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Chronischer Botulismus: TiHo-Studie sieht mögliche Risiken

am Dienstag, 16.09.2014 - 07:00 (Jetzt kommentieren)

Forscher der TiHo Hannover stellen Ergebnisse zum Krankheitsgeschehen 'Chronischer Botulismus' in Milchviehbetrieben vor. Laut TiHo-Studie gibt es Risiken. 'Clostridium botulinum' sei nicht die Ursache.

Wissenschaftler der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) haben die Zusammenhänge zwischen chronischen Krankheitsfällen bei Milchkühen und Clostridium botulinum untersucht. Die Ergebnisse ihrer Studie deuten darauf hin, dass Clostridium botulinum nicht der wesentliche Hauptverursacher des chronischen Krankheitsgeschehens ist.
 
"Wir konnten keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Clostridium botulinum und einem chronischen Krankheitsgeschehen auf Milchviehbetrieben oder bei einzelnen Tieren bestätigen", sagte Professorin Dr. Martina Hoedemaker, Leiterin der Klinik für Rinder der TiHo.
 
Die Ergebnisse der Studie "Bedeutung von Clostridium botulinum bei chronischem Krankheitsgeschehen" stellten die TiHo-Wissenschaftler am 12. September auf einem Abschlusssymposium vor. Die Studie wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finanziert.

Chronischer Botulismus: mögliche Faktoren und Risiken

Wie die Wissenschaftler mitteilen, stellten sie fest, dass die Betriebe, in denen vermehrt chronische Erkrankungen auftraten, zum Teil erhebliche Probleme mit der allgemeinen Tiergesundheit hatten. Als mögliche Ursache für die chronischen Herdengesundheitsprobleme konnten sie Faktoren identifizieren wie:
  • in der Fütterung
  • in der Hygiene
  • sowie im Kuhkomfort
"So waren die Kühe auf betroffenen Betrieben häufiger zu dünn, lahm und verschmutzt", sagte Katharina Charlotte Jensen aus dem Institut für Biometrie, Epidemiologie und Informationsverarbeitung der TiHo.
 
Mögliche Risikofaktoren für ein chronisches Krankheitsgeschehen sind nach diesen Studien-Ergebnissen beispielsweise:
  • die Weidehaltung laktierender Kühe
  • in Zusammenhang mit der Weidengröße
  • sowie verfrühtes Öffnen oder ein fehlender Verschluss des Maissilos

Chronischer Botulismus: 139 norddeutsche Milchviehbetriebe untersucht

Die TiHo-Wissenschaftler ermittelten in 139 norddeutschen Milchviehbetrieben den Clostridium-botulinum-Status, indem sie verdächtige und unverdächtige Herden auf das Vorkommen des Bakteriums und auf andere mögliche Krankheitsursachen untersuchten. Sie beurteilten die Körperkondition, das Gangbild, den hygienischen Zustand und den Zustand der Gelenke der Tiere.
 
In den betroffenen Betrieben wählten sie fünf klinisch unauffällige und fünf chronisch kranke Tiere aus, die genauer untersucht und beprobt wurden. "Von jedem dieser insgesamt 1.389 Tiere haben die vier Studientierärzte Blut-, Pansensaft-, Kot-, Harn- und Haarproben entnommen. Wir haben den Kot und Pansensaft auf das Vorhandensein von Neurotoxin-Genvarianten von Clostridium botulinum untersucht", erklärte Svenja Fohler aus dem Institut für Lebensmittelqualität und -sicherheit der TiHo in einer Mitteilung.
 
Neben den Tierproben untersuchten die Forscher Futtermittel- und Wasserproben. Die Wissenschaftler stuften anhand ihrer Untersuchungen knapp 18 Prozent (%) der Betriebe und 6,19 % der Tiere als Neurotoxin-Gen positiv ein.
 
Die klinische Untersuchung der Tiere ergab, dass das häufigste Symptom chronisch kranker Tiere eine Lahmheit aufgrund von einer Klauenerkrankung war - unabhängig vom Auftreten von Clostridium botulinum.

Was ist Chronischer Botulismus?

Die unspezifische Erkrankung mit chronischem Verlauf trat in den vergangenen Jahren in Milchviehbetrieben vermehrt auf. Hierbei kam es zu einem schleichenden Verfall der betroffenen Tiere.
 
Zu den Symptomen zählten:
  • eine herabgesetzte Milchproduktion
  • Euterentzündungen
  • Lahmheiten
  • Lähmungen
  • bis hin zum Festliegen.
Als mögliche Ursache wurden die Neurotoxine von Clostridium botulinum als Auslöser des sogenannten viszeralen beziehungsweise chronischen Botulismus intensiv diskutiert. Die Verfechter dieser These vermuten, dass Clostridium botulinum die Darmwand besiedelt und über einen längeren Zeitraum geringe Mengen des Toxins im Körper ausgeschüttet werden. Das würde den schleichenden Leistungsabfall und die unspezifischen Krankheitssymptome der Milchkühe erklären,  berichtet die TiHo.  
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