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Haltung und Mast

Entwicklungstendenzen bei der Stallklimatechnik

am Dienstag, 09.11.2010 - 16:55 (Jetzt kommentieren)

Hannover - Die kontrollierte Stallklimagestaltung hat einen erheblichen Einfluss auf das Wohlbefinden und das Leistungsvermögen der Tiere. Dabei sind Lüftung, Heizung und Kühlung inzwischen feste Bestandteile der Gebäudetechnik.

Für eine erfolgreiche Tierhaltung sind neben dem genetischen Potenzial, der Fütterung und dem Management optimale Umweltvoraussetzungen maßgebend. Dazu gehört insbesondere die Schaffung eines optimalen Raumklimas durch den Einsatz von Lüftungs- und Stallklimageräten, über die der Abtransport von Gasen, Wasserdampf und Wärme geregelt wird.


Dieser Vorgang ist unabhängig von den Klimabedingungen außerhalb der Ställe zu sehen. Tier- und immissionsschutzrechtliche Anforderungen nehmen inzwischen wesentliche Einflüsse auf die baulichen und technischen Ausführungen von Lüftungsanlagen. Mehr zu diesem Thema finden Sie auf den folgenden Seiten. 

  • Abluft- und Zuluftführung
    Die richtige Luftführung bei Schweine- und Geflügelhaltung mehr...
  • Regelung und Ablufttechnik
    Regelungsmöglichkeiten von Klimacomputern und Bestandteile der Ablufttechnik mehr...
  •  Heizung und Kühlung
    Einsatz und Vorteile der verschiedenen Heiz- und Kühlsysteme mehr...
  •  Außenklimaställe
    Besonderheiten und Vorteile bei Rinder- und Schweinehaltung mehr...
  • Alarmanlagen und Abluftbehandlung
    Sinn und Zweck von Alarmanlagen und Verfahren zur Abluftreinigung mehr... 
  • Entwicklungstendenz
    Welche Lüftungssysteme haben sich für Rinder, Schweine und Geflügel bewährt? mehr...
 

 

Besucher der EuroTier in Hannover können sich über das Thema entweder direkt bei den Ausstellern in den Hallen 11 und 12 informieren oder an einem der Fachvorträge in den jeweiligen Tierforen teilnehmen. Auf dem Programm stehen:

  • "Moderne Heizungs- und Lüftungssysteme für Geflügelmastställe", am Donnerstag, 18. November, 14.30 – 15.00 Uhr,  Forenprogramm Geflügel: Halle 11, Stand F53
  • "Sau-gut – in Gruppen" Themenkomplex Management, am Dienstag, 16. November, 11.00 – 11.45 Uhr, Special Forenprogramm Schwein: Halle 12, Stand E56

(Text und Fotos: Gerd Franke, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen LLH, Kassel DLG)

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Abluft und Zuluftführung


Abluftführung

Bei wärmegedämmten Gebäuden sind in der Geflügel- und Schweinehaltung Unterdrucklüftungsanlagen Standard. Dabei werden je nach stall- oder umweltspezifischen Anforderungen zentrale oder dezentrale Abluftsysteme installiert. Bei geringen umweltrechtlichen Anforderungen an eine Anlage werden vorwiegend dezentrale Systeme eingebaut. Aufgrund der größer werdenden Stalleinheiten ist eine Regelung einzelner Abteile relativ gut möglich. Zentrale Abluftsysteme bieten sich beim Einsatz von Abluftreinungsanlagen oder Wärmetauschern an. Hier ist insbesondere auf eine ausreichende Dimensionierung der Abluftkanäle zu achten.

