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BSE

Atypischer BSE-Fall in den Niederlanden: Wie es zur Erkrankung kam

BSE kann durch nicht ausreichend erhitztes Tiermehl entstehen, oder atypisch bei alten Kühen. (Symbolfoto)
am Samstag, 04.02.2023 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

In den Niederlanden hatte das Landwirtschaftsministerium letzten Mittwoch einen BSE-Fall veröffentlicht. Wie kam es zu der Erkrankung und welche Konsequenzen hat es?

Zuletzt zeigten die Ergebnisse, dass die Kuh in den Niederlanden, ein 18-jähriges Tier, wohl an der atypischen Form von BSE litt. Während die klassische BSE durch die Verfütterung von unzureichend erhitzten Wiederkäuerfetten und Proteinen, die das krankmachende Prionenprotein enthielten, an Rinder verursacht wurde, tritt atypische BSE in seltenen Fällen spontan bei älteren Tieren auf. Bei BSE handelt es sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche.

Atypische BSE: Schwer bis kaum übertragbar

Bei älteren Tieren werden so genannte atypische TSE-Formen beobachtet, die als sporadische altersassoziierte Erkrankungen betrachtet werden und unter natürlichen Bedingungen nur sehr schwer bis gar nicht übertragbar sind. Dazu gehören bei Rindern die atypische BSE und beim kleinen Wiederkäuer die atypische Scrapie. Mit dem Auftreten der CWD in Nordeuropa sind zudem beim Elch und Rothirsch ähnliche Prionenstämme nachgewiesen worden.

BSE ist auf den Menschen und auf andere Tierarten übertragbar. Natürliche Übertragungen wurden beim Menschen (Variante Creutzfeldt-Jakob-Krankheit), bei Katzen (Feline Spongiforme Enzephalopathie, FSE) sowie bei Ziegen nachgewiesen. Experimentell sind auch Schafe infizierbar. Inwieweit CWD auf den Menschen beziehungsweise auf andere Tierarten übertragbar ist, konnte noch nicht abschließend geklärt werden. Das Risiko wird derzeit jedoch als sehr gering angenommen.

BSE in Deutschland: Atypische Fälle in 2014 und 2021

Am 24. November 2000 wurde BSE erstmals bei einem in Deutschland geborenen Rind bestätigt. Bis heute wurden in Deutschland 413 Fälle von klassischer BSE und drei Fälle von atypischer BSE bestätigt (zwei Fälle in 2014 und einer in 2021).

Was ist BSE?

Die Krankheit BSE (Bovine spongiforme Enzephalopathie) gehört zu den transmissiblen spongiformen Enzephalopathien (TSE) und damit zu einer Gruppe von Krankheiten, die das Gehirn und das Nervensystem von Menschen und Tieren befallen. Diese Krankheiten zeichnen sich durch eine Degeneration des Gehirngewebes aus, das sich schwammartig verändert.

Zu den TSEs zählen eine ganze Reihe weiterer Erkrankungen, wie zum Beispiel die Scrapie (Traberkrankheit) der Schafe und Ziegen, Chronic Wasting Disease (CWD) bei Hirschen, die Transmissible Mink Encephalopathy (TME) bei Nerzen, die Feline Spongiforme Enzephalopathie (FSE) bei Katzen und die Camel Prion Disease (CPD) bei Kamelen.

BSE führt zu Verhaltensänderungen

Die Erkrankung wird durch ein abnormal gefaltetes Protein verursacht und verläuft stets tödlich. Die Infektion erfolgt über kontaminiertes Futter oder, mit Ausnahme der BSE, über kontaminierte Weiden. Alle TSEs sind durch lange Inkubationszeiten von mehreren Monaten bis Jahren gekennzeichnet. Das klinische Bild der Erkrankung tritt daher nur bei erwachsenen Tieren auf und ist abhängig von der betroffenen Tierart und dem vorliegenden Prionenstamm.

Im Vordergrund stehen meist Verhaltensänderungen (zum Beispiel Absonderung von der Herde, Nervosität), neurologische Ausfälle (zum Beispiel Bewegungsstörungen, Tremor, Hyperästhesie) und eine fortschreitende Abmagerung bei erhaltenem Appetit. Insbesondere Schafe zeigen zudem häufig einen ausgeprägten Juckreiz.

Die klassischen Prionenerkrankungen treten meist in einem Alter von 2 bis 5 Jahren auf. Dies betrifft insbesondere die klassische BSE beim Rind, die klassische Scrapie bei Schaf und Ziege, sowie die CWD bei Hirschen.

BSE erstmals in Großbritannien aufgetreten

1985 sind in Großbritannien BSE-Infektionen erstmals in größerem Maß aufgetreten. Insgesamt wurden dort mehr als 180.000 Fälle von BSE diagnostiziert und es wird sogar vermutet, dass sich insgesamt mehr als drei Millionen Rinder in Großbritannien mit dem BSE-Erreger infiziert haben. Unzureichend erhitztes Fleisch- und Knochenmehl („Tiermehl“) wird als Ursache für die Übertragung des Erregers vermutet.

Um BSE-Infektionen durch Futtermittel zu verhindern, ist es verboten, tierische Produkte in Futtermitteln für Wiederkäuer zu verwenden. Seit einiger Zeit ist dies jedoch in Geflügel- und Schweinefutter wieder erlaubt.

Mit Material von Friedrich-Löffler-Institut und Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
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