Bayern will mit BayProTier ein eigenes Tierwohlprogramm auflegen. Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber stellte die Eckpunkte vor. Jetzt soll die Genehmigung durch die EU-Kommission eingeleitet werden.
Bereits im Sommer 2022 könnte das bayerische Tierwohl-Programm dann starten. Der Fokus des Tierwohl-Programms liegt zunächst auf der Sauenhaltung und der Ferkelaufzucht. BayProTier soll Betriebe auf den Weg zu mehr Tierwohl unterstützen. Dazu umfasst es zwei Stufen:
- Komfortstufe: für den Einstieg in mehr Tierwohl, geht über gesetzliche Standards hinaus
- Premiumstufe: für deutlich höhere Standards Zudem soll das Programm auf weitere Produktionsrichtungen wie Rinderhaltung und Schweinemast ausgeweitet werden. Laut Kaniber gehe Bayern damit in Sachen Tierwohl voraus und wartet nicht auf den Bund.
Agrarheute meint: Abgestimmtes Handeln hin zu mehr Tierwohl ist wichtig
Vielleicht braucht es Bundesländer, die den ersten Schritt gehen und einfach anfangen, Geld für den Umbau der Nutztierhaltung hin zu mehr Tierwohl in den Ställen bereitzustellen. Aber woher kommt das Geld? Und wie viel nimmt Landwirtschaftsministerin Kaniber tatsächlich in die Hand? Wie lange kann sie die Förderung garantieren?
In der Pressemitteilung aus dem bayerischen Landwirtschaftsministerium ist zu lesen, dass man ernüchtert sei, denn alles deute darauf hin, dass die Bundesregierung die guten Vorschläge der Borchert-Kommission zum Umbau der Tierhaltung endgültig fallen lasse und man deshalb selbst aktiv geworden sei.
Die Sorge ist sicher begründet, auch wenn in der aktuellen geopolitischen Lage mit Krieg Russlands gegen die Ukraine alles ein wenig in den Hintergrund rückt. Trotzdem besteht die Gefahr, dass es nun wieder einen Flickenteppich über ganz Deutschland gibt – verteilt mit den verschiedensten Hilfen, Subventionen und Programmen. Wie will man das dem Lebensmitteleinzelhandel und vor allem dem Verbraucher vermitteln? Schon jetzt gibt es das geflügelte Wort des Labeldschungels.
Gemeinsam beim Tierwohl vorangehen und ein Ende der Lippenbekenntnisse
Wichtig ist, so fordert es auch Kaniber, alle Markteilnehmer und die Politik aufzufordern, ihren Teil zu leisten. Es geht nicht ohne die Bundespolitik, die die Pläne der Borchart-Kommission nicht einfach verschwinden lassen darf. Kann sein, dass wir derzeit andere Sorgen haben, aber danach muss schnellsten an einer Lösung für die deutschen Nutztierhalter gearbeitet werden. Das Stichwort Ernährungssicherheit gewinnt derzeit ja erneut an Bedeutung.
Der Lebensmitteleinzelhandel muss ebenfalls mitwirken und das heimische Tierwohlfleisch in bester Position mit allen seinen Vorteilen anpreisen und bewerben. Noch viel wichtiger sind aber die Verbraucherinnen und Verbraucher. Wenn sie weiter heimisch erzeugtes Fleisch essen möchten, dann reichen keine Lippenbekenntnisse vor dem Laden. Dann müssen sie an der Ladentheke auch so handeln und das Fleisch, das nach höheren Tierwohl-Standards erzeugt wurde, kaufen.
Nur so können wir mehr Tierwohl in Deutschlands Ställen auf Dauer sicherstellen und einen noch krasseren Strukturbruch in der Nutztierhaltung vielleicht abmildern.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.