In Geflügelställen erfolgt die Abluftführung verstärkt über Tunnellüftung. Dabei wird die gesamte Abluft an einer Giebelseite des Stalles abgesaugt, während die Zuluft an den Traufseiten des Stalles über Zuluftelemente eintritt. Um auch bei der Minimalbelegung eines Stalles in der kalten Jahreszeit eine optimale Durchspülung des Raumes zu gewährleisten, können zusätzlich zur giebelseitigen Zentralabsaugung auf langen Stallgebäuden dezentrale Abluftventilatoren eingebaut werden. {BILD:131388:jpg}

Zuluftführung

Unabhängig von der Art und Bauweise muss die Zuluftführung eine zugfreie Frischluftversorgung der Tiere gewährleisten und den Stallraum gleichmäßig durchspülen. Dabei ist die zulässige Luftgeschwindigkeit im Tierbereich abhängig von der Größe und der Art der Tiere, der Zulufttemperatur sowie der relativen Luftfeuchtigkeit der Stallluft und beträgt zwischen 0,2 und 1 m/s. Die Verdrängungslüftungen in Form von Rieselkanälen, Rieseldecken, Türganglüftungen, Schlitzlüftungen u.a. haben sich in der Praxis bewährt. In den meisten Fällen kommen Rieselkanäle zum Einsatz. Die Seitenteile der Kanäle bestehen in der Regel aus Hartschaumplatten, so dass Kondensatbildung im Winter vermieden wird. Die Böden sind aus perforierten Lochplatten, Lochfolien oder ähnlichem Material gefertigt.

Beim Einsatz von Rieselkanälen sind folgende Kriterien für eine gut funktionierende Einleitung und Verteilung der Zuluft im Stall einzuhalten:

  • Maximal 15 m Kanallänge bei einseitigem Lufteintritt
  • Zuluftgeschwindigkeit nicht über 2,5 m/s im Kanal
  • Luftdurchsatz pro m² Rieselfläche zwischen 200 bis 300 m³/h

 {BILD:131391:jpg}Aus den aufgeführten Kriterien ergeben sich Kanalhöhen von 30 cm bis 50 cm. Eine Anbringung der Kanäle über den Buchten ist sinnvoll, um eine gleichmäßige Zuluftverteilung zu gewährleisten. Eine Anbringung direkt an den Außenwänden sollte nicht erfolgen, um ein zu schnelles Absinken der Kaltluft durch den Coanda-Effekt an den Außenwänden zu verhindern. Ein Zulufteintritt an beiden Kanalseiten kann zu erhöhten Luftgeschwindigkeiten im mittleren Kanalabschnitt und damit auch im Tierbereich führen.

Als eine weitere bewährte, kostengünstige Art der Verdrängungslüftung ist die Zuluftführung über den Futtergang anzusehen. Diese bietet sich besonders für kleine Stallabteile an. Bei der Futterganglüftung ist die Bemessung des Luftvolumenstroms pro Stallabteil der begrenzende Faktor. Nachfolgend aufgeführte Kriterien sind zu beachten:

  • Maximal 15 m Stallganglänge
  • Zuluftgeschwindigkeit nicht über 2,5 m/s im Futtergang
  • Buchtentiefe nicht über 4,5 m

{BILD:131392:jpg} Die Buchtentrennwände zum Futtergang sollten mindestens die gleiche Höhe haben wie die Zuluftöffnung in der Tür. Auch ist darauf zu achten, dass der Absaugpunkt der Stallluft in der Nähe des Lufteintritts in den Stall liegt, um einen guten Spülgrad zu garantieren. Bei kleineren Stallabteilen ist auch eine Unterflurzuluftführung über perforierte Stallgänge möglich. Bei diesem System kommt die Zuluft im Sommer leicht abgekühlt und im Winter leicht angewärmt in die Stallabteile.

