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Landwirtschaftliche Existenz

Anbindehaltung: Landwirt kämpft um seinen Hof mit emotionalem Aufruf

Eham Anbindehaltung Protest Miesbach
am Mittwoch, 04.08.2021 - 04:00 (9 Kommentare)

Landwirt Georg Eham aus Agatharied protestiert mit einer emotionalen Botschaft gegen das Ende der Anbindehaltung.

Nicht nur ein Schnappschussmotiv für Touristen, sondern eine Botschaft mit ernstem Hintergrund: „Liabe Leid, wenn Eich de Art wia mia unsan Bauernhof betreiben gfoid, dann macht’s bitte Erinnerungsfotos. A Landwirtschaft in dera Form werd’s, nach Willen der bayerischen Politik und des Lebensmitteleinzelhandels, boid nimma gem“, steht auf einem Schild am Ortsausgang von Agatharied Richtung Wörnsmühl.
Aufgehängt haben es Georg Eham und seine Frau Anna vom Leitenbauer-Hof. Der Grund für diesen ungewöhnlichen Aufruf ist ein Protest – gegen die Politik, vor allem die der CSU, und ganz speziell die von Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber.

Unmut der Bauern: Tierhaltung nicht pauschal verurteilen

Die bayerische Landwirtschaftsministerin, Michaela Kaniber, hatte in einer Regierungserklärung den „zügigen Ausstieg aus der ganzjährigen Anbindehaltung“ gefordert. Die Einstellung der Menschen zu den Themen Verbraucherschutz und Tierwohl habe sich geändert, sagte Kaniber jüngst auch bei einer Diskussion mit Landwirten im Bräustüberl auf Kloster Reutberg. Schon da bekam die Ministerin heftigen Gegenwind von den Bauern zu spüren.
Auch im Landkreis Miesbach braut sich Unmut zusammen. Die Kreisbäuerin Marlene Hupfauer warnte vor einer Abkehr von der vor allem in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft seit Jahrzehnten erfolgreich praktizierten Kombinationshaltung aus Stall und Weidegang. Das Aktionsbündnis Zivilcourage Miesbach ist „in Sorge“, dass sich die Aussage der Ministerin auf „pauschal alle Formen der traditionellen Tierhaltung“ bezogen hat.

Georg Eham: Kombinationshaltung aus Überzeugung

Georg Eham und seine Frau Anna teilen diese Sorge ganz persönlich. Eham bewirtschaftet als Landwirt einen Nebenerwerbsbetrieb mit durchschnittlich 15 Kühen. Er gehört klar zur kleinbäuerlichen Seite. Schon sein Opa und Vater hätten ihre Milchkühe in der Kombinationshaltung aus Stall und Weidegang gehalten. Auch er praktiziere diese, seit er den Hof 2010 mit seiner Frau übernommen habe, „aus ganzem Herzen“.
Einen Laufstall zu bauen, wie es die vollständige Abkehr von der Anbindehaltung erfordern würde, sei finanziell nicht zu leisten. Eine solche Investition müsse er über Jahrzehnte abtragen. „Bis alles abbezahlt ist, gibt es wieder neue Auflagen der Politik“, fürchtet Eham. Schon jetzt stünden kleine Höfe wie der Leitenbauer bei jedem Generationswechsel auf der Kippe.

Eham: „Kombinationshaltung erfüllt Tierwohl und muss so bewertet werden“

„Unter erhöhten Auflagen bei gleicher Bezahlung arbeiten, das kann in keinem Wirtschaftszweig der Welt auf Dauer funktionieren“, betont Eham. Auch den von Kaniber skizzierten Druck der Verbraucher kann der Landwirt so nicht erkennen. „Die ansässige Bevölkerung möchte kleine Milchviehbetriebe, die ihren Tieren Weidegang ermöglichen.“ Die Kombinationshaltung habe eine „hohe gesellschaftliche Akzeptanz“. Nur mit Weidegang werde es weiter Biodiversität geben. Diese Haltungsform erfülle einen tierwohlgerechten Standard und solle auch so bewertet werden.

Noch etwas ist Eham wichtig: „Ich bin kein Laufstallgegner“, betont er. Er sehe sogar ein, wenn die Molkereien die Tierhaltung bei der Preisbildung einfließen lassen würden. Ein Verbot der Kombinationshaltung dürfe es aber keinesfalls geben. „Es kann nicht sein, dass man einen Teil seines Lands als Baugrund verkaufen muss, damit der Hof überlebt“, findet Eham. Denn auch dann wäre die landwirtschaftliche Kulturlandschaft nicht mehr die, die sie heute ist.

Mit Material von www.merkur.de

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