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Kommentar

Amos Venema: Tierwohllabel - so seh ick dat!

Amos Venema, Milchviehhalter und Agrarblogger
am Freitag, 30.03.2018 - 07:00 (Jetzt kommentieren)

Landwirt Amos Venema berichtet monatlich über seine Sicht der Dinge. Dieses Mal: Die Diskussion um das Tierwohllabel!

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) berät nun schon über ein Jahr über die Ausgestaltung des Tierwohl-Labels, ohne die Vermarktungsreife oder die praktische Umsetzungsphase zu erlangen. Meines Erachtens sollte der Staat sich darauf beschränken die Rahmenbedingungen für die Tierhaltung zu schaffen und sie mit den Betroffenen weiterentwickeln. Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft darf durch ein Label auf gar keinen Fall eingeführt werden. Dies wurde zwangsläufig zu einer Abwertung der allgemeinen gesetzlichen Standards führen.

Hohe deutsche Standards

Außerdem dürfen wir bei der ganzen Diskussion rund um ein Tierhaltungslabel nicht vergessen, dass unsere gesetzlichen Standards in Deutschland schon weit über denen der am Weltmarkt teilnehmenden Handelspartner liegen. Des Weiteren entscheidet der Konsument genauso ökonomisch an der Ladentheke wie jeder Unternehmer in seinem Betrieb - also kostenoptimiert. Der Verbraucher stellt sich folglich die – berechtigte - Frage: „Wieso soll ich das teure Label mit bezahlen, wenn ich mit den gesetzlichen Standards schon nachgewiesener Maßen Topqualitäten erwerben kann?“

Herdenmanagement entscheidet

Leider wird zudem die Umsetzung solcher Label von den Käufern einseitig betrachtet. Kühe in einem Biobetrieb müssen nicht systembedingt, wie vom Label vorgegeben beziehungsweise suggeriert, ein besseres Leben führen wie in einem Stall mit 1.000 Kühen. Hier entscheidet einzig und allein das Herdenmanagement über das Wohl oder Leid der Tiere und nicht die bunten, erklärungsbedürftigen Tortenstücke auf dem Label eines Discounters. Unser Know-how und unsere Managementfähigkeiten spielen bei aller Digitalisierung in der Tierhaltung nach wie vor eine entscheidende Rolle.

Wir landwirtschaftlichen Unternehmer sind immer bereit die Tierhaltungsstandards zu erhöhen, aber nicht ohne einen entsprechenden Gegenwert! Wir können nicht nur für den Idealismus arbeiten, denn wie heißt es so schön: „Cows pay the bills“ oder auf gut Deutsch: Ohne Moos nix los!

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