In der Geflügelhaltung und bei größeren Sauenanlagen werden im Deckbereich und im Bereich der tragenden Sauen häufig Strahllüftungen eingebaut. In der Regel erfolgt der Zulufteintritt über zentralverstellbare, temperaturabhängig gesteuerte Zuluftelemente. Folgende Kriterien sind beim Einbau solcher Systeme zu beachten:

  • Einbau der Zuluftelemente im oberen Bereich der Außenwände (Ausnahmen sind bei Geflügelställen möglich)
  • Raumhöhe zur Raumbreite im Verhältnis von maximal 1:4
  • Einströmgeschwindigkeit im Sommer maximal 4 m/s
  • Einströmgeschwindigkeit im Winter maximal 1 m/s

Als Alternative zur Futterganglüftung mit Lufteintritt über die Tür kann der Lufteintritt über Schlitzöffnungen in der Stalldecke angesehen werden. Dabei tritt die Zuluft über einen Zuluftschlitz bzw. über Deckenventile in den Stall ein, fällt auf den Stallgang und verteilt sich von hier in die Buchten. Für dieses System treffen die allgemeinen Anforderungen von 2,5 m/s Lufteintrittsgeschwindigkeit und maximal 4,5 m Buchtentiefe ebenfalls zu.

Grundsätzlich gilt für alle Zuluftsysteme, dass die Zuluft im Sommer nicht aus dem unbelüfteten Dachraum entnommen wird, da durch intensive Sonneneinstrahlungen in diesem Bereich Temperaturen von bis zu 70 Grad auftreten können. Positiv ist ein Lufteintritt auf der Schattenseite des Gebäudes zu beurteilen.

 

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Regelung und Ablufttechnik


Regelung

Zur Stallklimaregelung hat sich der Klimacomputer aufgrund niedriger Anschaffungskosten und eines hohen technischen Standards in den landwirtschaftlichen Betrieben durchgesetzt. Durch den Einsatz von Klimacomputern bestehen sowohl bei Zentralabsaugungen als auch bei dezentraler Absaugung sehr gute technische Regelungsmöglichkeiten. Inzwischen sind diese Computer alle über BUS auch mit anderen, z.B. Zentralcomputern, vernetzungsfähig.

Bei Zentralabsaugungsanlagen sind aufwendigere Regelsysteme als bei Einzelabsaugungen erforderlich, da Regelgrößen, wie z.B. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Gasgehalt usw., aus mehreren Stallabteilen erfasst und bearbeitet werden müssen um die erforderlichen Luftvolumenströme für die einzelnen Abteile zu ermitteln. Vor allem bei der Einzelabsaugung ist der Einsatz von Ventilatoren mit Gleichstrommotor und elektronischer Kommutierung sinnvoll.

Dieser Ventilator ist im drehzahlgeregelten Bereich sehr sparsam und den herkömmlichen Ventilatoren weit überlegen. Zur Drehzahlregelung von Ventilatoren mit Wechselstrommotoren werden zunehmend Frequenzumrichter eingesetzt. Als Regelsignalgeber wird ein elektronischer Thermostat sowohl für den Frequenzumrichter als auch für den Ventilator installiert. Hier ist ebenfalls eine Stromersparnis im drehzahlgeregelten Bereich gegeben. Zur exakten Regelung der Ventilatoren werden sowohl Messventilatoren als auch Einrichtungen zur Druckdifferenzmessung angeboten.

Ablufttechnik

Die Bestandteile der Ablufttechnik sind hauptsächlich Abluftschächte, Ventilatoren, Diffusoren, Einströmdüsen usw. Um Verwirbelungen und damit verbundene Druckverluste zu vermeiden, sind die Durchmesser der Abluftschächte und der Ventilatoren exakt aufeinander abzustimmen. Durch den Einsatz von Einströmdüsen und Diffusoren können bis zu 30 Pa Druckminderung erzielt werden.

