Deutschlands größte Molkerei, Deutsches Milchkontor (DMK), muss wegen niedriger Milchpreise mit Traktoren-Blockaden durch Landwirte rechnen. "Das wäre nicht das erste Mal, denn auch Molkereien und namentlich das DMK mit seiner Größe haben durchaus eine sehr hohe Verantwortung für die Situation", antwortete der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Ottmar Ilchmann, auf eine Frage der taz. die tageszeitung, ob die Aktivisten als nächstes eine Molkerei blockieren würden.
"Das DMK ist ja Marktführer, hat weit über ein Viertel der deutschen Milchmenge, gleichzeitig ist es die Molkerei mit dem bundesweit schlechtesten Auszahlungspreis", ergänzte Ilchmann, der gemeinsam mit anderen Landwirten diese Woche mit Traktoren ein Lager des Discounters Aldi in Ostfriesland blockiert hatte.
DMK: Niedrigster Auszahlungspreis im EU-Vergleich
Die Überversorgung des Milchmarktes wirkte sich in den letzten Monaten auch stark auf den Auszahlungspreis des DMK aus. So sank dieser im Vergleich mit 13 anderen großen, europäischen Molkereien im Juni 2016 auf 20,24 Cent/kg Milch. Das ist der letzte Platz in dem internationalen Vergleich.
Im Juli gab es sogar noch Gerüchte, dass die Molkerei ihren (Wurde entfernt)würde. Die Preise haben sich jedoch im Juli wieder etwas nach oben bewegt, die Konkurrenz zahlt trotzdem besser.
Über 500 Mitglieder haben (Stand: Mitte Juli) ihre Milchmengen von zusammen 550 Mio. kg zum Ende des Jahres 2017 gekündigt.
Personalkarussell dreht sich
In den letzten Monaten gab es auch einige Wechsel an der Führungsspitze des Unternehmens:
- Dr. Josef Schwaiger legt die Position des Sprechers der Geschäftsführung in der zweiten Jahreshälfte nieder. Sein Nachfolger wird Ingo Müller (44), derzeit Geschäftsführer für Ingredients, Landwirtschaft und Rohstoff. Müller kündigte an, den eingeschlagenen Sparkurs fortsetzen zu wollen.
- Otto Lattwesen wird zum Jahresende als Vorsitzender der Molkereigenossenschaft zurücktreten. Sein Nachfolger wird noch von den genossenschaftlichen Gremien bestimmt.
- Am Montag wurde bekanntgegeben, dass Dr. Dirk Gloy (53), Geschäftsführer Produktion/Logistik, Zentrales Qualitätsmanagement, das Unternehmen, aufgrund "unterschiedlicher Auffassungen über die zukünftige Unternehmensstrategie" auf eigenen Wunsch verlässt.
- Bereits Anfang des Jahres hatte Sönke Voss, Geschäftsführer Landwirtschaft, Rohstoff der DMK GmbH, angekündigt, seinen Ende des Jahres 2016 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern.
Abgelaufenes Geschäftsjahr bereits mit Umsatzrückgang
Auch das abgelaufene Geschäftsjahr verlief enttäuschend: So verzeichnete DMK im letzten Geschäftsjahr einen Umsatzrückgang auf 4,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 5,3 Mrd. Euro). Bei einer verarbeiteten Milchmenge von 6,7 Mrd. Kilogramm Rohmilch (Vorjahr: 6,8 Mrd. Kilogramm) hatte die DMK ihren rund 8.300 genossenschaftlich organisierten Milcherzeugern einen Milchpreis von durchschnittlich 27,57 Cent/kg ausgezahlt. Im Vorjahr waren es noch 36,86 Cent/kg gewesen.
Insgesamt hat das DMK 26 Standorte in zehn Bundesländern, das Einzugsgebiet der Molkerei umfasst die gesamte nordwestliche Region Deutschlands.
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