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Geflügel

Putenmist sorgt für Kühlung

am Mittwoch, 28.08.2013 - 17:11 (Jetzt kommentieren)

Ein Leuchtturmprojekt für klimaangepasste Produktionsprozesse liefert erste - positive - Ergebnisse. Ohnehin anfallender Putenmist dient über Umwege zur Kühlung der Ställe.

"Nordwest2050" heißt ein Forschungspojekt, das zusammen mit Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft einen langfristigen Fahrplan zur Klimaanpassung liefern soll. Speziell geht es um die Region Bremen-Oldenburg. Ein Leuchtturmprojekt daraus zeigt, wie Putenmist zur Kühlung von Ställen genutzt werden kann.
 
Landwirt Heinrich Siemering aus Varrel im Landkreis Diepholz hat sich dafür mit den "nordwest2050"-Experten von der Universität Bremen sowie den Firmen SolarNext AG aus Bernau und Meyer Kühlanlagen GmbH aus Wildeshausen zusammengetan. Herausgekommen ist ein nachhaltiges Konzept, das Energie- und Stoffkreisläufe auf dem landwirtschaftlichen Betrieb ab sofort sinnvoll schließt.

Das 'Kühlen mit Wärme'-Prinzip

Der Putenmist aus den Mastställen wird zusammen mit Maissillage in einer Biogasanlage verwertet. Das  Biogas gelangt über eine Rohgasleitung zu einem Blockheizkraftwerk (BHKW) und wird dort in Strom und Wärme umgewandelt. Der Strom wird in das Netz des örtlichen Versorgers eingespeist, mit der Abwärme werden im Winter die Gärbehälter, Ställe und Wohngebäude beheizt.
 
Im Sommer wird die überschüssige Wärme zukünftig nicht mehr ungenutzt an die Umgebungsluft abgegeben, sondern mit Hilfe einer Absorptionskälteanlage direkt für die Kühlung der Ställe verwendet. Die Kälteanlage erzeugt aus der Abwärme Kaltwasser, mit dem die Kühlregister betrieben werden, die die Zuluft in die Ställe abkühlt.

Erste Hitzewellen in der Praxis gemeistert

"Die Anlage hat die ersten Hitzewellen im Juli und August gemeistert", berichtet Landwirt Siemering stolz. "Trotz Außentemperaturen von über 30°C konnte ich ein deutlich gesteigertes Wohlbefinden bei den Puten im klimatisierten Stall beobachten."
 
Jörg Meyer, Geschäftsführer Kälteanlagen Meyer GmbH, erklärt: "Dieses Prinzip erspart den zusätzlichen Einsatz von teurem Strom, ermöglicht eine bessere Ausnutzung des BHKW‘s und führt durch die Vermeidung elektrisch getriebener Kühltechnologien zu einer Entlastung des Stromnetzes."
 
Das Projekt wurde im Rahmen von "nordwest2050 - Perspektiven für klimaangepasste Innovationsprozesse" mit über 187.000 Euro durch Forschungsministerium gefördert. Der Eigenanteil des Landwirts beträgt 45.000 Euro.
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