Nach zwei Dürrenjahren besteht Futterknappheit in vielen Teilen Deutschlands. Mangelnde Futterreserven machen nicht nur den Milchviehhaltern, sondern auch den Bullenmästern zu schaffen. Auch für 2020 deuten Prognosen auf ein trockenes Jahr hin. Der Maisanbau wird schon stellenweise beregnet. Im Grünland kommen enorme Schäden durch Mäuseplagen an einigen Standorten hinzu. Doch was tun, um Futterknappheit vorzubeugen? Experten raten gerade in trockenen Jahren, das Risiko für Ernteausfälle auf verschiedene Kulturen zu verteilen.
Grassilage im Vergleich zu Mais: Doppelt so viel Protein, aber weniger Energie
Was steckt in Grassilage? Mit dieser Frage beschäftigte sich die LUFA Nord-West. Sie untersuchte Grassilagen jeweils vom 1. Schnitt der letzten fünf Jahre. Im Mittel wiesen die Silagen folgende Futterwerte auf: 15,9 Prozent Rohprotein, 25 Prozent Rohfaser und 10,4 MJ ME/kg.
Die LWK Niedersachsen verglich dazu die Werte von Maissilage: 7,7 Prozent Rohprotein, 20 Prozent Rohfaser und 11,1 MJ ME/kg.
Die Grassilage enthält demnach doppelt so viel Protein wie Maissilage, aber 6 Prozent weniger Energie. Neben Protein bringt Grassilage auch Struktur in die Ration, auch die Mineralstoffgehalte liegen höher als in der Maissilage. Durch den geringeren Energiegehalt muss mehr Kraftfutter ergänzt werden. Nach Aussage der LWK Niedersachsen bieten sich neben Getreide oder CCM auch Kartoffeln an.
Grassilage als Alternative im Praxistest
Derzeit beschäftigt sich ein laufender Versuch in Österreich mit der Frage, ob sich Grassilage für die Bullenmast eignet. Fleckvieh- und Holsteinbullen wurden bei unterschiedlich hohen Kraftfutterniveaus Rationen mit 100 Prozent Maissilage und mit 67 Prozent Gras- und 33 Prozent Maissilage gefüttert. Der Kraftfutteranteil wurde so angepasst, dass eine bedarfsgerechte Versorgung mit Rohprotein und Energie gesichert war. Die Grassilage enthielt 9,7 MJ ME/kg TS und 15 Prozent Rohprotein, die Maissilage 11,0 MJ beziehungsweise 8 Prozent. Zusätzlich erhielten alle Tiere 0,5 kg Heu proTag.
Die bisheigen Ergebnisse zeigen geringere Tageszunahmen bei höherer Futteraufnahme und höherem Nierenfettanteil bei Gras-/Maisrationen im Vergleich zur reinen Maissilagefütterung. Die Handelsklassen-Einstufung und die Fleischqualität wurden nicht beeinflusst.
Bullen auch mit Grassilage erfolgreich mästen
Die Ergebnisse zeigen, dass sich Grassilage für die Bullenmast eignet, schlussfolgert die LWK Niedersachsen. Praxisbetriebe mit hohem Grünlandanteil sollen von einer erfolgreichen Mast mit Grassilage berichten. Bei der Rationsgestaltung sind im Vergleich zur Maissilage der geringere Energiegehalt sowie der höhere Rohprotein- und Mineralstoffgehalt zu berücksichtigen. Die notwendige Energieergänzung verteuert bei hohen Getreidepreisen die Mast.
Maissilage ist das Standardfutter in der Bullenmast und punktet durch höhere Flächenerträge und geringere Energiekosten (€/10 MJ ME). Grassilage spart teures Eiweißkraftfutter, bringt Struktur in die Ration und besitzt als regionales, GVO-freies Eiweißfutter eine hohe Akzeptanz in der Gesellschaft. Die Pachtpreise sind meist geringer und die Flächenverfügbarkeit höher, darüber hinaus begünstigt das Grünland die Vorgaben der Düngeverordnung zur Herbstdüngung.
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