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Europäischer Eiermarkt

Werden Ostern die Eier knapp?

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am Sonntag, 10.04.2022 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Der europäische Eiermarkt schlägt Kapriolen. Vor allem Freilandeier werden knapp. EU-weit ist die Eierproduktion gesunken. Gründe sind die Geflügelpest mit langanhaltenden Aufstallungsgeboten, die gesunkene Eierproduktion in der EU und auch die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs.

In Deutschland dürfen viele Halter mit Freilandhennen in konventioneller Haltung ihre Eier nach 16 Wochen Aufstallung nur noch als Bodenhaltungseier verkaufen. Das bedeutet in „normalen“ Zeiten einen Mindererlös von 3 Cent/Ei, so Dieter Oltmann vom Landesverband Niedersächsische Geflügelwirtschaft (NGW), gegenüber der Land und Forst.

Aktuell sei der Eiermarkt aber nicht normal. Laut Oltmann würden selbst Eier, die in die Verarbeitung gehen, am freien Markt nahezu die gleichen Erlöse wie Freilandeier erzielen.

Geflügelpest wütet in vielen europäischen Ländern

Auslöser für diese Marktsituation ist vor allem die Geflügelpest. Sie führte in vielen europäischen Ländern wie den Niederlanden, Polen, Italien oder auch Frankreich zu teils starken Produktionsrückgängen. Auch aus der Ukraine kamen in der Vergangenheit Eier für die Verarbeitung. Dieser Import ist aufgrund des Kriegs durch Russland derzeit zum Erliegen gekommen.

Das alles hat zur Folge, dass der verarbeitenden Industrie Eier fehlen und die Preise stark steigen. Nur Eier aus der Bodenhaltung sind in Deutschland aufgrund der lang andauernden Aufstallungsgebote, beispielsweise in den Niederlanden, ausreichend vorhanden.

Kosten der Legehennenhalter steigen rasant

Trotzdem sind Legehennenhalter weit davon entfernt, aufzuatmen. Es herrscht Alarmstufe Rot, die Futterkosten steigen dramatisch an. Es drohen Lieferengpässe, wie jetzt auch die Bundesregierung zugab.

Der Bundesverband Ei e.V. (BVEi) schickte einen eindringlichen Weckruf an Politik und Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Die deutsche Eierwirtschaft könne die Versorgung mit Eiern aus Deutschland spätestens ab Sommer nicht mehr sicherstellen.

Freilandeier fehlen als erstes

Das vor allem Freilandeier knapp werden, zeigen die Zahlen eines der größten Eiervermarkter Niedersachsens. Laut des Unternehmens Eifrisch lag der Anteil Bodenhaltungseier bei etwa 48 Prozent, die Freilandeier machten 35 Prozent aus, die Bioeier etwa 17 Prozent.

Aufgrund der Aufstallungsgebote erhöhte sich der Anteil der Bodenhaltungseier auf aktuell etwa 80 Prozent. Nur für rund ein viertel der umdeklarierten Freilandeier zahle der LEH in Form des Solidar-Bodenhaltungsei den Preis von Freilandware. Trotz des knappen Eierangebots entstehe also ein finanzieller Schaden.

Eierpreise steigen zu Ostern

Aufgrund der Corona-Pandemie war das Futter schon vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine teuer. Der Kriegsbeginn hat die Lage weiter verschärft. Experten gehen davon aus, dass Verbraucher kurz- und mittelfristig mehr für Eier und Eierprodukte bezahlen müssen.

Österreich bangt um Lieferanten der Ostereier

Mit gemischten Gefühlen blickt auch Österreichs Geflügel- und Frischeibranche auf das bevorstehende Osterfest. Zwar würden die Verbraucher wohl weiterhin ausreichend mit Eiern versorgt, aber die Legehennehalter stünden in der aktuellen Krisensituation unter einem enormen Kostendruck. Die Branche fordert deshalb ein gemeinsames Regionalitätsbekenntnis der gesamten Eier-Wertschöpfungskette.

Die Qualität sei deutlich gestiegen, die Kosten massiv in die Höhe geschnellt, also könne es nicht sein, dass die Preise gleichbleiben oder nur Alibierhöhungen stattfinden. Ein Aufpreis von 5 Cent pro Ei mehr würden 50 Cent pro Zehnerpackung beziehungsweise durchschnittlich 15 Euro mehr pro Konsument und Jahr bedeuten.

USA und England fürchten Preisanstieg zu Ostern

Auch in den USA und in England gehen Experten davon aus, dass die Eierpreise zu Ostern nochmal steigen werden. In den USA berichtet das Landwirtschaftsministerium, dass weitere Bundesstaaten von der Vogelgrippe betroffen sind und deshalb die Preise weiter steigen.

Zwar würden die Eierpreise in der Regel zur Osterzeit immer etwas ansteigen, allerdings lägen die Preise in diesem Jahr rund 40 Prozent höher als im vergangenen Jahr um diese Zeit. Englischen Eiererzeugern droht der finanzielle Ruin aufgrund der enorm gestiegenen Kraftstoff- und Energiekosten.

Verschärft würde die Lage auch hier aufgrund der Vogelgrippe. Der britische Geflügelhalterverband forderten deshalb die großen LEHs auf, den Preis für 12 Eier um 40 Pence (umgerechnet 48 Cent) zu erhöhen, um vorallem die kleinen Familienbetriebe zu retten.

Der Verband rechnet ebenfalls damit, dass die Verfügbarkeit britischer Eier in den Supermarktregalen ernsthaft gefährdet sei. Vor allem, wenn die steigenden Kosten der Betriebe nicht weitergegeben werden könnten.

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