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Schleswig-Holstein

160 m², Tränkeautomat, Pultdach: Landwirt baut Kälberstall für 70.000€

Konstanze und Marcus Rohwer aus Westerrönfeld bauen gerade für 70.000 Euro einen neuen Kälberstall. Das Ehepaar erhofft sich mehr Platz, weniger Stress und gesündere Kälber.
am Freitag, 17.03.2023 - 05:00 (1 Kommentar)

Marcus und Konstanze Rohwer aus Westerrönfeld in Schleswig-Holstein bauen gerade einen neuen Kälberstall mit Abrufstation und Tränke-Automat. Das Ehepaar erhofft sich mehr Platz, weniger Stress und gesündere Tiere. Kosten: 70.000 Euro. Agrarheute hat nachgefragt.

Rohbau-vom-neuen-Stall

Konstanze und Marcus Rohwer bewirtschaften in Westerröhn in Schleswig-Holstein einen Betrieb mit 250 Milchkühen. Gerade bauen sie einen neuen Kälberstall mit Tränke-Automat. „Wir nutzen die geänderte Tierschutz-Transportverordnung zu unserem Vorteil“, sagt Konstanze Rohwer. „Wir sind nämlich mit dem alten Kälberstall nicht zufrieden, da wir dort nur eine Box für alle Kälber haben.“

Im neuen Kälberstall sollen auch die Verkaufskälber ab einem Alter von 12 Lebenstagen an die Abrufstation des Tränke-Automaten dürfen. „Ich schaffe es sonst nicht, alle Nuckeleimer zu reinigen und die Kälber satt zu haben, bis ich ins Haus muss, um unsere drei Schulkinder zu versorgen“, sagt die 48-jährige. Der neue Stall hat ein Pultdach und drei Seiten sind dicht.

Landwirte bauen Offenfrontstall: 24 Kälber haben Platz

Konstanze und Marcus Rohwer hoffen, dass sie im neuen Kälberstall weniger Tiere mit Atemwegserkrankungen haben.

„Wir orientieren uns bei der Bauweise am patentierten Offenfrontstall von Tierarzt Dr. Hans-Peter Heckert“, sagt Konstanze Rohwer. Der Stall ist so konzipiert, dass keine Zugluft entsteht, aber der Luftaustausch ohne Technik gegeben ist. Der Stall ist 15,3 m breit und 10,50 tief. Die Boxen haben eine Tiefe von 9 m. Die linke Box ist 4,5 m breit, der Futtertisch 4,50 m und die rechte Box 5,5 m.

„Wir rechnen mit zweimal zwölf Kälber, die wir im neuen Stall unterbringen können.“ Eigentlich plante das Ehepaar drei Kälber-Boxen ein, aber die Kosten waren zu hoch. „Deshalb haben wir beschlossen, erstmal nur zwei Boxen zu bauen“, sagt Konstanze Rohwer. Eine Box ist für die Verkaufskälber und die kleinen Nachzuchtkälber, die andere Box ist für die Abtränkekälber gedacht.

„Die hohen Milchpreise machen den neuen Kälberstall möglich“

Der neue Kälberstall von Konstanze und Marcus Rohwer ist 15,3 m breit und 10,50 tief. „Wir hoffen, dass der Kälberstall bis Ende März fertig ist“, sagt Konstanze Rohwer.

„Die Boxen sind von vorne zu misten, da unsere Technik und Vorräte zwischen den Boxen sind“, sagt Konstanze Rohwer. Die Kälber werden aus den Hintertüren in einen eingezäunten Wartebereich getrieben und warten dort das Streuen ab. Die Kosten für den neuen Kälberstall liegen bei circa 70.000 Euro. „Die hohen Milchpreise machen den neuen Kälberstall möglich.“

„Für die Zukunft ist der Neubau natürlich ein unternehmerisches Risiko“, sagt die Praktikerin. „Wir hoffen, dass wir im neuen Kälberstall weniger Tiere mit Atemwegserkrankungen haben.“ Im alten Stall hatte das Ehepaar häufiger Probleme mit kranken Kälbern. Im neuen Stall werden die Kälber pasteurisierte Vollmilch über die Abrufstation des Tränke-Automaten bekommen.

Praktikerin: „Mir ist gerade alles echt zu viel!“

Da die Rohwers im Schnitt eine Zwischenkalbezeit von 394 Tagen praktizieren, haben sie weniger Kälber als andere Betriebe. Trotzdem ist Konstanze Rohwer die geänderte Tierschutz-Transportverordnung und auch alles andere zurzeit zu viel.

„Eigentlich bin ich ein sehr positiver Mensch, aber gerade habe ich eine ziemlich dünne Haut“, sagt sie. „Ich weiß noch nicht, wo ich die Kraft hernehmen soll für eine weitere Milchpreiskrise.“ Zur Entspannung hat sie begonnen, Kutsche mit ihrem Pony zu fahren.

130 Euro für schwarzbunte Bullenkälber

Zusammen mit ihrem Mann Marcus bewirtschaftet Konstanze Rohwer einen Betrieb mit 250 Milchkühen und eigener Nachzucht. Sie kümmert sich seit 2011 um die Kälber.

Die erste Abrechnung der verkauften Bullenkälber war durchwachsen. Große Fleischmischlinge, die in Schleswig-Holstein gemästet werden, konnten die Rohwers gut mit 375 Euro verkaufen. Für schwarzbunte Kälber mit 75 kg, die nach Holland gingen, bekam das Ehepaar nur 130 Euro pro Tier.

„Wenn unser Händler die Kälber eine Woche später in Schleswig-Holstein unterbringen kann, bleiben sie fünf Wochen“, sagt Konstanze Rohwer. „Wir hatten in den letzten 12 Jahren keine Absatzprobleme, nur schlechte Preise. 50 Euro war bisher der schlechteste Preis, den wir für ein schwarzbuntes Bullenkalb bekommen haben.“

Wenig Erfolg mit gesextem Sperma

Die Rohwers sind auf die Vermarktung der Kälber angewiesen. „Trotz Neubau haben wir weder Stallplatz noch Arbeitskräfte für die Mast über.“ Gesextes Sperma haben die Praktiker ausprobiert, allerdings nicht sehr erfolgreich. „Es kam trotzdem dreimal ein Bulle heraus“, sagt Konstanze Rohwer.

Seit sechs Monaten besamen sie ihre Kühe mit Angus-Bullen. Der Grund: „Die Tiere sehen nach echtem Mastkalb aus und die Kuh hat eine leichtere Geburt.“ Die Färsen besamt das Ehepaar schon länger mit Angus-Bullen, um die Nachzucht zu reduzieren.

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