Zur Zeit werden bei den Lüftungssystemen in den Ställen fast ausschließlich Axialventilatoren eingesetzt. Der Luftvolumenstrom und die Druckerhöhung des Ventilators werden im Wesentlichen durch die Drehzahl, den Durchmesser, die Anzahl der Flügel und den Flügelanstellwinkel bestimmt. Die Daten eines Ventilators werden im Kennfeld dargestellt, z.B. in den DLG-Prüfberichten. Dabei handelt es sich um die elektrische und spezifische Leistungsaufnahme und die Druckvolumenstromkennlinie. In vielen Bereichen haben sich Energiesparventilatoren durchgesetzt und führen im abgeregelten Bereich zu einer hohen Energieeinsparung. Die Amortisationszeit beträgt auf Grund der höheren Anschaffungskosten ca. 3 bis 5 Jahre.

Weitere wichtige Kriterien bei der Auswahl von Ventilatoren sind Haltbarkeit und Geräuschentwicklung. Besonders beim Betrieb in Wärmetauschern oder Abluftreinigungsanlagen sind Gesamtdruckbelastungen von bis zu 200 Pa zu überwinden, so dass für diese Bereiche nur sehr leistungsstarke Ventilatoren in Frage kommen.

 

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Heizung und Kühlung


Heizung

Aufgrund der veränderten Haltungssysteme in den landwirtschaftlichen Betrieben, vor allem im Rein-Raus-Verfahren, müssen auch die Auswahl und der Einsatz der Heizsysteme angepasst werden. Bestehen in Stallabteilen nur geringe Temperaturansprüche oder dient die Anlage nur zur kurzfristigen Aufheizung des Raumes vor dem Aufstallen der Tiere oder nach Reinigungsarbeiten, kommen nach wie vor Gaskanonen zum Einsatz.

Diese Geräte sind variabel einsetzbar, haben ein großes Leistungsspektrum und sind relativ preiswert. Die zwangsläufig auftretenden Temperaturschwankungen im kontinuierlichen Betrieb können jedoch zu Nachteilen führen.

Werden höhere Anforderungen an das Stallklima gestellt, z.B. verschiedene Ansprüche an Raum- und Kleinklima, sollten Systeme zum Einsatz kommen, bei denen die Temperaturen im Tierbereich konstant gehalten und Temperaturschwankungen in den Stallabteilen vermieden werden. Folgende Heizungsarten haben sich je nach Stallausführung und Tierart bewährt:

  • Strahlerheizung: Dunkelstrahler werden hauptsächlich in der Geflügelhaltung eingesetzt. Durch die von den Strahlern erzeugte Strahlungswärme werden relativ gleichmäßige Temperaturen am Boden gewährleistet.
  • Zonenheizung: In der Ferkelhaltung wird weiterhin vorwiegend die Warmwasserfußbodenheizung, kombiniert mit Infrarotstrahlern, eingesetzt. Es bieten sich vorgefertigte Heizplatten aus Kunststoff oder Leichtbeton an. Auf eine ausreichend große Liegefläche ist zu achten. Um Wärmeverluste im Liegebereich der Ferkel zu vermeiden, sollten die Flächen wärmegedämmt sein.
  • Warmwasserheizung: Die Stallabteile werden über Delta- oder Twinrohre, aber auch über handelsübliche normale Rohre beheizt, wobei die Regulierung der Wärmeverteilung über im Fachhandel erhältliche Systeme möglich ist. Dabei erfolgt die Anbringung der Rohre je nach Aufstallungssystem unterhalb der Zuluftelemente oder an den Seitenwänden. Im Ferkelbereich werden die Rohre unterhalb der Ferkelnestabdeckungen angebracht.
  • Gaskonvektoren: Durch die im Vorraum oder im Zentralgang installierten Gaskonvektoren wird die Zuluft erwärmt, über meist perforierte Rohrsysteme in das Stallabteil geleitet und dort gleichmäßig verteilt. Vor der Auswahl und dem Einsatz von Heizungssystemen sollte eine Wärmehaushaltsberechnung Aufschluss über den tatsächlichen Wärmebedarf geben.

