Destany kann es kaum erwarten. Mit ihrem weichen Flotzmaul stupst sie Patrick Kübler an. Der Landwirt steht im Stall und säubert Liegeboxen. „Gleich bist du dran“, sagt der 28-Jährige. Er beendet seine Arbeit und zieht eine Bürste aus der Tasche seiner Jacke. Dann beginnt er, Kuh Destany zu striegeln.
„Unsere Kühe bekommen oft Massagen als kleine Wellness-Behandlung“, sagt er. Das tut den Tieren gut, stärkt das Vertrauen und steigert die Milchleistung. Auch sonst tut der Landwirt alles für das Wohlbefinden seiner Kühe. Im Stall befinden sich zwei Ventilatoren und eine Kuhdusche – als Vorsorge gegen Hitzestress.
Über 10.500 kg Milch ohne Silomais

„Nur gesunde Kühe geben viel Milch“, sagt Patrick Kübler. Der Landwirt hält 55 Fleckviehkühe in Tettnang. Dass sein Konzept aufgeht, zeigt die Herdenleistung. Sie liegt bei 10.571 l pro Kuh und Jahr. Ein wichtiger Baustein seines Erfolgs ist die Fütterung. „Unsere Ration besteht zu 75 Prozent aus Grassilage." Weitere Bestandteile sind Luzerne, Lieschkolbensilage, Körnermais, Stroh, Graspellets und Wasser.
Auf Silomais verzichtet er. „Ich habe mich schon immer gefragt, warum man die ganze Maispflanze füttert, obwohl die Energie im Kolben steckt“, sagt er. „Die Restpflanze ist nichts anderes als Sägemehl, das den Platz im Pansen versperrt.“ Deshalb häckselt er seit drei Jahren nur noch den Lieschkolben - mit einem Feldhäcksler und dem Pflückvorsatz von einem Maisdrescher. Viele haben ihm abgeraten, doch er machte es trotzdem. Mit Erfolg. Über 6.000 kg Milch erzeugt er so aus dem Grundfutter.
Landwirtschaftliche Nutzfläche (ha) | 44,8; davon 32,5 ha Grünland und 8,5 ha Ackerland |
Anzahl Milchkühe | 55 |
Anzahl Nachzucht | 15 bis 20 |
Milchleistung (kg/Kuh/Jahr) | 10.571 |
Erstlingsleistung der Jungkühe (l) | 8.796 |
Zellzahlen (Zellen/ml) | 145.000 |
Durchschnittsalter (Jahre) | 5,5 bis 6 |
„Weniger Harnstoff, mehr Milch“
Den Trockenmassegehalt der Ration kontrolliert er wöchentlich. Auch die Eiweißversorgung seiner Kühe prüft er regelmäßig. Das macht er mithilfe des Harnstoffwerts. „Wir haben im Schnitt Harnstoffwerte von 13 bis 15 mg/dl.“ Sein Prinzip: weniger Harnstoff, mehr Milch. Doch seine Fütterungsberater sehen das anders.
„Die sagen, alles was unter 20 mg/dl ist, führt zu weniger Milch“, sagt Patrick Kübler. „Aber das konnten wir nicht feststellen – im Gegenteil.“ Zusätzlich füttert er Heu ad libitum und Grummet, einmal täglich vor der Ration. Kraftfutter setzt Patrick Kübler nur sparsam ein, im Schnitt 1.600 kg pro Kuh und Jahr. Einmal am Tag füttert er. Zusätzlich animiert ein Futterroboter von Lely die Kühe zum Fressen.
Homöopathie: Gesunde Kühe mit Moxa-Zigarren

Ein weiterer Vorteil der grünlandlastigen Fütterung: „Unsere Kühe haben viel seltener die Mortellaro’sche Krankheit.“ Maximal zwei bis drei Fälle hat er pro Jahr. Wird eine Kuh doch einmal krank, dann versucht er es zunächst mit Homöopathie. Die alternative Behandlung übernimmt Patricks Mutter Johanna. Liegt etwa eine Kuh fest, dann setzt sie auf eine Zigarette aus getrocknetem Beifuß.
Dazu schneidet die 61-Jährige ein Stück von der sogenannten Moxa-Zigarre ab und steckt es auf einen Schaschlikspieß. „Dann zünde ich die Moxa-Kugel an und halte sie mit etwas Abstand an die betroffene Stelle“, sagt Johanna Kübler. „Der Wärmereiz löst die Blockade.“ Hat ein Kalb Durchfall, bekommt es Globuli wie Aconitum, Arsenicum und Nux Vomica. Tritt ein schwer zu behandelnder Fall auf, etwa eine Nabelentzündung beim Kalb, wird Antibiotika eingesetzt.
Steinmehl und effektive Mikroorganismen gegen Güllegeruch
Gegen den Geruch der Gülle verwendet der Landwirt Steinmehl und effektive Mikroorganismen (EM). Der Vorteil ist, dass sie Giftstoffe und Ammoniak in der Gülle binden. „Die Grundkrankheiten der Kühe züchtet man in der Gülle“, sagt er. Seinen Kühen mischt er die EM beim Silieren ins Futter, mindestens einen Liter pro Tonne. Einen weiteren Liter EM pro Kubikmeter rührt er in die Güllegrube.
Die Folgen: ein gesunder Pflanzenbestand und gesunde Kühe. Eigentlich perfekt. Doch die neue Düngeverordnung ab 2025 für Grünland macht alles zunichte. „Die bodennahe und reihenförmige Ausbringung der Gülle ist fatal für uns“, sagt er. „Unsere Kühe fressen dann den eigenen Kot.“ Mit gesundem Grundfutter und Tierwohl wäre es dann vorbei. „Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt", sagt der Landwirt.
Mehr über Landwirt Patrick Kübler und seinen Milchviehbetrieb lesen Sie im aktuellen agrarheute-Rindermagazin vom Januar 2020 ab Seite 10. Seine Homepage finden Sie hier: https://www.kuebler-landwirtschaft.de/.
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