Von Anfang September bis Oktober herrscht im Allgäu Hochsaison – es ist Viehscheid. In rund 30 Orten entlang der Alpenkette zwischen Bodensee und den Königsschlössern kehren rund 30.000 Rinder von den Bergweiden der Allgäuer Alpen ins Tal zurück. Dieses Ereignis ist längst nicht nur einfach ein Rinderabtrieb, sondern hat sich zu einem großen Volksfest entwickelt. ZumTeil mit Festzelt, Verkaufsständen und Jahrmarktsbuden. Tausende Besucher strömen herbei, um die Rückkehr der Wiederkäuer zu feiern. Am Scheidplatz angekommen werden dann die einzelnen Tiere von der Herde „geschieden“ und an ihre Besitzer zurückgegeben. Am Ende wird auf die erfolgreiche Rückkehr angestoßen − doch in Maierhöfen im Landkreis Lindau (Bodensee) findet diese Tradition erstmals ohne Rinder statt. Corona ist hier nicht spurlos vorbeigegangen.
Almabtrieb ohne großes Spektakel
Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause haben die Veranstalter für sich eine Entscheidung getroffen: Die 250 Alpkühe werden in Tiertransportern zurück auf die Höfe gebracht. Ähnlich sieht die Lage auch in der Gemeinde Obermaiselstein im Oberallgäu aus. Die rund 1.400 Tiere sollen nicht an einen einzigen Platz im Ort getrieben werden, sondern an mehrere dezentrale Plätze, von dort aus geht es zurück in die Herbst- und Winterquartiere. Der Viehscheid sei so für die Tiere stressfreier und auch für die Treiber entspannter. Das habe sich schon während der Corona-Zwangspause gezeigt. Der eigentliche Anlass soll wieder mehr in den Vordergrund gerückt werden.
Die Tradition des Viehscheids geht weiter
Obwohl manche Orte das Ereignis des Viehscheids nicht mehr in der gewohnten Form betreiben, halten viele andere Gemeinden an dem Ereignis fest. Beliebte Urlaubsorte wie Oberstaufen, Oberstdorf, Bad Hindelang und Pfronten feiern den Almatrieb in gewohnter Form weiter. Schließlich seien die Viehscheide für viele Menschen ein Reiseanlass ins Allgäu über die Ferienzeit hinaus. Gerade Ferienwohnungen sind in der Zeit gefragt.
Auch in Maierhöfen soll das Ende des Alpsommers weiterhin gefeiert werden. Statt eines Almabtriebs wird es ein Heimatfest geben. Nur eben ohne Kühe.
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