Kühlung

  • Wasserverdunstungs- und Wassersprühgeräte: In der warmen Jahreszeit kann eine Absenkung der Stalltemperatur durch Verwendung von Wasserverdunstungs- oder Wassersprühgeräten um bis zu 5°C erreicht werden. Hier bietet sich vor allem der Einsatz von Hochdruckpumpen zur Vernebelung von Wasser direkt in den Stallabteilen oder im Vorraum an.
  • Berieselung über perforierte Wände: Ähnliche Werte können auch erreicht werden, wenn Wasser über perforierte Wände berieselt wird, über die die Außenluft in die Stallabteile gesaugt wird. Die perforierten Wände können aus Kunststoff-Pads oder herkömmlich errichteten massiven Wänden bestehen. Vorsicht ist jedoch bei allen Systemen an schwülwarmen Tagen mit relativ hoher Luftfeuchtigkeit geboten. Durch den Eintrag von Wasser sinkt die Temperatur im Stall zwar ab, die relative Luftfeuchtigkeit und damit der Wärmeinhalt der Stallluft werden jedoch wesentlich erhöht. Dadurch können sehr hohe Belastungen des Kreislaufs bei Tieren und Menschen auftreten.
  • Erdwärmetauscher: In verschiedenen Regionen ist auch der Einsatz von Erdwärmetauschern zur Kühlung der Zuluft im Sommer zur Geltung gekommen. Dabei wird die Zuluft vor dem Eintritt in den Stall mittels Kunststoffrohren durch das Erdreich geleitet. Die Zuluft kühlt sich durch diesen Prozess ab und kann somit zu erheblichen Wärmeentlastungen im Stallbereich führen. Durch diese Maßnahmen entstehen jedoch zusätzliche Baukosten. Des Weiteren können höhere Anforderungen an statische Belange bei der Herstellung der Bodenplatte entstehen. Der Zulufteintritt in das Stallgebäude sollte wenn möglich auf der sonnenabgewandten Seite des Stalles erfolgen. Weiterhin kann sich eine Beschattung der Zuluftöffnungen durch Sonnenblenden, Büsche, Bäume oder ähnlichem positiv auf die Klimagestaltung auswirken. Bei der Beschattung durch Pflanzen ist jedoch darauf zu achten, dass keine Fremdkörper, z.B. Laub, in die Zuluftkanäle gelangen und den Zulufteintritt beeinträchtigen.

 

Stallklimatechnik

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Außenklimaställe


Außenklimaställe

Außenklimaställe haben sich in der Rindviehhaltung als einfache kostengünstige Stallsysteme durchgesetzt. Bei diesen Stallsystemen handelt es sich um großvolumige Bauweisen mit einer oder mehreren offenen Stallseiten. Die Traufhöhe bewegt sich zwischenzeitlich zwischen 4,5 m und 6 m, bei einer Dachneigung des Gebäudes von ca. 15 bis 20 °. Eine Abdeckung des Firstes ist nur erforderlich, wenn sich die Firstöffnung über den Liegeflächen befindet. Bei Anordnung über dem Futtertisch oder im Bereich der Laufflächen kann die Abdeckung eingespart werden. An den Außenwänden, den Traufseiten, haben sich mechanisch verstellbare Wickellüftungen in den letzten Jahren durchgesetzt.

Je nach Gebäudebreite kann aus statischen Gründen eine sensorgesteuerte Verstellung der Zuluftelemente erforderlich werden. Dabei sind vor allem die Parameter Windgeschwindigkeit und Windrichtung zu berücksichtigen. Als weitere Regelgrößen können auch die Sonneneinstrahlungen und/oder die Temperatur als Grundlage dienen. Werden die Tiere das gesamte Jahr über im Stall gehalten, sollte der Wärmeeintrag im Sommer über die Dachhaut minimiert werden, indem eine Dacheindeckung mit hellem Material oder aus wärmegedämmten Platten gewählt wird.

