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Direktvermarktung Rindfleisch

Fleisch selbst vermarkten: "Entscheidung aus Trotz" war richtig

Jungbullen sind mehr wert als ein Kanarienvogel – davon ist Familie Timmermann überzeugt. Seit eineinhalb Jahren zieht sie ihre Bullenkälber selbst auf und rundet damit die Produktpalette ihrer Direktvermarktung ab.

am Freitag, 17.09.2021 - 05:00

Frühjahr 2020. Der Preis für ein Bullenkalb liegt bei etwa 30 Euro – für qualitativ hochwertige Tiere. Schwächere Jungtiere bringen entsprechend weniger ein. Kostendeckend ist das schon lange nicht mehr. Der Kälbermarkt ist am Boden. Für Jens Timmermann war das der Punkt, an dem es ihm reichte. „Mein Viehhändler konnte mir damals nicht einmal mehr immer zusagen, dass er alle Bullenkälber abnimmt, denn er konnte sie selbst nicht weiter handeln“, erinnert sich der Milchviehhalter. Er bewirtschaftet zusammen mit seiner Ehefrau Karolin einen Milchviehbetrieb im Landkreis Göttingen.

Mehr aus Trotz als aus wirtschaftlichen Gründen entschieden sich die beiden im März 2020 dazu, die Bullenkälber zu behalten. "Außerdem konnten wir es nicht ertragen, dass wir nicht wussten, wohin sie kamen. Einen Transport in Drittstaaten wollten wir für unsere Bullenkälber nicht", sagt Jens Timmermann.

Also blieben die Bullenkälber auf dem Hof. „Zunächst hielten wir die männlichen Kälber gemeinsam mit unserer weiblichen Nachzucht. Nach dem Absetzen von der Milch kastrierten wir die Bullen, damit sie einfacher im Umgang sind. Seitdem ziehen wir sie auf der Weide groß“, erklärt Karolin Timmermann.

Bullenkälber sind mehr Wert als ein Kanarienvogel

„Um ehrlich zu sein, haben wir uns zu dem Zeitpunkt im letzten Jahr, als die Preise so niedrig waren, noch nicht so viele Gedanken über die Vermarktung gemacht“, ergänzt Jens Timmermann, „aber uns war klar, dass wir mit der Vermarktung der Tiere mehr verdienen würden, als sie zum Wert eines Kanarienvogels zu verkaufen.“ Ihre Erfahrung in der Direktvermarktung kam den beiden Landwirten zugute: Zum Hof der Timmermanns gehören 83 Milchkühe mit Nachzucht, eine Milchtankstelle und zwei Hühnermobile mit insgesamt 600 Legehennen. Seit dem Frühjahr 2021 sind sie Gesellschafter und Teil der Geschäftsführung der Leinetaler Landkäserei GmbH.

„Ein gewisser Kundenstamm für das Ochsenfleisch war also vorhanden“, sagt Jens Timmermann. Während der Aufzucht der männlichen Kälber machten sie in ihrem kleinen Hofladen und auf ihrer Internetseite Werbung für das Fleisch. „Unsere Kunden zeigten Interesse“, erinnert er sich.

Schwieriger sei die Suche nach einem geeigneten Schlachter in der Nähe gewesen. „Nach langer Suche fanden wir schließlich einen Schlachter im Landkreis Göttingen, der seinen Betrieb im Nebenerwerb führt. Damit hatten wir Glück, denn so viele regionale Schlachter gibt es nicht mehr und wir wollten den Transportweg zum Schlachthof für unsere Tiere so kurz wie möglich halten“, sagt Karolin Timmermann.

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