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Stallumbau

Dank Stallumbau für den Nebenerwerb gerüstet

Familie Beck hat ihren Hof für die Zukunft gut aufgestellt: Günter (l.) hat den Stall mit seinen Söhnen Matthias (r.) und Alexander (vorne) umgebaut. Sie haben nun die nötige Flexibiliät, um den Betrieb im Nebenerwerb fortführen zu können.
am Dienstag, 09.05.2023 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Günter Beck und seine Söhne Matthias und Alexander haben ihren Anbindestall in einen Laufstall umgebaut und so mehr Freiräume für sich und ihre Kühe geschaffen. Nun können die Brüder den Milchviehbetrieb im Nebenerwerb fortführen.

Der Milchviehstall der Famile Beck: Das bestehende Stallgebäude wurde um zwei Anbauen erweitert.

Für den Vollerwerb reicht es nicht mehr aber ans Aufhören wollen die Brüder Matthias und Alexander Beck aus dem unterfränkischen Oberleichtersbach (Lks. Bad Kissingen) nicht denken - vor diesem Problem stehen wohl viele bayerische Bauernfamilien. Bei Familie Beck kommt erschwerend hinzu, dass die Flächen knapp und mager sind und somit an ein größeres Wachsen nicht zu denken ist.

Ein zweiter Anbau kam im Jahr 2018 dazu: Hier wurden 23 Tiefboxen errichtet, ein Güllekeller geschaffen und die Wand des ursprünglichen Stallgebäudes rausgenommen und abgestützt.

Die Brüder haben sich daher gemeinsam mit Vater Günter, der den Hof noch im Haupterwerb führt, dazu entschlossen den Anbindestall zum Laufstall umzubauen. So haben sie die nötige Flexibilität geschaffen, um den Betrieb zukünftig im Nebenerwerb bewirtschaften zu können.

Erster Bauabschnitt bereits 2013

Zwei Liegehallen wurden angebaut: Der erste Anbau (Bild oben) mit 19 Liegeboxen und einem Durchgang in der Stallwand wurde bereits 2013 errichtet. Ein zweiter Anbau (Bild rechts) mit 23 Tiefboxen kam 2018 hinzu, die ursprüngliche Stallwand wurde hier entfernt und abgestützt.

Bereits 2013 haben sie den ersten Grundstein dafür gelegt und an einer Seite des doppelreihigen Anbindestalls eine Liegehalle mit 19 Plätzen angebaut. „Wir haben einen Durchgang durch die Stallmauer geschaffen und ein Fressgitter an den ehemaligen Anbindeplätzen montiert, zum Melken haben wir die Kühe ins Fressgitter gesperrt“, erzählt Matthias Beck. Auf der gegenüberliegenden Futtertischseite wurden weiterhin 16 Kühe in Anbindehaltung gehalten, zudem gab es weitere Anbindeplätze in der angrenzenden Scheune. Die Trockensteher waren damals schon auf Tiefstreu in einer angrenzenden Scheune untergebracht.

Zweiter Anbau folgte 2018

Damals war der Familie schon klar, dass der gesamte Stall umgebaut werden soll. „Wir wussten, dass wir an der anderen Stallseite auch eine Liegehalle anbauen wollen, haben aber lange nach der besten Lösung gesucht“, berichtet Günter Beck. Zuerst habe man an eine Kammaufstallung gedacht, mit einzelnen Durchgängen an der Stallwand, doch das war nicht umsetzbar. Letztlich hat sich die Familie für eine Liegehalle mit zwei Boxenreihen entschieden und darunter einen Güllekeller errichtet. Die Wand des alten Stalls haben sie entfernt und mit mehreren Stützen abgefangen.

Viele Arbeiten in Eigenregie erledigt

„Wir haben zuerst die Wand rausgenommen und dann hat im August 2018 eine Fachfirma mit dem Bau des Güllekellers begonnen“, erzählt Günter Beck. Alle anderen Arbeiten hat die Familie in Eigenregie gemacht. Dort, wo die Anbindeplätze waren, wurden die Güllekanäle verbreitert und Spalten verlegt sowie Fressgitter montiert - genauso wie auf der anderen Seite bereits 5 Jahre davor.

Spaltenböden für bessere Klauengesundheit

Für Spalten- und gegen planbefestigte Böden haben Becks sich entschieden, weil schon Güllekanäle vorhanden waren und nur verbreitert werden mussten. „Außerdem glaube ich, dass es für die Klauengesundheit besser ist. Gerade im Sommer sind die Spalten komplett trocken, so trocken wird ein planbefestigter Boden nie“, betont Matthias Beck. Abgeschoben werden die Spalten und die planbefestigten Übergänge mit einem Spaltenreinigungsroboter.

