Kartoffelpresspülpe entsteht als Nebenprodukt bei der Stärkemehlgewinnung und besteht letztendlich aus dem faserigen Teil der Kartoffel und der technisch nicht gewinnbaren Stärke. Da es sich um ein Saisonprodukt handelt,
- ist sie nur während der Kampagne von August bis Dezember bzw. Januar verfügbar,
- als frische Pülpe offen über Wochen haltbar,
- kann aber als Silage ganzjährig verfüttert werden bei einer Mindestsilierzeit von sechs Wochen.
Als Deckschicht auf Gras- oder Maissilage schließt die Silage den Futterstock luftdicht ab und bildet damit einen zweiten Schutzmantel, muss aber selbst zur Silierung akribisch luftdicht abgedeckt werden, um die Verluste in Grenzen zu halten.
Für viele Landwirte ist die Kartoffelpülpe als Futtermittel nur in futterknappen Jahren ein Thema und die Nachfrage dann hoch. Ab Werk ist die Pülpe sehr günstig zu bekommen. Teuer macht das Futtermittel der Transport aufgrund des hohen Wasseranteils. Daher lohnt der Einsatz meist nur im Umkreis der Stärkefabriken.
Pülpe: Sehr energiereich, Futteruntersuchung zu empfehlen
Pülpe ist sehr energiereich. Die Stärkegehalte liegen zwischen 30 bis 40 Prozent in der Trockenmasse. Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe kommen dagegen nur in geringen Mengen vor. Kartoffelpresspülpe hat einen niedrigen Trockenmassegehalt von 14 bis 18 Prozent und in der Trockenmasse 6,5 bis 7,5 MJ NEL, 50 bis 70 g Rohprotein (RP) und 100 bis 130 g nXP. Das spezifische Gewicht beträgt 925 bis 1000 kg/m³, eine weitere Verdichtung ist nicht möglich.
Da die Stärke in nativer Form vorliegt, ist Kartoffelpülpe ein Futtermittel für die Wiederkäuerfütterung. Dazu passt auch der hohe Anteil an hochverdaulichen Zellwandkohlenhydraten (20 - 21 % Rohfaser in der TM). Von Bedeutung für die betriebliche Phosphor-Bilanz kann der niedrige Gehalt in der Kartoffelpülpe sein (1,3 g/kg TM).
Wegen der stark schwankenden Trockenmasse- und Energie- und Stärkegehalte ist eine Futteruntersuchung dringend zu empfehlen.
Trotz geringen TM-Gehalts treten keine Probleme mit Sickersaftbildung auf.
Ideal für Grünlandbetriebe
Ideal ist sie für Grünlandbetriebe mit dem in der Regel hohen Rohproteinüberschuss. Sie kann aber auch Getreide oder Silomais ersetzen und damit Ackerfläche freisetzen oder die teure Flächenpacht vermeiden.
Da Pülpe keine Strukturwirkung hat, liegt die vom Tierinstitut in Grub für Milchkühe empfohlene Menge bei 0,70 kg und die maximale Einsatzmenge bei 1,5 kg Frischmasse je 100 kg Lebendgewicht und Tag (5 bis 10 kg FM/Kuh und Tag). Das Institut für Tierproduktion in Dummerstorf, Mecklenburg-Vorpommern empfiehlt die Tiere allmählich an das Futtermittel zu gewöhnen. Dann könnten bei Mast und Milchvieh bis zu zehn Prozent der Gesamttrockenmasseaufnahme in der Ration aus Kartoffelpülpe bestehen.
Fütterung mit Pülpe: Strukur nicht vergessen
Bei der Fütterung muss der Gehalt an pansenabbaubaren Kohlenhydraten sowie eine ausreichende Versorgung mit Struktur berücksichtigt werden. Bei Milchkühen ergibt sich ein positiver Effekt auf die Milcheiweißbildung. Aufgrund der hohen Feuchtigkeit passt sie gut in trockene TMR-Mischungen und bindet andere Futtermittel, womit das Selektieren erschwert wird.
Schwer zu fassen ist allerdings die Auswirkung auf die zu erwartende verbesserte Gesamtfutteraufnahme durch die Auflockerung des "Speiseplans". Mehr Milch aus dem Grundfutter kann dann zu einem reduzierten Kraftfuttereinsatz bei gleichbleibender Milchleistung führen.
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