"In Deutschland brauchen wir keine Ställe mit 10.000 Schweinen oder 40.000 Hühnchen. Wir wollen Massentierhaltung in den nächsten 20 Jahren abschaffen." Das sagte Anton Hofreiter, Vorsitzender der grünen Bundestagsfraktion, zur Bild am Sonntag und erntet nun heftige Kritik.
"Keine Sachkenntnis"
Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, sagte dazu: "Wenn es noch einen Beweis dafür gebraucht hat, dass Anton Hofreiter keine Sachkenntnis in Sachen Landwirtschaft hat, dann ist er jetzt erbracht. Das läuft auf die Zerstörung bäuerlicher Betriebe hinaus." Es fehle die Definition von Massentierhaltung. „Schlagworte und Zerrbilder sind kein Ersatz für verantwortungsvolle Agrarpolitik. Im Gegenteil, sie verhindern eine sachgerechte Diskussion und den Prozess der positiven Weiterentwicklung, in dem sich unsere Tierhalter mit der Initiative Tierwohl und ihren enormen Investitionen in die Tierhaltung befinden.“
"Nicht zu Ende gedacht"
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) sagte in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung dazu: "Mal soll ich die Massentierhaltung beenden und am besten alles auf Bio umstellen, dann soll ich den Bauern mit Steuer-Milliarden wieder auf die Beine helfen. Ja, was denn nun?" Die Vorschläge der Grünen, wonach EU-Subventionen artgerechte Tierhaltung belohnen sollten, findet er "nicht zu Ende gedacht". Er warf den Grünen "Hybris" vor. Ihre "städtisch geprägten Verbraucherschutzvorstellungen hätten mit der landwirtschaftlichen Realität rein gar nichts zu tun."
Positionspapier zum Umbau der Tierhaltung
Bei den Forderungen der Grünen geht es im Detail um ein Autorenpapier für einen Umbau der Nutztierhaltung in Deutschland, das vergangene Woche veröffentlicht wurde. Darin heißt es auch: "Wir Grüne (…) stellen mit unserem Pakt für faire Tierhaltung Lösungsvorschläge für eine Zukunft ohne Massentierhaltung vor, in der auch die Bäuerinnen und Bauern wieder eine Perspektive haben." Im Papier zeigen die drei Autoren, wie sich die Tierhaltung in Deutschland aus ihrer Sicht bis 2036 verändern soll.
Kern-Forderungen
Das Positionspapier beinhaltet folgende Punkte:
- Ställe öffnen und tiergerecht gestalten
- Schmerzhafte Eingriffe bei Tieren stoppen
- Bei der Zucht soll das Tier im Vordergrund stehen, nicht Kosteneffizienz und Wachstum
- Höhere Standards und besserer Vollzug bei Transport und Schlachtung
- Aus- und Weiterbildung im Bereich des Tierschutzes
- Einstellen eines/einer Bundesbeauftragte/n für Tierschutz
- Bessere Verbraucherinformation im Laden und Supermarkt (Kennzeichnungspflicht wie bei Eiern)
Für diese Umsetzung wollen die Autoren zunächst 1,3 Milliarden Euro aus EU- und Bundesförderung nutzen.
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