Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Neonicotinoide: Auf dem Acker verboten, bei Haustieren nicht

Dackel-Zeckenhalsband_AdobeStock_115746882
Thumbnail
Wiebke Herrmann, agrarheute
am Sonntag, 09.07.2023 - 07:00 (Jetzt kommentieren)

Als Pflanzenschutz sind Neonicotinoide nicht mehr zugelassen. Gleichzeitig dürfen sie aber in Zeckenhalsbändern für Hunde eingesetzt werden – ohne Beschränkungen.

Auf dem Acker sind sie verboten – Insektizide aus der Wirkstoffgruppe der Neonicotinoide, besonders der Wirkstoff Imidacloprid. Auf dem Sofa ist er allerdings erlaubt – nicht direkt, aber am Hals des geliebten Vierbeiners. Der Wirkstoff Imidacloprid ist in vielen Hundehalsbändern gegen Zecken und Flöhe enthalten und dort auch erlaubt. Die Halsbänder sind frei verkäuflich. Sie wirken bis zu 8 Monate.

Neonicotinoid: Im Zeckenhalsband wirkt es systemisch gegen Zecken und Flöhe

Zeckenhalsbänder sollen den Wirkstoff kontinuierlich über an die Fettschicht im Fell des Tiers abgeben. Der Wirkstoff wird anschließend über die Haut aufgenommen und verteilt sich so über den ganzen Körper, wie er systemisch gegen Parasiten wirkt. Der Wirkstoff verhindert nicht, dass das Tier von einer Zecke gebissen wird, doch die Parasiten sterben, sobald sie in die Haut eindringen. Für das Haustier kann aus diesem Grund der Einsatz von Zeckenhalsbändern sinnvoll sein – allerdings erst nach Rücksprache mit einem Tierarzt. Er kann dabei unterstützen, den richtigen Wirkstoff und die richtige Größe für den Hund zu bestimmen. Denn auch beim Haustier sollte der Einsatz des Insektizids überwacht werden.

Zeckenhalsbänder mit Neonicotinoiden: Auf Dosierung und Tierart achten

Je nach Hersteller kommen in Zeckenhalsbändern verschiedene Wirkstoffe zum Einsatz. Am verbreitetsten sind Imidacloprid, Deltamethrin oder auch Permethrin. Deltamethrin ist in verschiedenen Insektiziden enthalten und auch für den Einsatz in der Landwirtschaft zugelassen. Permethrin ist ab einer Konzentration von 5 Prozent verschreibungspflichtig und wird in einigen Spot-on-Präparaten für Nutztiere eingesetzt. Beim Einsatz in Hundehalsbändern müssen Haustierhalter allerdings darauf achten, ob im gleichen Haushalt Katzen leben. Sowohl Permethrin als auch Deltamethrin sind giftig für Katzen. Sie können die Präparate nicht verstoffwechseln und schwere Vergiftungserscheinungen erleiden.

Nervengift für Insekten, weniger gefährlich für Wirbeltiere

Das Neonicotinoid Imidacloprid ist wie Clothianidin und Thiamethoxam ebenfalls aus der Wirkstoffgruppe der Neonicotinoide seit 2018 für den Einsatz im Freiland verboten. Neonicotinoide sind eine Gruppe von hochwirksamen Insektiziden. Sie alle sind synthetisch hergestellte Wirkstoffe, die sich an die Rezeptoren der Nervenzellen binden und so die Weiterleitung von Nervenreizen stören. Neonicotinoide wirken auf die Nervenzellen von Insekten weit stärker als auf die Nerven von Wirbeltieren. Auch als Wirkstoff gegen Zecken bei Hunden kann der Wirkstoff zu Unverträglichkeiten führen. Tierärzte warnen davor, dass beispielsweise Imidacloprid bei einer falschen Dosierung ebenfalls nervenschädlich auf die Vierbeiner wirken kann.

Kaum Warnhinweise für Zeckenhalsbänder bei Hunden

Ein Zeckenhalsbänder für große Hunde enthalten enthält 4,5 g Imidacloprid. Beim Einsatz in Zuckerrüben wurden 60 g pro Hektar benötigt, um die Pflanzen vor der Übertragung des Vergilbungsvirus durch Blattläuse zu schützen. Mittlerweile darf der Wirkstoff für diesen Zweck nicht mehr angewendet werden. Als Warnhinweise bei Zeckenhalsbändern wird dagegen nur angegeben, dass Kinder nicht am Halsband kauen sollten und die Hunde nicht während des Tragens der Halsbände im Bett schlafen sollten.

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...