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Tiergesundheit

Follikelzysten: Ursachen, Folgen und Behandlung

Fruchtbarkeit Kuh
am Dienstag, 08.03.2022 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Fruchtbarkeitsstörungen – ein ungebetener Gast in vielen Betrieben. Schuld daran können unter anderem Follikelzysten sein. Sie sorgen für schwierigere Trächtigkeiten, Abgänge, Stress in der Herde und höhere Behandlungskosten. Wir haben Dr. Peter Zieger zu den Ursachen und Folgen befragt.

Wie erkenne ich, dass ein Tier unter Follikelzysten leidet?

Tiere rindern gar nicht oder meist unregelmäßig und lassen sich dabei aber oft nicht selbst bespringen. Die rektale Kontrolle am Eierstock mittels Hand oder Ultraschall liefert meist die Bestätigung: etwa 2,5 cm große Eibläschen auf dem Eierstock, entweder ein- oder sogar beidseitig sind zu erkennen. Zudem können eingefallene Hohlschwänze auch von außen einen Hinweis auf Zysten liefern.

Wo liegen die Ursachen für diese Follikelzysten?
In den allermeisten Fällen führt eine Energieunterversorgung zum Auftreten von Zysten. Es kommt durch hormonelle Imbalanzen nicht zum Eisprung und die Eizelle stirbt ab.
Welche Kühe haben ein erhöhtes Risiko?
Die Veranlagung von Zysten kann einerseits erblich bedingt sein. Jedoch ist die negative Energiebilanz zu Beginn der Laktation die Hauptursache auf Seiten der nicht genetisch bedingten Auslöser. Jeglicher Stress, der geeignet ist, sich auf die Futteraufnahme negativ auswirken, ist so ein potentieller Risikofaktor. Dazu gehören Schwergeburten, Transiterkrankungen in den ersten 60 Tagen nach dem Kalben, Pansen- oder Dickdarmazidosen, Klauenerkrankungen oder aber auch Euterprobleme.
Wie müssen sie behandelt werden?
In den meisten Fällen wird eine hormonelle Behandlung angezeigt sein. Mittel der Wahl ist die Zufuhr von GnRH , zum Beispiel Receptal, um die Zyklustätigkeit wieder anzuschieben. Aber auch Progesteronspiralen finden in der Therapie Anwendung, genauso wie OV-Synch-Programme. Früher riet man dazu, die Zysten mit der Hand abzudrücken. Dies gilt mittlerweile als veraltet und sollte auch aufgrund von einer Verblutungsgefahr unterbleiben.
Welche Folgen hat eine solche Erkrankung?
Unbehandelt können Zysten zur Unfruchtbarkeit und damit zum Zuchtausschluss und der vorzeitigen Verwertung der Kuh führen.
Zystenkühe stellen zudem meist “Unruhestifter” im Bestand dar und laufen Gefahr, sich beim häufigen Aufspringen zu verletzen. Durch die Unruhe sind sie selbst sehr gestresst, fressen dann wiederum selbst weniger und neigen zu hormonell bedingten Zellzahlerhöhungen.
Was passiert, wenn sie nicht entdeckt und behandelt werden?
Kühe können unter diesen Umständen sehr bald unfruchtbar werden und verlassen dann vorzeitig den Bestand.
Wie kann ich vorbeugen?
Die Züchtung sollte bestimmte Kuhfamilien im Bestand im Auge behalten, da die Heritabilität eine gewissen Bedeutung hat und ernst genommen werden sollte. Die Fütterung beziehungsweise Energieunterversorgung stellt den wichtigsten Einzelhebel der Gegenmaßnahmen dar. Treten zum Beispiel bei mehr als 5 Prozent der Kühe in den ersten 60 Tagen Zysten auf, sollte die Ration und auch die tatsächliche Futteraufnahme kritisch überprüft werden.
Hat eine verlängerte Zwischenkalbzeit Auswirkungen auf das Auftreten der Zysten?
Eher nein. Alle bisherigen Studien sehen kein häufigeres Auftreten von Zysten, wenn man mit der Besamung länger wartet. Die Gründe liegen dann in den oben genannten Einflussbereichen.
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