Im gesamten Stall wurden Tiefboxen errichtet. „Tiefboxen bieten einfach einen besseren Kuhkomfort als Hochboxen“, davon ist Matthias Beck überzeugt. Dafür nimmt der Landwirt auch eine etwas höhere Arbeitsbelastung bei der Pflege in Kauf. „Am Anfang haben wir die Boxen mit einer Stroh-Kalk-Mischung eingestreut, mittlerweile setzten wir auf Rapsstroh“, erzählt er. Das sei arbeitswirtschaftlich einfacher. „Wir stellen einen Ballen auf einen Hubwagen und fahren damit durch den Stall. In 15 bis 20 Minuten ist alles verteilt“, berichtet Matthias Beck weiter.

Melkroboter gegen Absauganlage getauscht

Bei der Melktechnik haben sich Becks für einen Roboter entschieden. „Für uns war von Anfang an klar, dass wir automatisch Melken wollen. Es bietet deutlich mehr Arbeitskomfort und im Nebenerwerb sind wir so flexibler“, betont Matthias Beck. Zudem sei aus Platzgründen ein Melkstand im Altgebäude gar nicht integrierbar gewesen. Der Melkroboter steht heute da, wo früher die Absauganlage hing. In der Wand hin zum Stall wurde dafür ein Durchbruch geschaffen. Der Einbau der neuen Melktechnik erfolgte dann just-in-time, am Faschingsdienstag 2019. Günter Beck erinnert sich und sagt: „Wir haben morgens noch mit der Absauganlage gemolken, dann alles ausgebaut und um 3 Uhr nachmittags ist die erste Kuh durch den Roboter gelaufen.“

Die Kühe haben den Melkroboter schnell angenommen. „Schon das Einmelken selbst lief sehr entspannt und nach vier Wochen ist es rund gelaufen“, erzählt Matthias Beck. Keine Kuh musste aufgrund der Umstellung die Herde verlassen. Die Aufstockung der Herde auf nun insgesamt 48 Kühe konnte die Familie komplett aus dem eigenen Bestand heraus machen. Das Jungvieh wird komplett am Betrieb aufgezogen. Mit einer grasbetonten Grundration und maximal 6 kg Kraftfutter am Roboter werden nun rund 7500 kg Milch bei 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß ermolken.

Bessere Tiergesundheit

Die Tiergesundheit habe sich seit dem Umbau verbessert, so Matthias Beck. Dabei helfen auch die Roboterdaten zur Eutergesundheit und die Aufzeichnungen der Fressminuten. So können Auffälligkeiten früh erkannt und zügig behandelt werden. Eine weitere große Hilfe beim Management ist die Brunsterkennung. „Wir sehen jetzt viel besser, wenn eine Kuh rindert. Zum einen durch die Brunsterkennung, zum anderen, weil es die Kühe durch die freie Bewegung im Laufstall viel besser zeigen können“, berichtet der Landwirt.

Die Kosten sollten überschaubar bleiben

Mit dem Umbau ist die Familie sehr zufrieden. „Wir verbringen jetzt zwar nicht weniger Zeit im Stall als davor, aber wir sind viel flexibler und die Arbeit ist deutlich entspannter“, freut sich Alexander Beck. Besonders stolz ist die Familie darauf, dass sie die Kosten möglichst niedrig halten konnten. „Unser Berater von der BBV Landsiedlung hat gesagt, dass wir der erste Betrieb sind, den er betreut, der in seiner Kostenkalkulation geblieben ist“, erzählt Günter Beck stolz.

Ein Grund dafür sei, dass sie sehr viele Arbeiten in Eigenleistung erledigt haben. In den Jahren 2018 und 2019 wurden (ohne den ersten Anbau 2013) 250 000 Euro (brutto) investiert, 40 % davon haben Becks als Stallbauförderung wieder bekommen. Entgegen gekommen ist der Familie dabei auch, dass sie zu einer Zeit gebaut haben, in der Baustoffe und Stalltechnik noch deutlich kostengünstiger waren als heute. Matthias Beck fügt hinzu: „Uns war wichtig, dass die Kosten überschaubar bleiben und, dass wir von heute auf morgen aufhören könnten, wenn es hart auf hart kommt.“

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