Auf Lichtplatten in der Dachhaut sollte möglichst verzichtet werden, da diese eine sehr hohe Wärmeeinstrahlung erzeugen. Treten im Sommer längere Hitzeperioden auf, sinkt die Milchleistung der Tiere, da aufgrund der Wärme eine ausreichende Futteraufnahme verweigert wird und weiterhin die von ihnen erzeugte Wärme nicht im erforderlichen Umfang an ihre Umgebung abgegeben werden kann.

An diesen Tagen ist es erforderlich, durch eine Unterstützungslüftung eine künstliche Luftbewegung mittels Ventilatoren im Stall zu erzeugen, um den Tieren die Wärmeabgabe zu erleichtern. Es werden ca. 800 bis 1.500 m3/h/Kuh als erforderlicher Luftvolumenstrom empfohlen. Die Anordnung der Ventilatoren sollte möglichst nicht gegen die Hauptwindrichtung ausgerichtet sein, damit unnötige Gegendrücke vermieden werden. Wenn möglich, ist die Luft von der kälteren Nord- oder Ostseite anzusaugen. Weiterhin sind nachbarschaftliche Belange wie Lärm oder Geruch zu berücksichtigen.

 {BILD:131396:jpg}Bei längeren Stallgebäuden können mehrere Reihen Ventilatoren nacheinander angeordnet werden. Die erste Reihe Ventilatoren wird in einer Entfernung von ca. 2 m bis 4 m von der Außenwand entfernt installiert. Zwischen den Ventilatorreihen beträgt der Abstand, je nach Art und Leistung der Ventilatoren, zwischen 15 und 20 m.

Die Ventilatoren werden in einer Höhe von mindestens 2,5 m über Grund und 12 bis 15° Neigungswinkel eingebaut. Die standortspezifischen Luftvolumenströme und die Standorte der Ventilatoren sollten von einer Fachkraft ermittelt werden.

{BILD:131397:jpg} Die Jungvieh- und Kälberaufzucht erfolgt ebenfalls in Haltungssystemen, die sich an das Außenklima anpassen. In der Praxis werden die Tiere zunächst in Einzel- oder Gruppeniglus und anschließend in relativ einfachen Laufställen aufgestallt.

Seit geraumer Zeit werden auch für die Schweinehaltung Außenklimaställe mit freier Lüftung entwickelt, die inzwischen ihre Bewährungsprobe bestanden haben. Bei diesen Stallanlagen wird der Luftwechsel vor allem durch Winddruck und Thermik gewährleistet. Jahreszeitbedingte Temperaturschwankungen werden dadurch ausgeglichen, in dem die Ställe in verschiedene Temperaturbereiche unterteilt werden. Bezogen auf den Jahresmittelwert erreichen diese Stallsysteme höhere Luftvolumenströme pro Tier als in zwangsbelüfteten Ställen. Wegen des hohen Luftaustausches wird somit auch das Stallklima als wesentlich angenehmer empfunden.

Inversionswetterlagen mit Windstille können jedoch zum Problem werden, da bei dieser Situation die Wärmeabgabe der Tiere nicht mehr gewährleistet ist. Auch hier kann Abhilfe durch den Einsatz von Umluftventilatoren, eventuell in Verbindung mit Wassersprühanlagen geschaffen werden.

 

Stallklimatechnik

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Alarmanlagen und Abluftbehandlung


Alarmanlagen

Der Einsatz von Alarmanlagen ist durch die zur Zeit gültigen Tierhaltungsverordnungen und die Bestimmungen der Sachversicherer zwingend vorgeschrieben, um die Tiere in den Stallanlagen bei Stromausfall und sonstigen Störungen zu schützen. Durch die Anlage werden verschiedene Parameter, z.B. die Stalltemperatur, die Spannung der Stromkreise usw. überwacht und an optische und/oder akustische Alarmgeber weitergeleitet.

Alarmmeldungen sollten auch über Funk oder Telefon, eventuell auch über zentrale Überwachungsdienste, erfolgen. Eine Kommunikation zwischen Stall, Landwirt und Überwachungsdienst ist technisch problemlos möglich. In bestimmten Fällen können auch elektronische Überwachungseinrichtungen, wie z.B. Kameras, die Abläufe in den Ställen erfassen und an eine Zentrale übermitteln.

