter?
Fakt ist, die Futterversorgung kann vielerorts nicht mehr lange gesichert werden. Der Strom ist oftmals ausgefallen, Straßen sind gesperrt, Häfen besetzt. Die Lage wird zunehmend dramatischer.
Nach Hörensagen kann Geflügel in besetzten Gebieten nicht mehr versorgt werden, weil Futtervorräte zur Neige gehen und Kühe häufig aufgrund von Stromausfällen nicht mehr gemolken werden.
Notschlachtungen bei Geflügel
Der größte Eierproduzent in der Ukraine sagte gegenüber Bloomberg News, dass 3 Mio. Hühner verhungern könnten, da der Krieg im Land andauert. Der Beschuss durch das russische Militär hielte die Futterlieferungen fern.
Ähnlich schildert Roman Slaston, Generaldirektor des ukrainischen Agribusiness Clubs, die momentane Lage. „In der Region Cherson musste ein großer kommerzieller Geflügelbetrieb seinen gesamten Hähnchenbestand keulen, weil es nicht genug Futter für die Tiere gab.“
Besonders kritisch ist die Lage beim Milchvieh
Alex Lissitsa, Präsident der Vertretung der ukrainischen Agrarwirtschaft, beschreibt dem Bayerischen Rundfunk, die prekäre Lage auf seinem Milchviehbetrieb. Der Landwirt leitet einen Betrieb mit etwa 1.000 Milchkühen an der Grenze zu Belarus. Bei der Frage nach dem Alltag antwortet er: „Kurz gesagt ist es eine Katastrophe. Die Tiere werden mit knappen Ressourcen versorgt“. Zudem ist der Strom ausgefallen. Lissitsa geht davon aus, dass die Öl-Generatoren, die ersatzweise die Melkanlage betreiben, auch nur noch zwei Tage halten werden (Stand des Interviews am 11.03.2022). „Ich weiß nicht, was dann in zwei Tagen noch passiert“, sagt der Landwirt.
„Die Situation in der Nutztierhaltung ist nicht sehr gut, besonders in den besetzten Gebieten. Die Landwirte können die Tiere nicht normal füttern und sich um sie kümmern“, sagt auch Roman Slaston. Besonders kritisch sei es beim Milchvieh. Kühe können oftmals nicht mehr zweimal täglich gemolken werden. Zudem kann die Milch nirgendwo gespendet werden, weil die Lieferketten zur Weiterverarbeitung zerstört seien.
Landwirtschaftliche Mitarbeiter für den Militärdienst eingezogen
Zudem wurden in der Ukraine massenhaft Männer im wehrdienstfähigen Alter sowie Reservisten zum Militär eingezogen werden. Auch 25 Mitarbeiter traf es auf einem Milchviehbetrieb, 200 km südlich von Kiew. Kees Huizinga leitet den Betrieb und macht sich große Sorgen um seine Mitarbeiter: „„Die Mitarbeiter, die in den Kampf gezogen sind, sind telefonisch nicht mehr zu erreichen“, sagt er. „Ich kann nur hoffen, dass sie überleben werden.“
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