Abluftbehandlung

In den vergangenen Jahren wurden die Verfahren zur Abluftreinigung, z.B. biologische oder chemische Wäscher, Biofilter usw., weiter entwickelt und in den Regionen eingeführt, in denen die erforderlichen Schutzabstände zur Wohnbebauung oder zu Biotopen nicht eingehalten werden können, eine Teilaussiedlung nicht möglich oder die Vorbelastung zu hoch ist. Alle Verfahren sind jedoch nur bei Ställen mit Zwangsentlüftung einsetzbar.

Inzwischen haben verschiedene Hersteller ihre Anlagen von der DLG prüfen lassen. Trotz dieser erfolgreichen Prüfungen und der technischen Weiterentwicklung gehören Abluftreinigungsanlagen aus Kostengründen nach wie vor nicht zum allgemeinen Stand der Technik emissionsarmer Tierhaltungsverfahren.

Vermehrt werden auch sogenannte Indoorverfahren angeboten, bei denen Wasser in Verbindung mit Zusatzstoffen in der Stallluft vernebelt wird, um Geruchsstoffe, Staub oder NH3 zu binden. Die versprochenen Stallluftverbesserungen wurden jedoch bei neutralen Messungen meistens nicht bestätigt. Die weitere Entwicklung sollte abgewartet werden.


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Entwicklungstendenzen


Tendenz

In der Rindviehhaltung haben sich die großvolumigen Bauweisen mit Zuluftführung über die Traufseiten und Abluftführung über First durchgesetzt. Durch die Stellung der Ställe mit den Traufseiten zur Hauptwindrichtung kann auch der Wind wesentlich zur Durchspülung der Gebäude beitragen.

Unterstützungslüftungen, die den Tieren die Wärmeabgabe in der warmen Jahreszeit erleichtern, haben Einzug in die Ställe gehalten. Die Zuluftregulierung erfolgt in der Praxis im Allgemeinen über Wickellüftungen, vereinzelt auch über verstellbare Zuluftelemente. Während sich in der Kälberhaltung Einzel- oder Gruppeniglus oder eingestreute Hütten bewährt haben, wird die Jungviehaufzucht hauptsächlich in gut durchlüfteten Liegeboxenlaufställen, aber auch in Tieflaufställen vorgenommen.

In der Geflügelhaltung haben sich vorwiegend Tunnellüftungen, vermehrt auch unterstützt durch dezentral angeordnete Ventilatoren, bewährt. Bei diesen Systemen ist lüftungstechnisch eine gute Anpassung an die Stallbelegung möglich.

In der Schweinehaltung wird in Stallneu- und Umbauten auch weiterhin erheblich investiert. Dabei nehmen die konventionell errichteten, geschlossenen Stalleinheiten mit mechanischen Lüftungsanlagen den weitaus größten Marktanteil ein.

Wärmerückgewinnungsanlagen in Form von Luft-Luft- oder Luft-Wasser-Wärmetauschern werden verstärkt angeboten und installiert. Diese Geräte lassen sich relativ einfach in vorhandene oder neue Lüftungsanlagen integrieren.

Aufgrund gesetzlicher Vorgaben kommen Geräte zur Kühlung der Stallluft zunehmend zum Einsatz. Bei richtiger Handhabung können sie das Wohlbefinden der Tiere in der warmen Jahreszeit maßgeblich steigern.

In bestimmten Regionen werden sich Außenklimaställe in der Schweinehaltung auch zukünftig einen gewissen Marktanteil erobern. Aufgrund der guten Durchlüftung mit Außenluft haben diese Ställe stallklimatisch gewisse Vorteile. Nachteile ergeben sich jedoch hinsichtlich hygienischer und umweltrelevanter Anforderungen.

 

 

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